Der Westen bringt 490 Neuankömmlinge unter. Foto: dpa

Der Stadtbezirk Stuttgart-West wird nochmals 490 Flüchtlinge aufnehmen und sie im Laufe des Novembers auf zwei leer stehende Schulgebäude verteilen. Der Schulbetrieb wird davon nicht beeinflusst.

S-West - Die Zahl der Neuankömmlinge in Stuttgart wird sich gegenüber dem September auf 1212 Personen verdoppeln. Ein großer Teil der neuen Flüchtlinge wird im Westen Quartier beziehen. Der Bezirk wird nochmals 490 Leute aufnehmen und sie interimsweise auf zwei leer stehende Schulgebäude verteilen. 250 Personen sollen in die Friedensschule einziehen, die seit dem Sommer geschlossen ist, 240 weitere Flüchtlinge kommen in der leer stehenden Hedwig-Dohm-Schule unter. Am Dienstagabend erläuterte der Leiter des Sozialamts, Stefan Spatz, im Bezirksbeirat das weitere Vorgehen der Stadt und beantwortete die zahlreichen Fragen der Bezirksbeiräte, die sich darin einig zeigten, dass man die Herausforderungen eben so klaglos wie pragmatisch angehen müsse.

Flüchtlinge können nicht selbst kochen

Die beiden Schulgebäude sollen bis Anfang November bezugsfertig sein. Laut Sozialamtsleiter Spatz beeinträchtige deren zeitweise Nutzung als Flüchtlingsunterkunft den Unterrichtsbetrieb kaum. Auch könne das Eberhard-Ludwigs-Gymnasium wie geplant die Hedwig-Dohm-Schule als Ausweichquartier während der Sanierungsarbeiten nutzen. Im Frühjahr nächsten Jahres sollen die Flüchtlinge wieder ausziehen. Der Vorteil von Schulgebäuden sei, dass baulich kaum Veränderungen vorgenommen werden müssten, so der Sozialamtsleiter. Die vorhandenen Schulküchen könnten zwar nicht genutzt werden, weshalb ein Cater-Service engagiert werden müsse, aber Toiletten seien beispielsweise da. Was ein ganz besonderer Vorteil sei, da es mobile Toiletten derzeit nicht mehr zu mieten gäbe, sondern bloß noch zu kaufen. „Wir schnappen uns in der Bundesrepublik gerade gegenseitig die Sachen weg“, berichtet Spatz. Die Produktion komme nicht nach, auch Betten seien rar. „Aber dafür haben wir jetzt eine neue Quelle aufgetan.“ Welche? „Verrate ich nicht.“

Unterschiedliche Gruppen unter einem Dach

Bei der Friedensschule will die Verwaltung einen Zaun errichten, um die Unterkunft von der benachbarten Schwabschule abzugrenzen. Als Begründung nannte Spatz auf Nachfrage aus dem Bezirksbeirat: „Wir wollen die Gruppen, Schüler und Flüchtlinge, dadurch kanalisieren.“ Eine Aufteilung der Flüchtlinge in solche aus sogenannten sicheren Herkunftsländern und Kriegs- und Krisengebieten würde nicht vorgenommen, sagt Spatz. „Die Belegung der Schulen ist gemischt. Sie sind unsere united nations im Kleinen. Die Flüchtlinge müssen gedeihlich miteinander auskommen.“ Dass man aber eine junge Frau nicht allein in ein Zimmer mit lauter jungen Männern einquartiere, verstehe sich von selbst. „Wir schauen schon, dass es passt.“

Stefan Spatz geht davon aus, dass 65 Prozent der Flüchtlinge im Familienverbund kommen, die übrigen allein. Wann sie genau erwartet werden, konnte er nicht beantworten. Wo all die Menschen unterkommen, wenn sie die Schulen wieder verlassen müssen, ist ebenfalls ungewiss. „Die kriegen wir auch irgendwie unter“, ist Spatz zuversichtlich.