Seit vier Jahren reist der Belgier Bjorn Troch als sogenannter Social Traveler um die Welt. Zurzeit geht es im gelben VW-Bus durch Kanada. Foto: Duval

Der Belgier Bjorn Troch reist um die Welt und berichtet darüber in den sozialen Netzwerken. Der Witz dabei: Seine Online-Freunde sagen ihm, wo er hinfahren soll.

Bjorn Troch sitzt auf dem Dach seines gelben VW Bulli, die Gitarre ausgestreckt, als wäre sie eine Kompassnadel. Seit vier Jahren reist der Belgier um die Welt. Die Route bestimmen Fans aus seinem sozialen Netzwerk. Wegen ihnen muss er als Straßenmusiker mit einem altersschwachen VW-Bus Baujahr 1978 durch Kanada fahren. Er habe es nach Saskatchewan, die Heimat der Prärie geschafft, schreibt Bjorn Troch auf seiner Facebook-Seite. Am Tag darauf fällt der Eintrag weniger euphorisch aus. Der Motor des Busses streikt mal wieder. Und das ausgerechnet in der nur wenig bevölkerten Provinz Saskatchewan. Dass er derzeit Kanada in einem alten VW durchquert, haben seine Fans entschieden. Das Benzingeld verdient er sich als Straßenmusiker - auch das haben die Fans bestimmt. Der Haken dabei: Bjorn kann gar nicht Gitarre spielen.

Seit vier Jahren reist er als Social Traveler rund um den Erdball. Und hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Reisen mit interkulturellen Begegnungen zu verknüpfen. In Asien chauffierte er mit einem Tandem-Fahrrad von Kuala Lumpur bis Hongkong Passagiere, Südindien bereiste er mit einem alten Royal-Enfield-Motorrad, und in Neuseeland war er als Tramper unterwegs. Bjorn Troch liebt diese Aufgaben, die ihn virtuell über das soziale Netzwerk mit Menschen zusammenbringen. Für seine Weltenbummlerei stellte er sich zwei Regeln auf: Reiseführer und Online-Suche sind tabu. Alle Informationen stammen ausschließlich von Kontakten, die im Internet zustande kommen. „Mich reizte die Erfahrung, mich herausfordern zu lassen und dabei Neues zu erleben“, erzählt Bjorn Troch. Auch in den kommenden Jahren will er als Globetrotter 2.0 um die Welt reisen. Auf seiner Website beschreibt der 36-Jährige, der als Social- Media-Berater arbeitete, seine Leidenschaft: „Menschen, Reisen und soziale Netzwerke.“

Trochen folgen über 200.000 Menschen

Anfang 2010 startete er sein Projekt Social Traveler. Seine erste Herausforderung: Er wanderte den Jakobsweg. Danach ging es durch Europa weiter nach Asien. Inzwischen wächst seine Fangemeinde im Netz. Auf den Fotos, die er postet, ist stets ein lachender Bjorn Troch mit seinen Fans zu sehen (www.facebook.com/TheSocialTraveler; www.thesocialtraveler.net). Bei einer Jam-Session mit Gitarre, beim Angeln auf einem Boot. Handelt es sich um einen als Medienprojekt getarnten Dauerurlaub? Troch wehrt ab. Er sieht sich durchaus in der glücklichen Lage zu reisen, aber das gelinge ihm nur, weil er sich auf das Abenteuer „Social Media“ einlässt und offen auf Leute zugeht. Während der ersten Jahre lebte Bjorn Troch von seinem Ersparten. Inzwischen hat er mit seinem Netzwerk so viel Aufmerksamkeit erreicht, dass sogar Tourismus-Organisationen und Firmen auf den „Social Traveler“ aufmerksam geworden sind. Von denen wird er finanziell oder mit Produkten gesponsert. Derzeit sind es nach Angaben von Troch über 200 000 Menschen, die er monatlich mit seinem Netzwerk erreicht. Die Popularität wächst. Interviews, Zeitungsberichte und Fernsehauftritte sind fast schon an der Tagesordnung.

Auch davon profitiert der „Social Traveler“: Oft erhält er spontane Einladungen zu Ausflügen und Mahlzeiten. Hin und wieder offeriert man ihm ein Zimmer. Während Bjorn auf seine Fans zählen kann, lässt ihn sein klappriger Bus öfter mal im Stich: In Fredericton in der kanadischen Provinz New Brunswick streikte der Anlasser. Troch startete einen Hilferuf über Facebook. Innerhalb kurzer Zeit bekam er einen Tipp, der ihn zu einem gewissen Gunther führte: ein Deutscher, der vor Jahren nach Kanada ausgewandert ist und eine kleine Autowerkstatt betreibt. „Er baute mir nicht nur den neuen Anlasser ein, sondern reparierte den Motor. Er schnurrt jetzt wie eine Katze“, freut sich der Belgier. Doch die Freude war nur von kurzer Dauer, und Troch musste erneut einen Hilferuf über Facebook starten, als der Motor zwischen Saskakoon und Regina ein paarmal stotterte und schließlich den Dienst versagte. Immerhin hat die Kiste bisher über 12 000 Kilometer durchgehalten. Ob sie es bis zum nächsten Ziel, dem Yukon durchhält, wagt er allerdings zu bezweifeln.

Im Augenblick leben

Überhaupt plagen Bjorn Troch derzeit Sorgen: Der Winter steht vor der Tür, und am Yukon fallen die Temperaturen bis auf unter minus 40 Grad. Jetzt sucht er händeringend nach einem Ofen und einem Daunenschlafsack für die bitterkalten Nächte im Bus. Denn als er das Gefährt kaufte, fehlte die Heizung. Das war während der Sommermonate nicht tragisch. Derzeit jedoch klettern die Temperaturen in der Prärie-Provinz kaum über null Grad. Auf Facebook hat er bereits eine Nachricht gepostet, in der er auf die Hilfe der VW-Fans in Kanada hofft. Auch das ist Teil des Abenteuers. „Durch meine Reisen habe ich meine Komfortzone erheblich erweitert und habe viel über mich gelernt. Vor allem, im Augenblick zu leben.“

Und den verbringt Bjorn Troch oft mit Gitarre-Spielen. Außer seinem Instrument hat er stets sein „Jeans-Büro“ bei sich: In seiner Hosen- und Jackentasche befindet sich sein Smartphone, mit dem er mit seinen Fans kommuniziert. Mit seinem Projekt möchte Bjorn Troch seiner Online-Fangemeinde die Möglichkeit geben, Teil seines sozialen Reiseabenteuers zu sein. „Ich erhalte sehr viele Rückmeldungen von meinen Lesern. Sie lieben meine Bilder und Geschichten, und es macht ihnen Spaß, aktiv meine Reise zu beeinflussen.“ Allen künftigen Globetrottern gibt er einen Tipp mit auf den Weg: „Seid kommunikativ. Geht auf Leute zu, entweder in Person oder über soziale Netzwerke. Dann steht euch die ganze Welt offen.“