Die Walterichschule und die Herzog-Christoph-Schule teilen sich die Gebäude. Foto: 7aktuell.de/Kevin Lermer

Am Rande des Einsatzes in zwei Murrhardter Schulen haben sich dramatische Szenen abgespielt. Es gibt eine Vermutung, wie es zum Fehlalarm kommen konnte.

Der Amok-Alarm an der Walterichschule und der Herzog-Christoph-Schule in Murrhardt war ein Fehlalarm – das hatte sich schon während des dadurch ausgelösten Großeinsatzes gezeigt. „Aber mit der Entwarnung war die Sache für uns noch nicht vorbei“, sagt der Schulleiter der Herzog-Christoph-Schule, Carsten Gehring. Er sei am Mittwoch in jede Klasse gegangen – „die haben mich natürlich mit Fragen gelöchert“. Die Schulseelsorgerin und die Schulpsychologen kümmerten sich um Schüler und Lehrer, die Gesprächsbedarf hatten. Ab Montag werden diese auch durch Schulpsychologen des Kultusministeriums verstärkt.

Offenbar war die Ursache des Großeinsatzes ein technischer Defekt. „Ein Techniker, der das untersucht hat, hat die Vermutung geäußert, dass die große Hitze den Fehlalarm ausgelöst haben könnte“, erklärt Gehring. Seine Schule ist ein Sonderpädagogisches Bildungs- und Beratungszentrum, das sich den Gebäudekomplex mit der deutlich größeren Walterichschule teilt, einer Gemeinschaftsschule. Nach dem Alarm erklang in den Gebäuden beider Schulen eine automatische Durchsage mit der Aufforderung, in den Klassenzimmern zu bleiben und Türen und Fenster zu schließen.

Gerade im Rems-Murr-Kreis weckt ein solcher Alarm Erinnerungen an den Amoklauf von Winnenden im Jahr 2009. Geht eine solche Nachricht ein, setzt die Polizei sofort viele Einsatzkräfte in Bewegung, um im Ernstfall keine Zeit zu verlieren. So auch am Dienstag: 20 Streifenwagen wurden zu den beiden Murrhardter Schulen beordert. Polizisten in schwerer Schutzausstattung, bewaffnet mit Maschinenpistolen, durchkämmten die Schulgebäude.

In den sozialen Netzwerken verbreiteten sich Fake News

Die Klassenzimmer waren zu diesem Zeitpunkt bereits verriegelt – eine Vorsichtsmaßnahme, die im Fall eines Amoklaufs Menschenleben retten soll. Auch andere Schulen und sogar Kindergärten in Murrhardt verriegelten ihre Türen. Gehring selbst war mit zwei Kolleginnen im Rektorat eingeschlossen. „Natürlich hatte ich Angst – man kann ja nicht nach draußen gehen und prüfen, ob es ein Fehlalarm ist“, erzählt er. Er habe in dieser Situation ständig Kontakt zur Polizei und dem Kollegium gehalten.

Neben der Polizei war auch das Rote Kreuz im Einsatz. An der Festhalle versorgten Einsatzkräfte Schüler und Lehrer, die nach und nach aus der Schule gelassen wurden – und besorgte Eltern, die angesichts der Gerüchte in den sozialen Netzwerken an die Schule gekommen waren. Dort verbreiteten sich derweil Fake News, es seien Schüsse gefallen . Manche Eltern versuchten, entgegen der Anweisungen der Polizei zu ihren Kindern im abgesperrten Schulkomplex zu gelangen. „In dieser Situation ist das natürlich nachvollziehbar“, so ein Polizeisprecher.

Um die Schüler, Eltern und Lehrer zu betreuen, war unter anderem die Psychologische Notfallversorgung des DRK-Kreisverbands im Einsatz. „Wir sind froh und dankbar, dass wir hier lediglich zur Vorsorge da waren und es außer kleinen hitzebedingten Aufgaben nicht zum Ernstfall kam. Danke an alle Beteiligten und auch an die geduldigen Eltern, die zumindest bei uns ruhig und sachlich waren“, so das Murrhardter Rote Kreuz in einer Mitteilung.