Auf dem Feldberg liegt schon der erste Schnee – ob die kommende Skisaison deshalb besonders erfolgreich wird, lässt sich allerdings kaum vorhersehen. Foto: dpa

Gefühlt gibt es in den Bergen immer weniger Schnee – dass das stimmt, haben Schweizer Wissenschaftler jetzt in einer Langzeitstudie nachgewiesen. Auch die Winter werden kürzer, und das nicht nur in der Schweiz, sondern auch im Schwarzwald.

Neuenburg/Schweiz - Das Gefühl täuscht nicht: Die Winter werden kürzer, der Schnee wird weniger. Und das nicht nur im Flachland oder im Schwarzwald, sondern auch bis weit hinein in die Alpen. Belegt haben diesen Eindruck jetzt Wissenschaftler aus der Schweiz mit einer Langzeitstudie. „Die Dauer der Schneebedeckung nahm seit 1970 in den Schweizer Alpen auch in höheren Lagen ab“, heißt es jetzt kurz und trocken in einer Mitteilung der Universität Neuenburg in der Schweiz, der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft, kurz WSL, und des Instituts für Schnee- und Lawinenforschung. „Die Klimaerwärmung ist auch im Winterhalbjahr spürbar – und wirkt sich entsprechend auf die Schneebedeckung aus“.

 

Ein vierköpfiges Forscherteam rund um die Professorin Martine Rebetez belegt erstmals, dass die Dauer der Schneebedeckung in Gebieten, die zwischen rund 1100 und 2500 Meter über dem Meeresspiegel liegen, in den vergangenen Jahrzehnten deutlich abnahm. Ähnliche Resultate lagen bisher nur für einzelne Stationen und andere Zeitperioden vor.

Die Forscher wählten für ihre Studie elf Wetterstationen in mehreren Alpenregionen der Schweiz aus und analysierten den Zeitraum von 1970 bis 2015. Die Schneedaten stammen unter anderem von der hoch gelegenen Station Weissfluhjoch (2540 Meter) oberhalb von Davos. Alle Stationen zeigen, dass die Schneedecke deutlich kürzer anhielt, unabhängig von ihrer Höhenlage oder ihrem geografischen Standort. Dafür verantwortlich ist laut den Forschern in erster Linie eine zeitigere Schneeschmelze im Frühling, rund 25 Tage früher als 1970. Und der Schnee kommt jetzt zwölf Tage später. Die jährlich maximal gemessene Schneehöhe nahm im Durchschnitt um 25 Prozent ab.

Der Schnee kommt später und schmilzt früher

Allerdings waren die ersten der 1970er Jahre außergewöhnlich schneereich. Dennoch sieht die Leiterin des Forschungsprojektes einen klaren Trend. „Die neuen Resultate zeigen, dass sich die Dauer der Schneebedeckung nicht nur in niedrigen Lagen, wo es für jedermann sichtbar ist, sondern in allen untersuchten Höhenlagen und vor allem im Frühling verkürzt hat“, erklärt Martine Rebetez. Es sei zu erwarten, dass sowohl der Wintersport als auch die im Sommer für die Gesellschaft und die Ökosysteme verfügbare Menge an Wasser davon betroffen sein könnten.

Allein der Feldberg ist ein schneesicheres Gebiet

Laut Martine Rebetez verheißen die schweizer Ergebnisse auch für den Wintersport im Schwarzwald nichts Gutes. Seit Jahren ist dort praktisch nur noch der knapp 1500 Meter hohe Feldberg ein schneesicheres Skigebiet – freilich nur mit technischer Nachhilfe. Das Defizit an Naturschnee wird – falls Minustemperaturen herrschen – mit Kunstschnee ausgeglichen. Das ist kostspielig und ökologisch fragwürdig. Doch für einen Liftverbund wie dem auf dem Feldberg mit 38 Anlagen an 63 Kilometern Piste steht viel auf dem Spiel. Um kostendeckend zu arbeiten, braucht es 80 ordentliche Betriebstage. In guten Jahren sind es 160, im Schnitt 134 Tage, sieben bis neun Millionen Euro Umsatz fallen dabei an. Allein am Verbund hänge Arbeit für 2000 Menschen, erklärt Stefan Wirbser, Feldbergs Bürgermeister, Vorsitzender des Liftverbundes und Schwarzwälder Skiverbandspräsident in Personalunion.

Hinzu kommen die Arbeitsplätze in der Gastronomie, in der Hotellerie und im Einzelhandel. Die Saison 2015/16 endete bei 101 Betriebstagen und 330 000 Gästen auf dem Feldberg unter dem Soll. In tiefer liegenden Skigebieten standen die Lifte länger als sonst still. Experten rechnen damit, dass etliche davon früher oder später den Betrieb einstellen werden. „Vom Winter allein könnte der Feldberg nicht leben“, sagt auch der notorisch optimistische Schneefan Stefan Wirbser. Noch trägt der Sommer nur ein Drittel des touristischen Geschäfts, aber vor allem das Beherbergungsgewerbe im Schwarzwald hat längst damit begonnen, sich mehr auf die Sommergäste zu konzentrieren.