Posierender Modefex: Tennis-Star Roger Federer in Paris. Foto: EPA

Kleider machen Leute. Oder auch nicht. Um das herauszufinden, unterziehen wir den Kleidungsstil bekannter Persönlichkeiten einem Stresstest. Heute: Roger Federer.

Stuttgart - Ein Leistungssportler in Zivil erinnert oftmals an einen täppischen Konfirmanden, der von seiner Mutter in einen kratzenden Anzug gesteckt wurde. Eigentlich wäre er lieber in seinen kurzen Sporthosen zur Feier erschienen, in denen er sich wohler und lockerer fühlt als ein Fisch im Ozean. Doch jetzt steht er da inmitten der grienenden Onkel und Tanten wie bestellt und nicht abgeholt. Ein Paket mit Schleife. So wie der Schweizer Tennisstar Roger Federer, der Anfang des Jahres bei der Verleihung der Oscars in Los Angeles etwas unerwartet auf einer Party im Smoking erschien und dabei alles andere als eine bella figura machte. Der Anzug passte zum Mann, der Mann aber nicht zum Anzug.

Mutige Farbwahl

Der ehemalige Weltranglistenerste zeigt sich aber lernfähig. Dieser Tage posierte Roger Federer, der fraglos zu den elegantesten Spielern und Kurzhosenathleten seiner Generation gehört vor den Fotografen in Paris. Anlass war kein gewonnenes Tennisturnier, sondern die aktuelle Modeschau von Chanel. Der 35-Jährige war zu Gast bei Karl Lagerfeld, ein Promi unter vielen. Und doch fiel er auf.

Federer wählte einen Einreiher in einem warmen Sepiabraun über einem engen, eher feingewebten Rollkragenpullover, dessen Farbe sich nur unwesentlich vom Anzug unterschied. Haare? tendenziell . . .braun. Sonnenbrille? Ebenfalls braun. Hm. So etwas nennt man üblicherweise mutig und manieriert - und kann schon mal knapp ins Aus gehen, um im Branchenjargon zu bleiben. Schnell wirkt man in diesen Klamotten wie ein Schokoriegel auf zwei Beinen.

Doch Federers Zitat der Modefarbe aus den 70ern funktioniert an diesem Tag prächtig. Unter der schillernden Pariser Herbstsonne verwandelt sich ein schüchterner Tennis-Beau in einen lässigen Filou rechts der Seine. Glück gehabt. Punkt gemacht.