Mit dem Mindestlohn kommt die Bürokratie – viele umgehen das mit Schwarzarbeit Foto: dpa-Zentralbild

„Schwarzarbeit wird als eine der Möglichkeiten genutzt, um den Mindestlohn zu umgehen“, sagt Bernhard Boockmann, Direktor des Tübinger Instituts für Angewandte Wirtschaftsforschung (IAW).

Tübingen/Linz - Der seit Januar geltende Mindestlohn wird die Schattenwirtschaft in Deutschland in diesem Jahr um 1,5 Milliarden Euro anheizen. „Schwarzarbeit wird als eine der Möglichkeiten genutzt, um den Mindestlohn zu umgehen“, sagt Bernhard Boockmann, Direktor des Tübinger Instituts für Angewandte Wirtschaftsforschung (IAW), den Stuttgarter Nachrichten. Laut Boockmann boomt die Schwarzarbeit im Südwesten vor allem bei Gaststätten, Hotels und in der Landwirtschaft. Das ist das Ergebnis einer Prognose des IAW und der Universität Linz.

Erstmals seit Jahren geht damit der Anteil der Schattenwirtschaft – also Schwarzarbeit und illegale Beschäftigung – am Bruttoinlandsprodukt nicht mehr zurück. Er soll 2015 bei 12,2 Prozent liegen. Das ist derselbe Wert wie im Jahr zuvor. Für sich genommen hätten die robuste Konjunktur und die gute Lage auf dem Arbeitsmarkt für einen Rückgang der Schattenwirtschaft gesorgt.

Um den Mindestlohn zu umgehen, würden zum Beispiel Arbeitsverträge unterlaufen. „Man beschäftigt einen Mitarbeiter offiziell 30 Stunden lang und lässt ihn 20 Stunden schwarzarbeiten. Der Mindestlohnempfänger profitiert vom höheren Lohn, und der Arbeitgeber muss nicht die Preise anheben“, sagt Schattenwirtschaftsexperte Friedrich Schneider von der Universität Linz.

Im internationalen Vergleich liegt Deutschland mit seiner Schattenwirtschaft im Mittelfeld – so wie Frankreich und Dänemark.