Im Foyer der Bürgerhaus-Etage hatten die Gegner von S21 Stellwände aufgebaut. Foto: Susanne Müller-Baji

Ein Infoabend in der Bürgerhausetage befasste sich mit den Sicherheitsmängeln bei Stuttgart 21.

Feuerbach - Auch überzeugte Bahnfahrer waren zu diesem Informationsabend der Naturfreunde und der Initiative „Feuerbacher für K21“ in der Bürgerhausetage gekommen: „Zug statt Autobahn“ steht auf der Tasche eines Gastes. Nach dem Vortrag von Hans Heydemann, Sicherheitsexperte und Ingenieur für Energie- und Versorgungstechnik, wird sich mancher in der Wahl seines Verkehrsmittels nicht mehr so sicher sein.

Denn der Referent war gekommen, um die Sicherheitsmängel im geplanten Tiefbahnhof aufzuzeigen, wie schon einmal bei den Schlichtungsgesprächen im vergangenen Jahr. Er berichtet, dass Schlichter Heiner Geißler danach gesagt habe, „wenn Heydemann Recht hat, dann darf der Bahnhof so nicht gebaut werden“. Der Vertreter der Bahn habe daraufhin gesagt, er habe nicht Recht: „Und so blieb das stehen“, sagt Heydemann. Obwohl eine Gefahr offenkundig sei: Im Durchgangsbahnhof verbinden Stege in sieben Metern Höhe die Bahnsteige mit den Ausgängen. Wenn Rauch aufsteige, könne das im Brandfall den Fluchtweg zur Todesfalle machen. Die Kritiker des Großprojekts rechnen vor, dass die Abzugsöffnungen in den Glasoberlichtern nicht ausreichen, um lebensgefährliche Rauchvergiftungen zu verhindern.

Gehbehinderte werden im Brandfall ihrem Schicksal überlassen

Auch sonst wirft Heydemann der Bahn Schönrechnerei und Ignoranz vor: Die Bahnsteige seien zu schmal für eine effektive Räumung. „Da im Brandfall die Aufzüge nicht benutzt werden können, überlässt man Gehbehinderte einfach ihrem Schicksal – beziehungsweise den Mitreisenden, die die Betroffenen im Rahmen der Hilfeleistungspflicht in Selbstrettungsphase unterstützen“, wie Bahnvorstand Volker Kefer verlauten ließ. Heydemann glaubt allerdings, dass Menschen in Panik kaum einen Rollstuhlfahrer rund drei Stockwerke hochtragen werden. So hoch ist die zu überwindende Höhendifferenz.

Die Bahn gehe bei ihren Berechnungen zudem im schwersten Falle von „Papierkorbbränden“ im Bahnhofsbereich aus. Heydemann konnte mit einem Blick in die Bahngeschichte aber belegen, dass Tunnelbrände keineswegs selten sind und oft mit großer Heftigkeit ablaufen. In überirdischen Bahnhöfen seien Löscharbeiten einfacher und die Überlebenschance der Fahrgäste sehr viel größer. Die Gäste im Saal reagierten bestürzt: „Ich glaube, ich fahre nicht mehr Bahn“, sagte eine Teilnehmerin während der Diskussion.

Feuerbacher Bahnhof als Baustelle und Materiallager

Auch nach dem Volksentscheid hat die Initiative „Feuerbacher für K21“ ein Auge auf den Bau des Tiefbahnhofs: Viele Planfeststellungsverfahren würden erst jetzt laufen, und die Bahn spiele nicht mit offenen Karten, sagt Sprecher Heinz Wienand. Zudem wird der Stadtbezirk stark von den Bauarbeiten in Mitleidenschaft gezogen. 59 Stämme der gefällten Schlossgartenbäume lagern in Feuerbach, nahe der Gärten am oberen Ende der Hohewartstraße: „Das kann man mal auf sich wirken lassen“, sagt Wienand. Denn Kahlschlag werde es auch rund um den Feuerbacher Bahnhof geben: Der Bereich ist als Baustelle und Materiallager ausgewiesen. Fast alles Grün werde dem zum Opfer fallen, inklusive der Trauerweide auf dem Bahnhofsvorplatz. Hinzu kommen massive Einschnitte beim S-Bahn-Verkehr. Doch die Haltestelle wurde noch immer nicht behindertenfreundlich ausgebaut, so dass auch Reisende mit Kinderwagen oder Gepäck sowie Senioren nicht ohne Weiteres umsteigen und ihre Fahrt mit der Stadtbahn fortsetzen können. Zudem werde der Straßenverkehr stark eingeschränkt.

Wienand erzählte auch vom Gebäude Tunnelstraße 20, das mit der Verlegung der Röhre unmittelbar über dem Tunnelmund liegen wird: Die Bahn habe bereits eingeräumt, dass es durch den Tunnelbau zu Schäden am Haus kommen könne. Und: „Man hat dem Besitzer des Gebäudes vorsorglich 3500 Euro im Schadensfall angeboten.“