Digitale Fantasien von Unternehmen werden nur Realität, wenn die Voraussetzungen stimmen. Nötig sind richtig schnelle Netze. Doch von einem wirklich flächendeckenden Ausbau mit leistungsstarker Glasfaser ist das Land noch weit entfernt, findet unsere Kommentatorin Inge Nowak.
Stuttgart - Digitalisierung ist beileibe kein neuer Trend. Schon vor vielen Jahren haben Computer Einzug in die Entwicklungsabteilungen und Fabrikhallen gehalten. Im Zuge der Automatisierung wurden nebeneinanderstehende Maschinen miteinander vernetzt. Jetzt geht die Entwicklung weiter. Das Neue dabei ist – salopp formuliert –, dass die Fabrikhallen nun verlassen werden.
In der Welt von morgen kann sich jeder mit jedem verbinden. Unternehmen vernetzen sich weltweit mit Kunden und Lieferanten. Kunden können ihre Aufträge quasi gleich in die Fertigung einschleusen. Maschinen steuern ihre Auslastung selbst, indem sie mit anderen Maschinen kommunizieren, die überall auf der Welt stehen können. Wartungsmitarbeiter kontrollieren vom heimischen Bildschirm aus Maschinen, die beim Kunden stehen.
Schaden für den Standort Südwest
Die Zahl der Beispiele ist unbegrenzt. Eines haben sie alle gemeinsam: Diese digitalen Fantasien werden nur Realität, wenn die Voraussetzungen stimmen. Nötig sind richtig schnelle Netze. Mit Übertragungsraten von zehn, 20 oder auch 50 Megabit pro Sekunde wird kein Unternehmen weit kommen. Doch genau daran hakt es hierzulande. Von einem wirklich flächendeckenden Ausbau mit leistungsstarker Glasfaser ist das Land noch weit entfernt.
Wenn die Politik bis 2025 Breitbandanschlüsse in unbegrenztem Umfang zur Verfügung stellen will, hat sie sich wahrlich kein ehrgeiziges Ziel gesetzt. Im Gegenteil, damit werden hiesige Unternehmen, die – was das Internet betrifft – am falschen Ort sitzen, gehörig ausgebremst. Denn weltweit nimmt die Digitalisierung Fahrt auf. Man braucht kein Hellseher zu sein, um zu wissen, dass dies dem Standort extrem schadet.
inge.nowak@stzn.de