Nach einigen Verzögerungen geht es nun voran auf dem Bleistiftareal – der neuen Heimat der Stadtbücherei. Foto: Gottfried Stoppel

Weniger Platz für Verkehr, dafür mehr Grün, Sitzbänke und ein Trinkbrunnen – so soll die Beutelsbacher Ortsmitte um die im Bau befindliche neue Stadtbücherei Weinstadt aussehen. Das kostet viel Geld.

Die Eröffnung der Stadtbücherei Weinstadt rückt in greifbare Nähe. Anfang des nächsten Jahres soll es so weit sein, wie die Verwaltung ankündigt. Das Bauprojekt, in dessen Rahmen das Bleistiftareal in der Beutelsbacher Ortsmitte neu gestaltet werden soll, hat in der Vergangenheit mehrfach für Schlagzeilen gesorgt.

Zunächst verzögerten umfangreiche Grabungen des Landesamts für Denkmalpflege den zunächst für 2019 geplanten Baustart des Wohn- und Geschäftshauses mit Tiefgarage, in das die Stadtbücherei ziehen soll. Denn bei archäologischen Sondierungen hatten sich auf der Brachfläche, benannt nach einer Schreibwarenhandlung im abgerissenen Vorgängerbau, Siedlungsstrukturen aus dem Hochmittelalter gefunden.

Der ausgesuchte Investor ging pleite

Zwar war bekannt, dass die Beutelsbacher Ortsmitte als „Verdachtsfläche für archäologische Denkmale“ gilt, trotzdem erwischte das Ausmaß der Grabungen die Weinstädter Verwaltung in ihrer Zeitplanung kalt. Als die Grabungen rund ein Jahr später abgeschlossen waren, folgte das nächste Hindernis. Die Realgrund, an welche die Stadt das Grundstück als Gewinnerin eines 2017 ausgelobten Gestaltungswettbewerb verkauft hatte, ging insolvent. Ein Großprojekt in Neu-Ulm hatte das Bauunternehmen ins Schlingern gebracht. Die Stadt musste in der Folge ihren bereits gekündigten Vertrag für die im Reichenecker-Areal angemieteten Büchereiräume verlängern.

Nach erneuter Investorensuche und zweijähriger Verzögerung konnte das Bauprojekt im Frühjahr 2021 starten. Jetzt geht es offenbar quasi in Siebenmeilenstiefeln voran. Die Bauarbeiten liefen auch Hochtouren, vermeldet die Stadt. Derweil stehen die Pläne für die geschätzt 1,5 Millionen teure Neugestaltung der Ortsmitte um den Büchereibau. Im Herbst sollen die Bauarbeiten hierfür beginnen.

Tobias von Kortzfleisch vom Landschaftsarchitekturbüro von K aus Ostfildern (Kreis Esslingen) stellte dem Gemeinderat seine Pläne zur Beschlussfassung vor. „Wir wollen einen Aufenthaltsraum schaffen, den man etwa zur Mittagspause nutzen kann“, sagte von Kortzfleisch. Dafür hat man sich die sprichwörtliche Quadratur des Kreises vorgenommen, indem einerseits der Verkehr beruhigt, aber nicht ausgeschlossen werden soll. „Wir wollen die Straßen nicht so planen, dass zunächst nur das Auto funktioniert, sondern dass alle Nutzergruppen im Raum zurechtkommen.“ Dabei denkt der Landschaftsarchitekt im Besonderen an junge Familien, die mit Kinderwagen unterwegs sind, und Menschen mit Einschränkungen, die etwa auf Rollatoren angewiesen sind oder eine Sehbehinderung haben.

Das Land gibt Geld für die Ortskernsanierung

Im Konkreten bedeutet dies: Die Ulrichstraße im Südosten des Bleistiftareals und die Marktstraße im Nordwesten sollen als Einbahnstraßen ausgewiesen werden, sodass Kreuzungsbereiche reduziert werden können. Neben Parkplätzen ist auch an Fahrradstellplätze gedacht. Der Bereich vor der Bücherei soll als Vorplatz gestaltet werden. Für den Pflasterbelag sollen zu Gunsten der Barrierefreiheit gesägte Granitsteine verlegt werden. Durch sechs Zentimeter tiefe Absätze von Gehwegbereichen zu Straßen hin will von Kortzfleisch Sehbehinderten „eine Art Kontaktlinien“ vorgeben. Des Weiteren plant er für mehr Aufenthaltsqualität Holzbänke aufzustellen und Teilbereiche zu entsiegeln, um mit Pflanzbeeten und Bäumen mehr Grün in die Stadt zu bringen. Ein stillgelegter Brunnen an der Ecke Marktstraße und Ulrichstraße soll als Trinkbrunnen reaktiviert werden und Passanten im dortigen Aufenthaltsbereich Erfrischung bieten.

Die Neugestaltung um das Bleistiftareal ist als erster Bauabschnitt Teil einer Ortskernsanierung, für welche die Stadt im Rahmen des Bund-Länder-Programms „Lebendige Zentren“ einen ersten Zuschuss von 1,3 Millionen Euro bekommen hat. Die Förderquote beträgt 60 Prozent. Im kommenden Frühjahr soll der Bereich um die Stadtbücherei fertig sein.