Curd Berger aus Musberg ist voll in seinem Element. Foto: Claudia Leihenseder

„Das Schauspielern macht noch mehr Spaß als gedacht“, sagt Curd Berger aus Leinfelden-Echterdingen. Inzwischen ist sein Terminkalender voll mit Drehs und Shootings. 2018 kommen zwei Filme mit ihm ins Kino. Wir haben ihn getroffen.

Musberg - Weißes Haar, gekonnt nach hinten gekämmt, schwarzes Hemd und ein Lächeln auf den Lippen: So sitzt Curd Berger in seiner Musberger Wohnung am Esstisch und erzählt. Die Stimme klingt sonor und geschliffen. Dabei hat der 65-Jährige nie eine Schauspielschule besucht. „Was ich kann, habe ich im Theater unter den Kuppeln in Stetten gelernt“, sagt Berger. Und: „Wenn man sein kindliches Spielen behält, kann jeder schauspielern.“ Eine Schule brauche man dafür nicht.

Alter Seemann in neuem Video

Was Curd Berger drauf hat, kann jeder sehen, wenn er zum Beispiel das neue Video der Band Santiano anklickt. Darin spielt er einen alten Seemann, der das Amulett seiner Tochter als Erinnerung wieder haben möchte. „Das ist ganz prima gelungen“, sagt Curd Berger zufrieden. Auch in Werbefilmen wie etwa für die Biermarken Löschzwerg oder Erdinger, für Gartenmöbel oder in Imagefilmen, in denen er einen Wissenschaftler oder Fuhrparkleiter spielt, ist Berger immer wieder zu sehen: „Es macht mir Spaß, viele verschiedene Rollen zu spielen.“ Auch Gott, den Papst oder einen Obdachlosen hat er schon verkörpert und war in Sat1-Produktionen wie K11 oder Lenßen und Partner zu sehen.

Seit zwei Jahren kann sich Berger ganz und gar seiner geliebten Schauspielerei widmen. Damals ist er in Rente gegangen und hat seinen bürgerlichen Beruf als Elektroniker an den Nagel gehängt. „Jetzt kann ich mich entfalten und brauche mir auch keine Gedanken zu machen, ob ich meinen Lebensunterhalt erwirtschaften kann oder nicht.“ Diese Freiheit macht frei.

2018 kommen die Filme ins Kino

Frei für mehr Arbeit, aber auch frei für größere Projekte. So hat Curd Berger in diesem Jahr in zwei Filmen mitgewirkt, die 2018 ins Kino kommen: In „25km/h“ mit Lars Eidinger und Bjarne Mädel in den Hauptrollen spielt Curd Berger den Pfarrer. Und in „Breakdown Forrest“ hat der Musberger seine erste größere Rolle. „Ich spiele den Anführer einer Gruppe, die in die Wildnis verschleppt worden ist und wieder herausfinden muss“, erzählt Berger: „Die Arbeiten für den Film waren etwas Besonderes für mich.“ Den Text könne er sich ja immer gut merken, doch dieser Dreh war körperlich anstrengend: immer im Wald, und das bei jedem Wetter.

Für Film und Fernsehen zu arbeiten, sei etwas ganz anderes als fürs Theater. Beim Filmen gehe es immer nur um eine Szene: „Und die wird dann 15- bis 20-mal hintereinander aus verschiedenen Perspektiven gedreht.“ Die Herausforderung dabei: „Ich muss jedes Mal das Gleiche fühlen. Die Emotion muss gespielt und gefühlt werden.“ Nach einem Zwölf-Stunden-Tag sei er dann schon mal platt. Beim Theater müsse man sich hingegen als Schauspieler ein ganzes Stück auf einmal aneignen mit all seinen Worten, Gesten und Gefühlen, muss mit seinen Schauspielerkollegen interagieren, die auf ein bestimmtes Stichwort warten.

Angefangen hat alles hier auf den Fildern

So war es auch damals beim Theater unter den Kuppeln, als sich Curd Berger endlich seinen lang gehegten Traum erfüllte und bei der Amateurspieltruppe anheuerte. Es war im Jahr 1991, als es ihn von Salzgitter nach Musberg verschlug und er erfreut feststellte, wie viel in der kulturellen Landschaft in Baden-Württemberg los war. Fünf Jahre später überredete ihn ein guter Freund, spontan bei einem Casting für K11 mitzumachen. Berger wurde genommen. Und er stellte fest: „Das Schauspielern macht noch mehr Spaß als gedacht.“ Inzwischen ist sein Terminkalender voll mit Drehs und Shootings. Zu seinen jüngeren Projekten gehört neben einem Faust-Kalender (den es in der Buchhandlung Seiffert in Leinfelden gibt) unter anderem auch ein Kunstbuch von der Hochschule der Medien, in dem er als Fotomodel fungiert. Originell kombiniert mit wilder Schrift, einer Geschichte und kräftigen Bildern, in denen er als offensichtlich schmutziger Mensch posiert. Ist er ein Obdachloser? Verkörpert er das Buch? „Do not open this book“ heißt das Werk von Andrew Weale und dem Fotografen Wolf-Peter Steinheißer.

Und noch ein Eisen hat der rastlose Schauspieler im Feuer: Seine selbst geschriebene, weihnachtliche Kurzgeschichte über die Probleme eines Pärchens zwischen Familie und Karriere will Thomas Kercmar, der Produzent von „Breakdown Forrest“, realisieren. Mit Markus Goller, dem Regisseur von „25km/h“, ist Curd Berger auch schon im Gespräch für eine Zusammenarbeit. Aber mehr will er noch nicht verraten.