Gewinnt Roger Federer zum achten Mal in Wimbledon, wäre dies ein weiterer Rekord Foto: Getty

Nach dem Aus der Nummer eins Novak Djokovic zählt Roger Federer neben dem britischen Lokalmatadoren Andy Murray zu den großen Favoriten auf den Wimbledon-Sieg. Ein Erfolg wäre der achte Triumph des Schweizers an der Church Road – eine Bestmarke.

London - Eine frisches Lüftchen weht in diesem Jahr durch die Tennisanlage an der Londoner Church Road, dort, wo Anfang Juli die Geranien auf den Balkonen so schön in den Clubfarben Weiß, Rosa und Violett blühen. Schließlich zeigt ein Blick auf die Siegerliste im All England Lawn Tennis and Croquet Club, dass der Triumph in der Einzelkonkurrenz von Wimbledon in den vergangenen 14 Jahren stets eine Sache für jene Spieler war, die sich in der Szene als die „Big Four“ einen Namen gemacht haben.

Siebenmal den Namen Roger Federer, dreimal Novak Djokovic, zweimal Rafael Nadal sowie einmal den Namen des Schotten Andy Murray weist die Ehrengalerie von Wimbledon seit dem Jahr 2003 aus. Wenn die Stars des weißen Sports an diesem Mittwoch von 14 Uhr an (live nur auf Sky) aber auf dem Centre-Court sowie auf dem kaum weniger imposanten Court Number One zu ihren Viertelfinalpartien antreten, dann wird dies zwar bei typisch britischem Sommerwetter (20 Grad bei bedecktem Himmel) passieren; und doch ist einiges anders als sonst.

Eine Außenseiter in der Runde der letzten Acht

Immerhin haben sich in dem Tschechen Tomas Berdych, dem Franzosen Jo-Wilfried Tsonga, seinem Landsmann Lucas Pouille sowie dem Amerikaner Sam Querrey auch die Nummer 10, 12, 32 und 28 der Weltrangliste für die Runde der letzten Acht qualifiziert. Dem forschen Querrey gelang sogar das Kunststück, den zuvor bei Grand Slams seit über einem Jahr unbesiegten Djokovic, die unangefochtenen Nummer eins der Branche, frühzeitig aus dem Wettbewerb zu kegeln.

Kein Wunder aber, dass neben den Debütanten im Achtelfinale auch der Rasenkönig Roger Federer wieder in den Fokus rückt. Gelingt dem Schweizer Maestro, der Wimbledon vor vier Jahren zum vorerst letzten Mal gewann, in Abwesenheit seines großen Rivalen der achte Triumph im Mekka des weißen Sports? In den beiden Vorjahren hatte Federer ja stets gegen Djokovic das Finale verloren – und so den Sprung ins Wimbledon-Rekordbuch mit dann acht Erfolgen verpasst. „Im Tennis wird für mich nicht mehr allzu viel kommen“, sagt der 34-Jährige nüchtern. Als Nummer zwei der Setzliste ist er der formal beste Spieler – und steht vor seinem Duell mit dem Amerikaner Marin Cilic. Die Bilanz von 5:1 gegen den Kroaten im direkten Vergleich macht dem Schweizer Mut. 2014 bei seinem Triumph bei den US Open holte Cilic allerdings seinen bisher einzigen Sieg gegen Federer.

Murray gewinnt das Duell der Generationen

Derweil darf der Schotte Andy Murray, der auf Tsonga trifft, weiter auf seinen zweiten Wimbledonsieg nach dem von 2013 hoffen. Der Dritte der Setzliste überzeugte im Achtelfinale, als er im Duell der Generationen den Australier Nick Kyrgios glatt in drei Sätzen besiegte. Gewinnt der 29-Jährige gegen Tsonga, würde er zum siebten Mal das Wimbledon-Halbfinale erreichen - und so mit seinem prominenten Trainer Ivan Lendl gleichziehen. Der Brite, der im Februar zum ersten Mal Vater geworden ist, steht anders als der aufschlagstarke Kanadier Raonic, der auf den Djokovic-Bezwinger Querrey trifft, und Federer in der unteren Hälfte des Turnier-Tableaus. Dort ist er der große Favorit auf den Final-Einzug.

Lucas Pouille ist das Greenhorn im Viertelfinale

Im Achtelfinale konnte sich Murray dem Ansturm der Jugend noch einmal widersetzen. Denn wie der 19-jährige Deutsche Alexander Zverev, der bereits ausgeschieden ist, zählt sein Gegner Nick Kyrgios zu den großen Hoffnungen des weißen Sports. Beim 7:5, 6:1, 6:4 behielt Murray aber souverän die Oberhand – und wird nun von der britischen Presse einmal mehr zum großen Favoriten hochgejubelt. „Mich interessiert das Urteil der Buchmacher oder der Medien nicht“, sagte der 29-Jährige. „Ich kenne diesen Druck, gewinnen zu müssen, jetzt schon seit vielen Jahren. Er macht mir nichts aus. Wichtig ist, dass ich meine eigenen Erwartungen erfülle.“

Anders als Murray ist der 22-jährige Lucas Pouille ein Novize auf der großen Tennisbühne. Der Franzose ist in Wimbledon der Jüngste unter den besten Acht - und ist überraschend noch dabei. „Vor dem Turnier war es mein Ziel, überhaupt ein Match auf Gras zu gewinnen“, sagte der Franzose. Denn ein Sieg auf grünem Geläuf war ihm vorher noch nicht gelungen. Nun trifft der aufstrebende Pouille auf Tomas Berdych, der im Turnierverlauf auch den Deutschen Youngster Zverev besiegt hatte.