Um näher an die unter Umständen marode Decke des Sonnenberger Hallenbads zu kommen, haben die Arbeiter eine Zwischenetage eingezogen. Foto: Rüdiger Ott

Handwerker haben im Hallenbad ganze Arbeit geleistet und die Decke freigelegt. Es besteht die Befürchtung, die chlorgesättigte, feuchte Luft der Jahrzehnte könnte sie arg angegriffen und in einen miserablen Zustand versetzt haben.

Sonnenberg - Die Schritte scheppern metallisch. Die geriffelten Böden sind zwar zwischen die Gerüstrahmen eingeklemmt, damit sie nicht verrutschen und in das Becken einige Meter tiefer fallen. Trotzdem rüttelt und schüttelt ein jeder Fußtritt an der Konstruktion, die sich durch das Hallenbad Sonnenberg spannt wie eine zweite Decke. Arbeiter haben das Gerüst dieser Tage aufgebaut, um näher an die eigentliche Betondecke des Bades zu kommen. Denn die, so die Befürchtung, könnte in einem miserablen Zustand sein. Die chlorgesättigte, feuchte Luft der Jahrzehnte könnte sie arg angegriffen haben.

Das Problem ist das Tauwasser

Eventuell bröseliger Beton und angegriffene Stahlträger

Ende Juli wurde das Hallenbad geschlossen, weil es dringend sanierungsbedürftig ist. Das am schwersten wiegende Problem hat dabei mit den kleinen Wassertropfen zu tun, die sich an Decken und Wänden immer dann bilden, wenn die Oberflächentemperatur unter der Taupunkttemperatur von 23 Grad Celsius liegt und die Luft feucht ist. Das war in dem Sonnenberger Bad praktisch ständig der Fall, weil eine entsprechend gute Wärmedämmung nie verbaut war. Im schlimmsten Fall könnte deshalb von bröseligem Beton und angegriffenen Stahlträgern ausgegangen werden.

Also müssen die Gutachter an die Decke ran, und zwar nicht nur an einigen Stellen, sondern überall. Deshalb das Gerüst über dem Becken. Um die Kacheln nicht zu beschädigen, haben die Handwerker großzügig überall dort Holzplatten verlegt, wo sich die Konstruktion mit Eisenstreben auf dem Boden abstützt. Auch die Startblöcke wurden eingehüllt. Daneben liegen die Schalbretter, welche die Arbeiter schon von der Decke gerissen haben. Vom Beckenrand aus führt eine Treppe in den neuen ersten Stock. Noch weiter geht es derweil über dem Sprungbecken in die Höhe. Die Stufen führen über vier Ebenen nach oben, ehe sie kurz unter dem Schrägdach enden.

Gutachten wird Anfang Oktober erwartet

„Bislang haben wir zum Glück noch keine Überraschung erlebt“, sagt Anke Senne, die Geschäftsführerin der Bäderbetriebe Stuttgart. Wenn das so bleibt, könnte der geplante Kostenrahmen von 1,7 Millionen Euro gehalten und das Bad Ende März, eventuell auch erst im Sommer wieder eröffnet werden. Bis dahin soll die abgehängte Holzdecke erneuert werden und die Betonteile einen Korrosionsschutzanstrich erhalten haben. Von außen soll das Dach zudem neu abgedichtet werden.

Das Gutachten liegt im Oktober vor

Es könnte aber auch ganz anders kommen. Das zum jetzigen Zeitpunkt vorherzusagen, ist nicht möglich. Die Arbeiter haben gerade erst begonnen, Löcher in den Beton zu bohren und den Staub auf den Chloridgehalt zu untersuchen. Und auch die Stahlträger, die sich unter dem grauen Werkstoff verstecken, sollen geröntgt werden. „Wir haben noch keine Ergebnisse“, sagt Senne. Das Gutachten „wird Anfang Oktober erwartet“.

Vorsorglich hatte die Verwaltung bereits vor der Schließung nachgerechnet, was eine komplette Sanierung kosten könnte. Die Rede war von 16,5 Millionen Euro. Darin enthalten waren freilich auch viele andere Arbeiten, denn in dem Bad wurde seit seiner Eröffnung im Jahr 1976 immer nur das Nötigste gerichtet. Zum Vergleich: ein Neubau würde wohl mit 19,2 Millionen Euro zu Buche schlagen.