Der Bau von Stuttgart 21 wirkt sich auch deutlich sprübar auf den Landkreis Esslingen aus: Durch Owen und das Lenninger Tal etwa wird Material von den S21-Bauarbeiten bei Kirchheim/Teck abtransportiert. Foto: dpa

Etwa 500 Lkw sollen täglich die auf der Stuttgart-21-Baustelle bei Dettingen anfallenden 3,6 Millionen Tonnen Abraummaterial durch Owen und das Lenninger Tal abtransportieren. Die Bahn wirbt bei den Gemeinden und Bürgern für Verständnis für den Schwerverkehr.

Owen/Teck - „Wir haben einige Missverständnisse ausräumen können, die in Folge einer unglücklichen Kommunikation entstanden waren.“ Dieses Fazit zieht die Owener Bürgermeisterin Verena Grötzinger nach dem Krisengespräch mit den für den Bau des Albvorlandtunnels Verantwortlichen der Bahnprojektgesellschaft Stuttgart-Ulm.

 

Gemeinsam mit ihren Amtskollegen Michael Schlecht aus Lenningen, Daniel Gluiber aus Beuren, Roman Weiß aus Erkenbrechtsweiler und Rainer Haußmann aus Dettingen hatte die Owener Ratschefin Aufschluss darüber gefordert, wie die Bahn mit dem Aushub des zwischen Wendlingen und Dettingen gegrabenen Albvorlandtunnels vorzugehen gedenkt.

Jenseits des „Gut, dass wir einmal darüber geredet haben“ hat das Gespräch auch eine konkretes Ergebnis gezeitigt. Noch im Frühsommer wird die Bahn die betroffenen Bürger im Rahmen einer zentralen Informationsveranstaltung darüber informieren, was mit dem Beginn der Tunnelbohrung im Spätsommer auf sie zukommt.

Täglich 500 Lkw erwartet

Die Menschen im Lenninger Tal waren durch Meldungen der Bahn aufgeschreckt worden, wonach die auf der Baustelle bei Dettingen anfallenden 3,6 Millionen Tonnen Abraummaterial auf täglich bis zu 500 Lastwagen über die Ortsdurchfahrten zu den nahe gelegenen Steinbrüchen auf der Schwäbischen Alb abtransportiert werden. Direkt betroffen wären die an der B 456 liegenden Owen und Lenningen. Beuren und Erkenbrechtsweiler kämen erst dann ins Spiel, würden die auf der Albhochfläche liegenden Steinbrüche über die Beurener Steige angefahren werden.

Das wird früher geschehen, als es den Bürgermeistern Roman Weiß und Daniel Gluiber recht sein kann. Vom Juli bis November 2017 und dann noch einmal von März bis Juni 2018 wird die Bundesstraße in der Ortslage von Owen generalsaniert und für den Verkehr völlig gesperrt sein. „Die Umleitung führt über öffentliche Straßen, und die werden wir dann natürlich auch nutzen“, so ein Bahnsprecher. In diesem Falle würden sich die Schwerlaster die Beurener Steige hochquälen. Das drei Kilometer lange Teilstück der Landesstraße vom Freilichtmuseum Beuren aus hoch auf die Schwäbische Alb gehört mit einer Steigung von 17 Prozent zu den steilsten Albaufstiegen.

Immerhin hat die Bahn inzwischen die Zahl der am Albtrauf zu erwartenden Lastwagen relativiert. 500 Schwerlaster werden zwar zu den Spitzenzeiten täglich an der Baustelle in Dettingen mit dem Aushubmaterial, das die beiden Tunnelbohrmaschinen auswerfen, beladen. Ob sie dann alle über die Bundesstraße 456 oder dann über die Beurener Steige abfahren werden, ist unwahrscheinlich. „Auf unserer Liste stehen zwischen zehn und 20 Adressen, die wir anfahren. Wir haben in dem Gespräch unsere Zusicherung bekräftigt, dass nur die nahe liegenden Steinbrüche über das Lenninger Tal angefahren werden“, sagt der Bahnsprecher. Das Gerücht, wonach die Bahn, um möglicherweise die Autobahnmaut zu sparen, auch mit anderen Fahrten auf die Bundesstraße ausweichen könnte, entbehre jeder Grundlage.

Einlenken der Bahn

Nicht nur in den Rathäusern steht die Bahn unter genauer Beobachtung. Der Fraktionsvorsitzende der Grünen-Landtagsfraktion und Kirchheimer Abgeordnete, Andreas Schwarz, hatte im Vorfeld gefordert, den Abtransport des Erdaushubs vordringlich über die eigens dafür eingerichteten Baustellenzufahrten der Autobahn vorzunehmen. Jetzt zeigt sich Schwarz erfreut, dass die überörtlichen Verwertungsstellen nicht über die Bundesstraße 465, sondern über die Autobahn angefahren werden sollen.

Ähnlich kommentiert der Kirchheimer Bundestagsabgeordnete Michael Hennrich den Stand der Diskussionen. „Ich bin sehr froh, dass die Bahn sich mit den Bürgermeistern zusammengesetzt und über ihre Planungen informiert hat. Positiv ist das Einlenken der Bahn und dass nicht vorgesehen sei, überörtliche Abfuhren über die B 465 im Lenninger Tal zu führen“, lässt der CDU-Politiker verlauten. Hennrich will die Situation genau im Blick behalten. „Meine grundsätzlichen Bedenken bleiben bestehen. Sollte es nicht dabei bleiben, dass nur vereinzelt Abtransporte durch die Nadelöhre in den betroffenen Gemeinden geleitet werden, werde ich erneut intervenieren“, kündigt er an.