Senioren im Straßenverkehr Foto: dpa

Obwohl sie vorsichtig fahren, sind ältere Autofahrer häufig in Unfälle verwickelt. Mehr Beratung könnte helfen, glauben Fachleute. Für notwendig halten sie aber auch Alternativen zum Auto.

Stuttgart - Weil ältere Verkehrsteilnehmer überproportional häufig in tödliche Unfälle verwickelt sind, muss sich die Politik nach Ansicht von Fachleuten stärker um sie kümmern. Eine vom Land eingesetzte Projektgruppe hat deshalb 21 Maßnahmen vorgeschlagen, um die Verkehrssicherheit von Senioren zu erhöhen und gleichzeitig deren Mobilität zu erhalten. Dazu zählen zum Beispiel Kampagnen über die Vorteile des Fahrradhelms, eine seniorengerechte Gestaltung des Verkehrsraums, aber auch Konzepte zur freiwilligen Rückgabe des Führerscheins. Die Fachleute empfehlen auch, den öffentlichen Nahverkehr seniorengerecht auszubauen, damit die Zeit nach dem Auto nicht mit einem Verlust an Mobilität einhergeht.

„Was wir nicht möchten, sind verpflichtende Elemente“, sagte Innenminister Reinhold Gall (SPD). So sprächen sich die Fachleute ausdrücklich gegen Fahreignungstests aus. Sie empfehlen allerdings die Einführung von verpflichtenden Sehtests für alle Verkehrsteilnehmer, unabhängig vom Alter. Gall: „Es ist nicht begründbar, warum man sie von Lkw-Fahrern verlangt, nicht aber von Pkw-Fahrern.“ Man müsse eine Form finden, solche Tests in Vorsorgeuntersuchungen einzubinden.

Sozialministerin Katrin Altpeter (SPD) wandte sich ebenfalls gegen eine pauschale Behandlung bestimmter Altersgruppen, riet aber dazu, das Thema Fahrtüchtigkeit in den Familien zu diskutieren. Wenn ältere Autofahrer zum Sicherheitsrisiko würden, müsse man dies offen ansprechen.

Im vergangenen Jahr war fast ein Drittel der 466 Verkehrstoten im Land älter als 65 Jahre. Bei den getöteten Fußgängern betrug ihr Anteil 40 Prozent, bei den Radfahrern fast zwei Drittel. Das Land will die Radhelm-Kampagne für junge Menschen deshalb auf Senioren ausdehnen.