Im Unteren Glemstal wird in wenigen Tagen der Baumbestand gepflegt. Der Ditzinger Obst- und Gartenbauverein verantwortet dort auch den Wildobstlehrpfad. Foto: factum/Granville

Der Obst- und Gartenbauverein in Ditzingen nutzt eine landesweite Aktion, um für Streuobstwiesen zu werben: Die Kulturlandschaft müsse erhalten bleiben.

Ditzingen - Knorrige Bäume, grüne Wiesen und der Duft von reifen Äpfeln an den Ästen, und manchmal auch der säuerliche Geruch von fauligem Obst im Gras: Streuobstwiesen prägen hierzulande die Kulturlandschaft. Doch auch diese Flächen müssen gepflegt werden.

Um darauf aufmerksam zu machen, hat der Landesverband Obstbau, Garten und Landschaft Baden-Württemberg (LOGL) die Streuobstpflegetage initiiert. In diesem Jahr hat sich der Ditzinger Obst- und Gartenbauverein der Aktion angeschlossen. Mitte März lädt der Verein zur Baumpflege ins Untere Glemstal ein. Der März sei der ideale Zeitpunkt dafür. „Ziel der Aktion ist es, auf die Bedeutung der Obstbaumpflege zur Erhaltung der Bäume aufmerksam zu machen“, teilt der Ditzinger Obst- und Gartenbauverein (OGV) mit. Den gesamten Monat über finden die landesweiten Streuobstpflegetage statt. Im Landkreis beteiligt sich laut dem LOGL auch der Obst- und Gartenbauverein Eglosheim.

Zwei Aktionen kombiniert

Die Ditzinger kombinieren an diesem Tag zwei Angebote. Die Aktion des Landes wird unterstützt mit einer Baumpflege, die ohnehin geplant gewesen sei, sagt die Schriftführerin des Vereins, Annegret Pröpper-Zipperer. Die Bäume werden geschnitten, um sie gesund zu halten. „Auch wer keine Erfahrung im Bäumeschneiden hat, kann sich nützlich machen“, heißt es in der Einladung des Vorsitzenden Helmut Bier. Neue Gesichter sind im Unteren Glemstal immer gern gesehen. Anders als in den vergangenen Jahren nehme das Bewusstsein für die Streuobstwiesen zu, sagt Pröpper-Zipperer. Gleichwohl sei man aber noch weit davon entfernt, sich keine Sorgen mehr über die Erhaltung der Kulturlandschaft machen zu müssen.

Der Verein hat derzeit 225 Mitglieder, Tendenz „ganz leicht steigend“. Zuletzt sei gleich eine ganze Familie beigetreten. Und dass Urs Renninger Mitglied des Ditzinger OGV wurde, freut sie besonders. „Wir sind stolz darauf“, sagt Pröpper-Zipperer. Der Student der Agrarwissenschaften hat sich der Herstellung von Cidre aus Streuobst verschrieben. In einem Freiwilligen Ökologischen Jahr in Frankreich lernte er französische Herstellungsverfahren für Apfel- und Birnencidre.

Ein Preisträger unter den Mitgliedern

Urs Renninger wurde in diesem Jahr ausgezeichnet im Landeswettbewerb „Innovationen und Start-ups in der Land- und Ernährungswirtschaft“. Der Ditzinger war aus 43 Bewerbungen als einer von vier Siegern hervorgegangen.

Nachdem der wirtschaftliche Nutzen mehr und mehr in den Hintergrund getreten ist, seien die Obstwiesen zunehmend zum Luxusgut geworden, heißt es beim Landesverband Obstbau, Garten und Landschaft. Das baden-württembergische Ministerium für ländlichen Raum und Verbraucherschutz streicht die hohe Biodiversität auf diesen Flächen heraus: „Hier kommen viele Tier- und Pflanzenarten vor, insbesondere auch im Grünland unter den Bäumen, und hier findet man viele genetische Ressourcen in Form der Obstsorten wie in keinem anderen Ökosystem in Deutschland.“

Untersuchung per Laser

Baum
Der Anteil jener Bäume im Land, die gefällt werden müssen – zwölf Prozent – wird vom Anteil junger Bäume – 13 Prozent – in etwa gedeckt. Auch wenn dieses Ergebnis zunächst generell hinsichtlich des Bestands positiv erscheine, müsse immer auch betrachtet werden, ob die Bäume auch gepflegt würden, heißt es in einer landesweiten Erhebung, die das baden-württembergische Landwirtschaftsministerium bereits 2008 veranlasst hatte.

Bestand
In der Studie wurde auch die Anzahl der Streuobstbäume per Laserscan erfasst. Demnach sind es im Landkreis Böblingen 4,1 Streuobstbäume pro Hektar, in Esslingen 7,2; im Kreis Göppingen sind es 3,8, in Ludwigsburg 5,8 und im Rems-Murr-Kreis 6,6. Im Stadtkreis Stuttgart gibt es 5,7 Streuobstbäume je Hektar.

Beginn
Die Ditzinger Aktion zur Streuobstwiese findet am Samstag, 16. März, von 14 Uhr an im Unteren Glemstal statt.