Studenten protestierten im Juni in der Stuttgarter Innenstadt Foto: dpas

Die Universitätsrektoren machen Druck. Um international attraktiv und konkurrenzfähig zu bleiben, müssten sie mehr unterstützt werden.

Stuttgart - „Wir haben konsolidiert, wir haben optimiert, wir haben unsere Leistungen im Wettbewerb in historisch einmaliger Weise gesteigert“, sagte Hans-Jochen Schiewer, Vorsitzender der Landesrektorenkonferenz, bei einer Veranstaltung in Stuttgart. Jetzt sieht er die Landesregierung in der Pflicht. Mit dem nächsten Solidarpakt stelle sie die Weichen für die Zukunft: zur Wahl stünden „international attraktive und konkurrenzfähige Forschungsuniversitäten oder Provinzialisierung“. Noch befänden sich die baden-württembergischen Universitäten bundesweit im oberen Drittel. „Aber ohne bessere Finanzierung drohen wir ins Mittelmaß abzusinken.“

In der kommenden Woche will Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) bekanntgeben, wie das Land die Hochschulen in den kommenden Jahren unterstützen wird. Die Wunschliste der Rektoren ist lang. Die Universitäten seien seit langem überbelegt, derzeit studierten auf 100 Studienplätze 130 Studenten – ein Ende ist nicht in Sicht. Auch fehle Geld, um Forschungsvorhaben, etwa Projekte der Exzellenzinitiative, langfristig abzusichern. Allein die Universitäten beziffern ihren Mehrbedarf auf 600 Millionen Euro pro Jahr. „Wir benötigen eine langfristige, planbare, durchaus wettbewerbliche Absicherung der Spitzenforschung an Universitäten“, sagte Schiewer. Im Mai gingen landesweit Studenten und Professoren auf die Straße und forderten mehr Unterstützung.

Dass der Bedarf groß ist, ist Ministerin Bauer bewusst. Die beiden bisherigen Solidarpakte hätten den Hochschulen – zunächst den Universitäten, später auch den anderen Hochschulen – zwar Planungssicherheit gegeben. Die Universitäten hätten bis 2007 allerdings auch 1500 Stellen abbauen müssen, räumte sie ein. Entgegen früheren Prognosen stiegen außerdem die Studentenzahlen insgesamt seit 1999, an den Universitäten seit 2000 an und erreichten im Wintersemester 2013/14 mit mehr als 344 000 Studenten einen neuen Höchststand. Auch in den kommenden Jahren werde ihre Zahl auf hohem Niveau bleiben, sagte Bauer. „Und das ist auch gut so, denn wir brauchen die klugen Köpfe.“

Bauer strebt eine bessere Grundfinanzierung an. Diese ist bei den Universitäten seit 1997 nicht mehr erhöht worden – trotz deutlich gestiegener Energiekosten. Um diese zu bezahlen, müssten mittlerweile 52 Millionen Euro jährlich aus freien Personalstellen umgeschichtet werden, sagte Schiewer.

Unterstützung erhielten die Rektoren aus dem Südwesten auch vom ehemaligen Wissenschaftsminister von Berlin und Rheinland-Pfalz, Jürgen Zöllner (SPD). „Die Wissenschaft bestimmt die Zukunft“, die Erwartungen an sie stiegen kontinuierlich, sagte er. Neben der Grundlagenforschung müssten auch Lehre, angewandte Forschung, Weiterbildung und Wissenstransfer vorangebracht werden. Geklärt werden müsse aber auch, was gefördert werden solle. Die Mittel müssten stärker nach Leistung vergeben werden. Die Hochschulen müssten zudem mehr tun, um ihre Qualität zu sichern und Plagiate und Fälschungen zu verhindern.

Die Rektoren fordern auch mehr Hilfe vom Bund und setzen auf die geplante Verfassungsänderung. Am Mittwoch hat Bundesbildungsministerin Johanna Wanka (CDU) in Berlin den Gesetzentwurf zur Lockerung des sogenannten Kooperationsverbots vorgelegt. Der Bund soll an Hochschulen künftig auch dauerhaft Vorhaben fördern können, die eine überregionale Bedeutung haben. Das 2006 beschlossene Kooperationsverbot untersagt, Bereiche zu unterstützen, für die die Länder zuständig sind – das sind unter anderem Schulen und Hochschulen. Für die Schulen will Wanka aber am Kooperationsverbot festhalten.