Welcher Yoga-Stil der richtige ist, liegt in der eigenen Persönlichkeit. Foto: dapd

Wie man zu Ruhe und Entspannung findet: Am Samstag stellen 17 Studios in Stuttgart ihre unterschiedlichen Richtungen vor.

Stuttgart - 17 Yoga-Studios in Stuttgart öffnen an diesem Sonntag ihre Türen, um Neugierigen die Möglichkeit zu geben, die Philosophie des Meditationssports näher kennenzulernen und den richtigen Yoga-Stil für sich zu entdecken. Oft fühlen sich Suchende von der Vielfalt der Stile überfordert. Denn Yoga ist, so hieß es bei einer Pressekonferenz , individuell anwendbar. Jeder Lehrer habe seinen eigenen Stil. Dies bedeute aber auch, dass Yoga offen für alle ist – für Kinder und Erwachsene, Männer und Frauen, Junge und Alte, Schwangere und Kranke.

Welcher Stil der richtige ist, liegt in der eigenen Persönlichkeit. Die vor allem im Westen am häufigsten praktizierte Form ist der körperbezogene Hatha-Yoga. Hier liegt der Schwerpunkt – als Erweiterung zum ursprünglichen rein meditativen Yoga – bei Körperübungen und Atmung.

Die Essenz der indischen Yoga-Philosophie, die bis ins Jahr 700 v.Chr. zurückreicht, ist jedoch in allen Stilen gleich: „Eins mit sich selbst sein und mit allem um sich herum“, erklärt Birgit Hortig von Yoga Süd. „Es geht um die Einheit von Körper, Herz und Kopf – von allen Ebenen des Ich.“

Es gibt auch Business-Yoga

Yoga ist Sanskrit und bedeutet wörtlich „Joch“. Denn im Yoga geht es darum, Kräfte zu bündeln und Geist und Körper „aneinanderzuschirren.“

Die uralte indische Tradition ist heute aktueller denn je. „Mit anspruchsvollem Job und der ständigen Reizüberflutung ist es schwierig, seinen Geist zur Ruhe zu bringen,“ sagt Christine Häusser von Yogalove. 80 Prozent ihrer arbeitenden Klientel könnten nicht mehr richtig und gesund atmen.

Mittlerweile wird sogar Business-Yoga angeboten, bei dem gestresste Manager und Büroarbeiter in der Mittagspause Kraft und Konzentration sammeln können.

In die Freizeitgestaltung an Schulen würden sich viele Stuttgarter Yoga-Lehrer gern integrieren, doch es scheitert oft am Zeitmangel. „Lehrer, Eltern, Kinder, alle haben zu wenig Zeit“, bedauert Dorothea Steinmann. Sie hat die Yogi-Ausbildung erst im Rentenalter gemacht und beweist damit, dass es für Yoga nie zu spät ist – oder zu früh. Denn Yoga lehrt gerade für Jüngere sehr wichtige Erfahrungen. „Viele kommen bereits mit Leistungsanforderungen an sich selbst“, sagt Häusser, „und wollen, wollen, wollen.“ Dabei steht das Leistungsprinzip im Yoga völlig zurück. Es geht nicht darum, der Beste, Schnellste, Stärkste zu sein. Wichtig sei es, seine eigenen Grenzen kennenzulernen und sich selbst zu akzeptieren – mit diesen Grenzen.

Viele Männer haben ein falsches Bild vom Yoga als Sport für Wellness-Süchtige und Esoteriker

Gilt Yoga heute überwiegend als Frauen-Sport, finden sich auch immer mehr Männer darin wieder. Viele von ihnen haben ein falsches Bild vom Yoga als Sport für Wellness-Süchtige und Esoteriker. Hier kommt es darauf an, sich nach der richtigen Gruppe umzusehen. Power- oder Bikram-Yoga, der bei knapp 40 Grad praktiziert wird, sind eine körperliche Herausforderung und haben mit Duftkerzen und meditativer Klangmusik nur noch wenig zu tun. „Die körperliche Komponente ist für Männer oft der erste Anreiz“, sagt Häusser, „und damit geht dann nach und nach die Erdung von Gedanken und Gefühlen einher.“ Ursprünglich war Yoga sogar ausschließlich Männern vorbehalten, als Frauen damit begannen, galt das als revolutionär.

Die wachsende Anzahl an Yoga-Studios in Stuttgart zeugt von der anhaltenden Popularität der Aktivität, die schon längst nicht mehr als Welle oder Trend bezeichnet werden kann. Die Initiatoren des Yoga-Tags legen Wert darauf, dass diese Vielfältigkeit nicht als Konkurrenz untereinander betrachtet wird, sondern als gegenseitige Ergänzung. Denn wo es die Yoga-Schüler und Neugierigen am Ende hinzieht, hängt schließlich ganz von ihnen selbst ab.

Der Yoga-Tag läuft am 23. September von 11 bis 17 Uhr. Die Studios und deren Programm unter yogatag-stuttgart.de