Schlechter Schlaf kann krank machen. In drastischen Fällen ist ein Arztbesuch unumgänglich. Foto: wildworx/Fotolia

160 000 Baden-Württemberger haben keine ruhige Nacht. Der Experte Burkhard Hofmann sagt, wann ein Arztbesuch nötig wird.

Etwa ein Viertel der Erwachsenen leidet an einer Schlafstörung. In Baden-Württemberg, so hat es die Krankenkasse AOK nun in einer landesweiten Umfrage ausgerechnet, finden 160 000 Menschen nur selten einen ruhigen Schlaf. Auf Dauer machen Schlafprobleme krank. Immer mehr Menschen gehen deshalb ins Schlaflabor. Der Schlafmediziner Burkhard Hofmann ist Ärztlicher Leiter des Medizinischen Versorgungszentrums für Neurologie und Psychiatrie Stuttgart (MSV) und erklärt, was in einem Schlaflabor passiert.

Herr Burkhardt, warum klagen immer mehr Menschen über Schlafprobleme?
Ein Viertel der Deutschen hat einen gestörten Schlaf. Dabei wollen viele Menschen ihren Schlaf optimieren, um dem Leistungsdruck in der Gesellschaft gerecht zu werden. Schlafprobleme sind aber auch eine Frage des Alters. Bei Leuten über 70 Jahren hat jeder Dritte zum Beispiel Schlafatmungsstörungen. Bei Männern ist die Verschlechterung bereits im Alter von 30 Jahren vorprogrammiert. Atmungsstörungen bei Frauen treten meist erst ab den Wechseljahren auf.
Was ist die häufigste Schlafstörung?
Oft gibt es psychische Gründe für schlechten Schlaf. Bei etwa der Hälfte der Patienten liegt aber eine Schlafstörung vor, die körperlich bedingt ist. Am häufigsten behandeln wir das Schlafapnoe-Syndrom. Dabei verschließen sich die Atemwege, und es kommt zu Atemstillständen. Andere Patienten leiden an einer Insomnie. Sie können nicht ein- oder durchschlafen. Bei der Hypersomie können Betroffene sich nicht wachhalten und schlafen einfach ein – in Einzelfällen auch im Gespräch oder an der roten Ampel.
Welche Folgen können Schlafstörungen haben, wenn sie nicht behandelt werden?
Im Prinzip sind die Folgen von Schlafstörungen unsere häufigsten Volkskrankheiten. Ein gestörter Schlaf erhöht den Blutdruck. Auch das Risiko für Diabetes, Herzinfarkt und Schlaganfall ist erhöht. Die Patienten können sich nachts nicht mehr regenerieren, um die Aufgaben des Tages zu erfüllen.
Ab wann spricht man von einer Schlafstörung?
Sobald man einen gestörten Schlaf empfindet. Hält dieser Zustand über ein halbes Jahr an, sollte man seinen Hausarzt aufsuchen. Dieser kann erste Untersuchungen machen und den Patienten gegebenenfalls an einen Spezialisten überweisen. Zur genauen Diagnostik übernachtet der Patient dann ein bis drei Nächte in unserem Schlaflabor.
Wie wird der Schlaf überwacht?
Der sogenannte Polysomnograf, eine moderne Anlage mit hochauflösender Videoaufzeichnung und Datenübertragung per WLAN, zeichnet das Schlafprofil auf. Dazu misst das Gerät die Hirnströme, den Atemfluss, den Puls. Auch die Körperlage, Muskelspannungen und Augenbewegung werden aufgezeichnet. Ein Computerprogramm hilft bei der Analyse, aber der Blick des Fachpersonals ist trotzdem unerlässlich.
Verschreiben Sie Schlafmittel?
Sehr selten. Wer Schlafmedizin ordentlich betreibt, wird nur sehr überlegt welche verschreiben. Das liegt aber auch daran, dass wir in dieser Praxis nur Patienten behandeln, deren Schlafproblem mit den Atemwegen zusammenhängt. Bei Leuten, die aus psychischen Gründen schlecht schlafen, gibt es manchmal aber keine Alternative.
Können Sie Ihre Patienten heilen?
Atmungsstörungen im Schlaf sind in der Regel chronische Erkrankungen. Was wir hier machen, ist, eine Linderung zu verschaffen, um damit die Schlaf- und Lebensqualität zu verbessern. Heilen können wir nicht. Aber wir können die Krankheit kontrollieren, indem wir Beatmungsgeräte verwenden. Durch eine Maske über Nase oder Nase und Mund wird der Patient mit Druckluft versorgt. Das Gerät passt in eine Aktentasche und wiegt ungefähr zwei Kilogramm.