Johannes und Antonija im ihrem neuen gastronomischen Zusatzdomizil, dem Biergarten im Backnanger Hofgut Hagenbach. Foto: Gottfried Stoppel

Antonija und Johannes Zoller wagen den Spagat und bewirtschaften nun die Krone in Schnait und den Biergarten im Backnanger Hofgut Hagenbach parallel.

Manchmal geht es verdammt schnell bei Antonija Zoller, wie etwa in Sachen Biergarten im Backnanger Hofgut Hagenbach. Im April diesen Jahres hat Inhaber Matthias Wurche noch dringend nach einem geeigneten Pächter für das Idyll neben seinem Biomarkt gesucht. Seit vergangener Woche haben Antonija und Gatte Johannes, die vor fünf Jahren just dort im Hofgut ihre Hochzeit gefeiert haben, den Biergarten mit 220 Plätzen im Innenhof und am Teich mit Seerosen übernommen. „So bin ich halt“, sagt die 35-Jährige beim Gespräch im ebenfalls sehr idyllischen, aber deutlich kleineren Gärtle der Krone in Schnait – „manchmal ein bisschen wild, aber immer mit Herzblut.“

Die Krone in Schnait ist nicht in Gefahr

Nein, die Krone in Schnait werde wegen des neuen Engagements in Backnang nicht aufgegeben, versichert Antonija sofort. Die Traditionswirtschaft mit nostalgischen Gartenbereich mitten im Ort hat sie vor neuneinhalb Jahren übernommen, zunächst in Pacht und seit einigen Jahren im Eigentum. Die Zollerschen Gastroaktivitäten sind künftig einfach dreigeteilt. Im Hofgut-Biergarten übernimmt Johannes Zoller die Betriebsführung, Antonija zeichnet weiter für die Krone verantwortlich und für das Catering, das auch floriert. Dort sind seit der Pandemie die mit ausschließlich frischen Zutaten selbst gemachten Maultaschen samt vegetarischer Variante der ganz große Renner. Da wird, kommt die kochende Wirtin gleich ins Grundsätzliche, jede Zwiebel selbst geschält und klein geschnitten, die Petersilie frisch gehackt – „denn sonst geht der Geschmack flöten.“ Und: „Bio ist mir im Zweifelsfall egal, regional ist wichtig.“

Ehemann Johannes, eigentlich gelernter Maschinenbauer, ist vor acht Jahren als Gast in die Schnaiter Krone gekommen, hat dann mitgeholfen und ist schließlich mit vollstem gastronomischem und privatem Engagement geblieben. Beim Gespräch im Kronengarten schaut er kurz vorbei, grinst fröhlich zum emotionalen Vortrag seiner Gattin über Herzblut, Qualität oder regionale Nachhaltigkeit und fährt fort, zentnerweise Zutaten in die Kühlräume zu schaffen. „Johannes ist mein Ruhepol. Er lässt mich kochen, meine Visionen verfolgen und kümmert sich weitgehend um den Rest“, sagt Antonija.

Remstalwein in der Murr-Metropole

Die politische Dimension ihres altkreisgrenzenübergreifenden Gastroprojekts haben die beiden offenbar selbst noch gar nicht erkannt. Remstalwein hatte in Backnang schon weit vor dem Krankenhausstreit und anderen Rems-versus-Murr-Querelen im anno 1973 zusammengezwungenen Kreis einen schweren Stand. Er war lange Zeit beim Backnanger Straßenfest quasi ein Ausschlusskriterium für Standbetreiber. Doch schon nach wenigen Tage haben sich die Backnanger im Hofgut mit den Remstaltropfen vom Weingut Gold aus Gundelsbach angefreundet. Die Tischnachbarin bestätigt das prompt: „Der ist einfach klasse.“ Ein Volltreffer offenbar im vom ersten Tag unter neuer Regie an gut besuchten Biergarten.

Doch wie kocht man eigentlich für drei Gastrobereiche? „Wir machen von allem einfach viel mehr“, sagt Antonija zur Kunst alles unter einen Hut zu bekommen. Deshalb sind auch Mittwochmorgen längst fünf Leute in der jüngst grundsanierten großzügigen Küche in der Krone zugange. Bei Maultaschen, Kartoffelsalat,Brühe oder Pulled Beef für die hauseigenen Edelburger. Das Team hat sich deutlich vergrößert, seit am 6. Juni der Backnanger Biergarten mit versorgt wird: „Früher waren wir neun, jetzt sind wir 20.“

Der andere Teil der Kunst der Dreiteilung: Die Speisekarte ist im Hofgut-Biergarten bewusst überschaubar gehalten, damit das meiste in der großzügigen Restaurantküche in Schnait vorbereitet werden kann. Nur der Kartoffelsalat, der in Backnang auf den Tisch kommt, wird direkt in der Küche des Hofguts zubereitet. Das enge Verhältnis zu Hofgutbesitzer Mathias Wurche sei außerdem von ganz zentraler Bedeutung: „Wir profitieren von seinen Erfahrungen.“ Und ihr eigenes Ziel sei es schließlich, „Landwirtschaft und Gastronomie zusammen zu bringen“. Mitte August werde gemeinsam beraten wie es weitergehen soll – eventuell sogar mit einer Ausweitung der Aktivitäten im Veranstaltungsbereich.

Der Biergarten im Hofgut Hagenbach ist dienstags bis samstags von 17 bis 23 Uhr offen, die Krone in Schnait Freitag und Samstag von 17 bis 23 Uhr und Sonntag von 11.30 bis 15 Uhr.