Nach Protesten bekommt die Eichendorffschule nun doch eine 2-Feld-Sporthalle Quelle: Unbekannt

Das Sanierungsprogramm an Schulen läuft trotz Millioneninvestitionen nicht reibungsfrei. Dass bei einzelnen Maßnahmen gespart werden soll, löst bei Rektoren und Eltern Protest aus. Wir stellen drei Beispiele vor.

Stuttgart - Vor fünf Jahren hat der Gemeinderat der Stadt ein Schulsanierungsprogramm im Rahmen von rund 260 Millionen Euro aufgelegt. Damit soll der Sanierungsstau abgebaut werden. Auslöser dafür waren herunterbrechende Decken und marode Turnhallen. Die Mittel wurden 2012 nochmals um 75 Millionen aufgestockt.

Die Schulpolitik hat sich seither grundlegend gewandelt; neue Konzepte wie die Gemeinschaftsschulen und die Ganztagsschulen brauchen andere räumliche Voraussetzungen als bisher. Ferner versucht die Schulverwaltung, Baumaßnahmen zu bündeln. Deshalb stellte sie Projekte zurück. Kostensteigerungen und größere Mängel steigerten den Bedarf um rund 52 Millionen Euro.

Bei einzelnen Maßnahmen sucht die Stadt nun nach günstigeren Lösungen, die in drei exemplarisch dargelegten Fällen nicht die Zustimmung der Schulen findet.

Das Paracelsus-Gymnasium: Im Jahr 2009 wird die Turnhalle der Schule in Hohenheim als unzumutbar bezeichnet, ein Neubau ist beschlossen. In der Zwischenzeit fällt die Entscheidung, dass die benachbarte Körschtalschule zur Gemeinschaftsschule werden soll, dazu aber dringend eine Mensa braucht. Die Schulen einigen sich auf einen Campus, bilden gemeinsame AGs, Chöre und Orchester, die Gymnasiasten helfen bei der Hausaufgabenbetreuung.

„Wir konnten uns für die Mensa eine gemeinsame Lösung vorstellen, nur an einer Stelle nicht: im Eingangsbereich unserer Schule“, sagt Schulleiter Siegfried Frey. Die Stadt gibt eine Machbarkeitsstudie in Auftrag, vier Varianten stehen zur Disposition, und die Stadt wählt die „schnellste und wirtschaftlichste Lösung“ für 3,2 Millionen Euro: den Mensabau, und zwar im Eingangsbereich des Gymnasiums. „Eine echte Erweiterung des Campus ist erst nach der Bebauungsplanänderung möglich“, sagt Schulverwaltungsamtschefin Karin Korn.

„Wir sind darüber entsetzt und sehen uns als Verlierer“, sagt Siegfried Frey. „Jetzt baut man das Billigste unter dem Begriff Campus ohne pädagogische Lösung.“ Der Elternbeiratsvorsitzende Michael Mattig-Gerlach nennt es „Schulpolitik nach Gutsherrenart“. Der Bezirksbeirat hat sich geschlossen dagegen ausgesprochen, im Bürgerhaushalt votierten 2110 Plieninger Bürger für den Bau von Mensa und Sporthalle nach den Vorstellungen der Schulen.

Das Wagenburg-Gymnasium: Statik und Brandschutz der Schule sind mangelhaft, eine Generalsanierung zu Kosten in Höhe von 19 statt geplant 16 Millionen Euro ist beschlossen. Während der Sanierung müssen Schüler und Lehrer ausziehen. Vor einem Jahr präsentierte die Verwaltung im Bezirksbeirat Ost als Lösung Container auf dem Wagenburgplatz. Nun sollen die Klassen fünf bis acht in ein Interimsquartier am Stöckach ausgelagert werden, was vier Millionen Euro einspart. „Das entspricht nicht der Kernbotschaft, die an der Schule verbreitet wurde“, sagt Martin Körner (SPD), damals noch Bezirksvorsteher im Osten.

Für Schulleiterin Petra Wagner ist die Teilauslagerung an den Stöckach unakzeptabel: „Wir haben wegen unserer vielfältigen Spezialisierungen in französischer und deutscher Sprache einen unheimlich komplizierten Stundenplan. Wenn die Lehrer zwischen zwei Standorten pendeln müssen, ergäbe das viele Hohlstunden für die Schüler. Nach drei Jahren Bauzeit wäre unser Projekt Bacalaureat tot.“ Der Bezirksbeirat forderte jüngst Alternativlösungen und einen Kostenvergleich zwischen Containerdorf und Teilauslagerung, die Entscheidung ist deshalb auf Oktober vertagt. Martin Körner fordert: „Die Stadt darf aus dem Investitionsprogramm kein Sparprogramm machen.“

Eichendorffschule: Mit einem blauen Auge ist die Bad Cannstatter Eichendorffschule davongekommen. Dort wird der Ganztag eingeführt, die Schule soll zudem Modellschule für Inklusion werden und mit dem Elly-Heuss-Knapp-Gymnasium kooperieren. Der dafür notwendige Umbau war mit 25 Millionen Euro kalkuliert, allerdings hatte man die Sporthalle zum Preis von fünf bis sechs Millionen Euro vergessen.

Nach einem sogenannten „Bürgermeistergespräch“ wurde aus der 2-Feld-Halle eine 1-Feld-Halle zum Preis von 3,5 Millionen Euro. „60 Prozent unserer Schüler hätten dann zum Sport ins Elly laufen müssen, das ist mit 600 bis 700 Schülern im Ganztagsbetrieb eine Katastrophe“, sagt Rektor Matthias Bolay. Bezirksbeiräte, Eltern und die Fraktionen der CDU, SPD und der Grünen haben sich hinter Bolay gestellt – mit Erfolg: Der Gemeinderat votierte am Mittwoch für die 2-Feld-Halle.