Foto: Beytekin

Update: „Krieg dem Krieg“, skandierten mehr als 100 Demonstranten.

Stuttgart - Mit roten Fahnen, Trommeln und Sprechchören haben mehr als 100 Demonstranten am Freitag gegen das Bundeswehr-Gelöbnis am Neuen Schloss in Stuttgart protestiert. „Krieg dem Krieg“, skandierten sie in der Fußgängerzone. Zunächst blieb alles friedlich. Als die Demonstranten am Mittag nicht abziehen wollten, drängten die Sicherheitskräfte sie zurück in die untere Königstraße. Wie die Polizei mitteilte, weigerte sich jedoch ein Teil der Demonstranten den Vorplatz der Kirche freizugeben, so dass knapp 60 Personen in Gewahrsam genommen wurden.

Ein  Amateurvideo zeigt die Geschehnisse auf der Königsstraße am Vormittag.

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Ein Messer dabei

Schon seit dem frühen Morgen hatte die Polizei mit vielen Beamten und Sperren den Innenhof des Neuen Schlosses gesichert, in dem am Nachmittag die militärische Zeremonie stattfinden soll. Vereinzelt wurden auch Fußgänger kontrolliert. Ein Jugendlicher wurde vorläufig festgehalten, weil er nach Polizeiangaben ein Messer bei sich hatte. An abgesperrten Straßen rund ums Schloss stockte zeitweise der Verkehr. Ein Autofahrer hat sich bislang gemeldet, dessen Fahrzeug beschädigt wurde.

Friedensaktivisten hatten schon Tage vor der Zeremonie Sitzblockaden und Demonstrationen angekündigt. 13 Versammlungen wurden nach Polizeiauskunft genehmigt, 2 am Morgen aber bereits abgesagt. Rund 1000 Polizisten sichern die Vereidigung der etwa 650 Rekruten aus Süddeutschland ab. Es ist das erste öffentliche Gelöbnis in Stuttgart seit elf Jahren.

"Kein Werben fürs Sterben"

"Der Schlossplatz wird den ganzen Tag komplett abgesperrt sein; die Königstraße steht Fußgängern aber offen", sagt Stefan Keilbach, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Stuttgart. Wer sich das Gelöbnis anschauen will, muss zuvor eine Einlasskontrolle der Polizei passieren. Die Sicherheitszone, die niemand betreten darf, beginnt etwa auf Höhe der Jubiläumssäule.

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Ein  Amateurvideo zeigt die Geschehnisse auf der Königsstraße am Vormittag.

Unter dem Motto "Kein Werben fürs Sterben" haben Friedensinitiativen, Gewerkschaften, linke Parteien und Gruppierungen landesweit zum Protest aufgerufen. Auch die Fraktion SÖS/Linke im Stuttgarter Gemeinderat unterstützt das Bündnis Gelöbnix. Beim städtischen Ordnungsamt sind offiziell 13 Versammlungen angemeldet; voraussichtlich werden aber nicht alle 13 Plätze dauerhaft belegt. Die Bühne der zentralen Gegenkundgebung steht im Bereich vor dem Kunstmuseum.

Busse nicht zum Schlossplatz

Der Autoverkehr muss laut Keilbach im Bereich Charlottenplatz sowie in den umliegenden Straßenzügen den Tag über mit Behinderungen durch Fahrzeuge der Bundeswehr oder Sitzblockaden der Gelöbnisgegner rechnen. Der Karlsplatz ist komplett von Bundeswehr und Feuerwehr belegt.

Weil auch die Planie gesperrt bleibt, können die Buslinien 42 und 44 von morgens bis gegen 19 Uhr nicht den Schlossplatz anfahren. Die Busse fahren stattdessen vom Charlottenplatz ab. Die Zugänge zur Stadtbahn-Haltestelle Schlossplatz auf der Königstraße bleiben in Betrieb.