Mehr als 6000 Flaschen zählt die Weinsammlung von Fabian Alber im Keller in Sillenbuch. Foto: Barnerßoi

Der 23-jährige Fabian Alber hat sich als drittbester Winzer Deutschlands behauptet, obwohl er aus keiner Wengerter-Familie stammt. Nun trifft er Angela Merkel.

Sillenbuch - Als Fabian Alber seine Ausbildung zum Winzer antrat, hat er Wein nicht besonders gemocht. Und als der Lehrer in der Berufsschule Ananas- oder Champignon-Aromen im Wein riechen wollte, zog er nur ungläubig die Augenbrauchen hoch. Das ist etwa sechs Jahre her. Heute liebt Fabian Alber Wein. Und er riecht blind unzählige Aromen – das hat er kürzlich mit einer mit Plastiktrauben abgeklebten Brille im „Wetten dass..?“-Stil bewiesen. Mit dieser und weiteren Aufgaben hat sich der 23 Jahre alte Sillenbucher beim Bundeswettbewerb der Landjugend auf den dritten Platz der Winzer gekämpft.

Die Leidenschaft und das Talent liegt Fabian Alber keinesfalls im Blut. Er stammt aus keiner Wengerter-Familie. „Meine Eltern sind Kaufleute“, erzählt Alber, der derzeit an der Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau in Weinsberg den Techniker macht. Mit 16 Jahren half der damalige Schüler der Heumadener Birken-Realschule Bekannten in Rohracker erstmals bei der Traubenlese. Da war es um ihn geschehen. „Ich fand es toll, auch draußen arbeiten zu können“, erzählt er.

Fluch und Segen zugleich

Als Nicht-Winzer-Sohn will der 23-Jährige zeigen, dass ein Einstieg in den Beruf trotzdem möglich ist. „Es ist Fluch und Segen zugleich“, sagt er. Zum einen fehle die Erfahrung von klein auf. Und ein eigenes Weingut aufzubauen, sei sehr schwierig. Dafür habe er aber keine Verpflichtung, das Gut der Eltern zu übernehmen. Und er sei offener für die Dinge, da er keine über Generationen weitergetragene Meinung hat.

Überhaupt wünscht sich Fabian Alber, dass sich das gängige Bild des Winzers ändert. „Ein Winzer ist nicht zwangsweise ein alter Mann mit Kittelschürze, Gummistiefeln und Strohhut, der nur bei Sonnenschein am Weinberg steht“, sagt der junge Mann, der ein Hemd, kurze Hosen und einen modischen Sechstagebart trägt. Er jedenfalls sei stolz darauf, dass er mit dem dritten Platz im Wettbewerb bewiesen hat, dass es jeder schaffen kann.

Der Preis für den Platz auf dem Treppchen sind neben der eigentlichen Prämie vor allem Kontakte. Die Gewinner des Landjugend-Wettbewerbs dürfen im Herbst zu Fortbildungen nach Bonn und Brüssel, im Januar 2014 fahren sie zur Messe Grüne Woche. Und nächsten Donnerstag trifft Fabian Alber die Bundeskanzlerin Angela Merkel – sie ehrt die Bundessieger auf dem Deutschen Bauerntag. Der Jungwinzer ist gespannt, was ihn erwartet. Ein gutes Netzwerk sei das Wichtigste für einen Quereinsteiger, der keinen Betrieb erbt.

„Ich will auf jeden Fall noch mal ins Ausland“

Bis er sich eventuell einmal mit einem eigenen Weingut selbstständig macht, will Fabian Alber noch einiges sehen. Seit seinem Aufenthalt von acht Monaten auf einem 3000 Hektar großen Weingut in Neuseeland nach der Lehre, hat er Blut geleckt. „Ich will auf jeden Fall noch mal ins Ausland“, sagt er. Nach China zum Beispiel, wo der Weinbau noch sehr selten ist.

Zunächst muss Fabian Alber aber ein weiteres Jahr die Schulbank drücken, bevor er sich den Traum erfüllen kann. So lange kann er weiter an seiner mehr als 600 Flaschen zählenden Weinsammlung im Keller in Sillenbuch arbeiten. Und von seinem Lieblingswein, dem Riesling, schlürfen. Wein schmeckt Fabian Alber inzwischen. „Aber“, verrät er, „zum Feierabend trinke ich gerne auch mal ein Bier“.