Der SGV Freiberg beendet in der Regionalliga die Erfolgsserie der TSG 1899 Hoffenheim II und bleibt dank eines 3:1-Sieges selbst an der Tabellenspitze dran.
„I need a miracle“ tönt an diesem Samstag als Einlauflied der Partie SGV Freiberg gegen 1899 Hoffenheim II aus den Boxen des spärlich besuchten Wasenstadions. Klar ist: Der Gegner hat einen Lauf und ist einer der heißen Anwärter in der Aufstiegsfrage. Und dieses Miracle, dieses Wunder, nimmt tatsächlich schnell Form an. Kaum sind die Einlaufmusik verstummt und der Anpfiff ertönt, steht es schon 1:0. Keine 20 Sekunden sind gespielt, als Iosif Maroudis über Linksaußen stürmt, in die Mitte zieht, und den Ball aus 16 Metern flach versenkt. Der Keeper hinter der überrumpelt wirkenden Gästeabwehr ist zwar noch dran, kann das Leder aber nicht festhalten. Ein Traumstart für den SGV.
Doch die Führung hält nicht lange. Hoffenheim zeigt sich nicht geschockt, lässt den Ball anschließend durch die Reihen laufen. Auch immer wieder bis in den Strafraum, wo dann Marco Kehl-Gomez in der 7. Minute zur Grätsche ansetzt, als der Ball nicht mehr in Reichweite ist, dafür aber sein Gegenspieler. Beim Elfmeter ist Torhüter Michael Gelt zwar im richtigen Eck, kann gegen Frederik Schmahl aber nicht parieren – 1:1.
SGV Freiberg verschießt einen Foulelfmeter
Freiberg setzt gegen das spielstarke Hoffenheim auf frühes Pressing, möchte die Kombinationen des Gegners gar nicht erst aufkommen lassen. Das klappt teilweise gut, hin und wieder kommen die Gäste aber doch in den Strafraum. Wo dann die beiden großgewachsenen Innenverteidiger David Pisot und Yannick Osee zur Stelle sind. Die Gäste sind nun aber oben auf. „Da haben wir 20, 25 Minuten lang einen Schwimmkurs bekommen“, sagt der Freiberger Trainer Roland Seitz. Eine Phase, „die mich geärgert hat“.
Als er als Reaktion darauf, einen seiner beiden Mittelstürmer etwas zurückzieht, fängt sich sein Team aber und tritt immer selbst offensiv in Erscheinung. Emir Kuhinja schießt erst weit drüber (31.) und scheitert dann am Keeper (39.). Mit dem Pausenpfiff liegt die Führung erneut in der Luft: Doch nach einem Foul an Simon Klostermann, der zu Boden gedrückt wird, schießt Filimon Gerezgiher den Strafstoß an die Oberlatte.
In der zweiten Hälfte setzt genau das ein, worauf die Freiberger gehofft hatten: Der Rasen entwickelt sich von Minute zu Minute mehr zu einem Acker, was den spielerischen Ansatz der Gäste deutlich erschwert. Dazu verschärft Freiberg das Pressing. „Freiberg war super eingestellt und hat gezeigt, was Männerfußball ist“, wird Gästecoach Vincent Wagner später nach dem Abpfiff sagen.
Sehenswerte Direktabnahme bringt das 3:1
Und in der Tat: Freiberg verteidigt gemeinschaftlich, gewinnt viele Zweikämpfe und lässt quasi keine Torchancen mehr zu. Und setzt in den richtigen Momenten nach: So luchst Emir Kuhinja dem Gegner weit vorne den Ball ab, zieht direkt Richtung Tor und schießt überlegt ein (67.) – die nicht unverdiente Führung. Beachtlich: In der Folge unterbinden die Freiberger eine Reaktion der Gäste, halten den Gegner weit vom eigenen Tor fern und sind sogar näher am 3:1 dran als Hoffenheim am Ausgleich. Als Ruben Reisig Filimon Gerezgiher per Traumpass auf die Reise schickt, scheitert der aber freistehend am Keeper. Die folgende Ecke köpft Reisig knapp drüber (74.).
Zehn Minuten später fällt aber die Vorentscheidung, und zwar eine sehenswerte: Nach einer Ecke des SGV wird der Ball hoch aus dem Strafraum geklärt. Dort, 20 Meter vor dem Tor, steht Kehl-Gomez, der ihn per Direktabnahme aus der Luft – wie einst VfB-Spieler Thomas Hitzlsperger zur Meisterschaft 2007 – direkt nimmt und ihn punktgenau im linken Winkel versenkt. Marke „Tor des Monats“. Das „Miracle“ war perfekt.
„Uns war klar, dass uns der Rasen in die Karten spielen kann. Hut ab vor meinem Team, dass es nach dem vergebenen Elfmeter nicht aufgegeben hat. Es zeigte Mentalität“, sagt Seitz. Freiberg ist Fünfter, vier Zähler hinter dem Ersten Stuttgarter Kickers.
SGV Freiberg: Gelt – Littmann, Pisot, Osee, Weik (73. Gibs) – F. Gerezgiher (93. Sankoh), Reisig, Kehl-Gomez, Maroudis (91. Amenta) – Klostermann (73. Pietzsch), Kuhinja (93. Veselaj).