Smartphones in Kinderhänden: Eltern sollten ihren Nachwuchs damit möglichst nicht alleine lassen. Foto: picture alliance/dpa/Henning Kaiser

Der Ulmer Hirnforscher Manfred Spitzer hält Ausnahmen auch in der Coronazeit für falsch. Das Landesmedienzentrum rät Eltern vor allem, ihre Kinder im Blick zu behalten – und ein Vorbild zu sein.

Stuttgart - Auch in der Coronazeit sollten Eltern im Umgang mit Smartphone, Tablet oder Laptop sich als ein Vorbild verstehen, sagt der Stuttgarter Medienpädagoge Sebastian Seitner von der Landesmedienanstalt. „Sie schauen vielleicht selbst häufiger auf das Smartphone, als ihnen bewusst ist.“ Vor allem Babys und kleine Kinder leiden Experten zufolge, wenn Eltern permanent aufs Handy starren. Bindungsstörungen, mangelnde Empathie und Konzentrationsprobleme könnten die Folge sein.

Befragung zeigt Anstieg der Mediennutzung

Eine Befragung der Studienreihe Jugend, Information, Medien (JIM) zeigte im April, dass viele Kinder und Jugendliche im Alter von 12 bis 19 Jahren während der Schulschließung mehr Zeit mit Youtube, Streamingdiensten und Fernsehen verbrachten.

Medienpädagoge Seitner hält vor allem die Dauer für entscheidend. Angesichts von digitalen Unterrichtsformen verbrächten Schulkinder derzeit unter Umständen mehr Zeit vor dem Bildschirm. „Was Eltern gerade in diesen Zeiten viel erscheint, ist vielleicht gar nicht so viel“, sagt er. „In diesen Zeiten kann es auch einmal etwas mehr sein. Eltern sollten aber genau hinschauen, wie das Kind die Mediennutzung verträgt.“ Grundsätzlich sollten die Eltern die Kinder nicht alleine lassen und Grenzen setzen. Acht Stunden täglich vor der Spielekonsole seien natürlich nicht in Ordnung, so Seitner.

Altersgerechte Filme könnten eingesetzt werden, aber nicht um Kinder ruhig zu stellen. Interaktive Kinderspiele könnten auch schon im Kindergartenalter sinnvoll sein – etwa wenn Kinderbücher umgesetzt werden. „Im Kleinkindalter sollten die Eltern den Kindern vermitteln, dass es sich derzeit um eine Ausnahmesituation handelt.“

Keine acht Stunden vor der Spielekonsole

Der Ulmer Hirnforscher Manfred Spitzer warnt hingegen vor Ausnahmen beim Medienkonsum. „Bis zu einem Alter von zwei oder zweieinhalb Jahren schaden Bildschirme“, sagt er. „Sie fragen ja auch nicht: Darf mein Kind ein Schnäpsle trinken?“ Die Weltgesundheitsorganisation mache da klare Vorgaben: „Im Vorschulalter ist weniger mehr. Danach ist die Rede von 15 bis 30 Minuten“, so Spitzer. Eltern müssten immer abwägen, so der Neurowissenschaftler und stellt klar: „Bildschirmmedien erzeugen Sucht.“ Es gebe hier keine zwei Seiten, die man gegeneinander abwägen könne, ist er überzeugt: „Es gibt richtig und falsch.“