Mitte März ziehen die Frauen aus der Interimsunterkunft in die sanierten Räume. Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

Die Pension der Caritas für wohnungslose Frauen ist wiedereröffnet worden. Fröhliche Farben sollen ihnen helfen, sich in dem sanierten Gebäude in Bad Cannstatt zuhause zu fühlen.

Stuttgart - Bunte Mosaiksteine an der Außenfassade, innen fröhliche Farbtupfer: blau-weiße Bäder, gelbe und orangefarbene Stühle, blaugrüner Boden. Die Frauenpension für wohnungslose Frauen, welche die Caritas in Stuttgart Bad Cannstatt 1994 als Leuchtturmprojekt einrichtete, wurde zu einem Schmuckstück saniert. Die Frauen, derzeit in einer Interimsunterkunft, ziehen Mitte März wieder ein. „Etwas später als geplant, die Möbel fehlen noch“, so Caritasvorstand Raphael Graf von Deym bei der Wiedereröffnung vergangene Woche. Ein Modellzimmer gibt es schon: Schlicht wie einladend, mit Tisch, Einbauschrank, Bett – fröhlich bezogen – und Küchenecke. „Die Betten kommen vom Schreiner“, so Lisa Canitz von der Vector Stiftung. Diese unterstützt vor allem Projekte für Menschen in Wohnungsnot und finanziert die Möblierung der 50 Zimmer.

Waren früher wenige alte Duschen im Keller, haben nun nicht die Zimmer, aber jeder Gang mehrere. „Sonst hätten wir nur noch 25 Zimmer anbieten können“, so Manfred Blocher, Bereichsleiter der Angebote für wohnungslose Menschen. Die Zahl der wohnungslosen Frauen steigt. In Baden-Württemberg liege deren Anteil an wohnungslosen Menschen nun bei knapp 30 Prozent, so von Deym. Etwa 1000 leben in Stuttgart, auf der Warteliste der Pension stehen derzeit 20 Frauen.

„Die Frauen kommen aus jeder Bildungsschicht, sind oft traumatisiert“

Das hat viele Gründe. Familiäre Brüche kommen häufiger vor, so Einrichtungsleiterin Maria Nestele. „Wir arbeiten niedrigschwellig, man muss sich selbst versorgen können und darf kein Hausverbot haben, mindestens 18 Jahre alt sein. Die Frauen kommen aus jeder Bildungsschicht, sind oft traumatisiert, haben psychische oder Sucht-Probleme. Sie wurden viele Jahre deklassiert“, so Nestele. Bewohnerinnen, die von der Stadt zugewiesen werden, könnten aber müssten sich nicht helfen lassen – etwa durch Rechtsberatung, Seelsorge, psychische Hilfe oder in der Kunstwerkstatt. Tagsüber sind Nestele und ihre Mitarbeiterinnen Ansprechpartner, nachts ist ein Wachdienst vor Ort.

„Die Einrichtung orientiert sich an unterschiedlichen Bedarfen“, sagte Sozialbürgermeister Werner Wölfe. „Hier erhalten Frauen ihre Würde zurück. Es ist eine Perle der Zivilgesellschaft in öffentlicher Hand. Träger und Ehrenamtliche arbeiten vorbildlich zusammen.“ Von den Kosten der rund 2,6 Millionen Euro teuren Sanierung, die 2016 begann, tragen der Kommunalverband Jugend und Soziales (KVJS), Stadt und Land etwa 80 Prozent. Das Sozialministerium stockte 2016 die Förderung von Wohnungsloseneinrichtungen im Land auf 2,2 Millionen Euro auf. Bei der Frauenpension musste die Caritas ihren Eigenanteil erhöhen: So stellte sich heraus, dass der Boden des einstigen Postwohnheims aus den 1950er Jahren in schlechterem Zustand war, als gedacht. Das zunächst angemietete Haus hatte die Caritas 2002 über ihre Stiftung erworben.