Bundestrainer Alfred Gislason während dem Spiel. Foto: dpa/Federico Gambarini

Deutschlands Handballer spielen um eine EM-Medaille. Daran ändert auch die Niederlage im letzten Hauptrundenspiel gegen Kroatien nichts. Das Spiel im Überblick.

Trotz Niederlage ins Halbfinale: Deutschlands Handballer spielen bei der Heim-EM um eine Medaille und dürfen weiter auf ein Wintermärchen hoffen. Das Team von Bundestrainer Alfred Gislason kassierte am Mittwochabend zum Abschluss der Hauptrunde gegen Kroatien allerdings eine ernüchternde 24:30 (14:13)-Pleite und versäumte es, sich weiteres Selbstvertrauen für den Halbfinal-Kracher gegen Weltmeister und Topfavorit Dänemark zu holen. Das andere Vorschlussrundenspiel bestreiten am Freitag Olympiasieger Frankreich und Titelverteidiger Schweden. 

Vor 19 750 Fans in der erneut ausverkauften Kölner Lanxess Arena waren Sebastian Heymann und Johannes Golla mit je vier Toren beste Werfer für die DHB-Auswahl, die letztmals vor fünf Jahren bei der Heim-WM im Halbfinale eines großen Turniers stand. Damals ging die deutsche Mannschaft, die sich durch den Teilerfolg das Ticket für die WM 2025 sicherte, als Vierter leer aus. 

Dieses Mal soll endlich das erste Edelmetall seit 2016 her, als Deutschland EM-Gold und Olympia-Bronze gewann. „Dänemark ist eine überragende Mannschaft, aber die werden sich trotzdem ihren Druck machen. Mit diesem tollen Publikum im Rücken ist alles möglich“, sagte DHB-Sportvorstand Axel Kromer in der ARD. 

Vom EM-Triumph vor acht Jahren sind noch Torwart Andreas Wolff, Linksaußen Rune Dahmke, Rückraumspieler Kai Häfner und Kreisläufer Jannik Kohlbacher dabei. „Der erste Haken ist dran, aber sie wollen nach den Sternen greifen“, sagte Ex-Nationalspieler Dominik Klein zu den Ambitionen des DHB-Teams.

Schon beim Warmmachen wurden die Schützlinge von Bundestrainer Alfred Gislason, mit dem der Deutsche Handballbund den im Sommer auslaufenden Vertrag nach der EM möglichst schnell verlängern möchte, von den Fans euphorisch für das Erreichen des ersten großen EM-Etappenziels gefeiert. 

Möglich wurde dies durch die Patzer der Konkurrenz. Zunächst musste sich Österreich gegen Island mit 24:26 geschlagen geben, danach unterlag Ungarn dem Rekord-Weltmeister Frankreich mit 32:35. Dennoch kündigte Gislason an: „Wir wollen unsere Spielweise und unseren Rhythmus beibehalten.“

Zu wenig Konzentration beim Abschluss

Entsprechend schickte der 64 Jahre alte Isländer zu Beginn seine stärkste Formation auf das Parkett. Und die sorgte auch gleich für gute Stimmung auf den Rängen. Zwischen den Pfosten war Wolff gleich auf Betriebstemperatur. Der Routinier parierte in der Anfangsphase fünf Würfe der Kroaten, was der DHB-Auswahl eine schnelle 5:3-Führung ermöglichte. 

Doch dann schlichen sich Unkonzentrierten beim Abschluss ein. Mitte der ersten Halbzeit lag der EM-Gastgeber nach sieben Minuten ohne eigenen Treffer mit 6:8 hinten. Gislason brachte kurz darauf dennoch die zweite Rückraum-Reihe mit Renars Uscins, Philipp Weber und Sebastian Heymann, der wie schon gegen Ungarn stark auftrumpfte und mit drei Toren großen Anteil an der knappen Halbzeit-Führung der DHB-Auswahl hatte.

Vorderleute verballer zu viele Würfe

Nach dem Wechsel wurde der Chancen-Wucher noch schlimmer. Immer wieder scheiterten die deutschen Schützen an Kroatiens Torwart Dominik Kuzmanovic. Zwar zeigte auch der für Wolff gekommene David Späth mit einigen Paraden, dass er im Turnier ist. Doch seine Vorderleute verballerten zu viele Würfe. 

Zehn Minuten vor Schluss lag die deutsche Mannschaft mit 19:25 zurück. Das brachte Gislason auf die Palme. „Wer sich nicht konzentrieren kann, muss sich melden und geht raus“, schimpfte der Bundestrainer. Besser wurde es jedoch nicht. So gab es am Ende die erste Niederlage im Kölner Handball-Tempel, wo Deutschland zuvor in 14 Länderspielen nie verloren hatte.