Am Dienstag haben die Stadt und die Diakonie den Mietvertrag unterzeichnet. Foto: Ott

Die Stadt geht davon aus, dass im früheren Wohnheim der Diakonie bis zu 200 Menschen leben können.

Rohr - Die Zahl der Flüchtlinge, die künftig in Rohr untergebracht werden sollen, wird weit höher sein, als bisher angenommen. Als die Pläne zur Schaffung einer Unterkunft vor zwei Wochen durch Recherchen dieser Zeitung publik wurden, war die Rede davon, 90 Flüchtlinge unterbringen zu wollen. Inzwischen geht das Sozialamt von einer Belegung mit 150 bis 200 Menschen aus. Dafür ist das leer stehende Feierabendheim Haus Hohenfried an der Arthurstraße vorgesehen. In diesem lebten Schwestern der Evangelischen Diakonieanstalt, ehe sie ins Mutterhaus in der Innenstadt zogen.

„Das Gebäude ist zur Unterbringung von Flüchtlingen bestens geeignet“, sagte Walter Tattermusch, der Leiter des Sozialamts am vergangenen Dienstagabend. Er war in die Sitzung des Vaihinger Bezirksbeirats gekommen, um den Lokalpolitikern die Pläne zu erläutern. In dem Heim gibt es zahlreiche Einzelzimmer, die Schränke sind bereits eingebaut. Manche Wohnungen verfügen auch über zwei Zimmer, dort könnten vorzugsweise Familien untergebracht werden, so Tattermusch. Zudem verfügt das Areal über eine großzügige Grünfläche.

Der Mietvertrag wurde von Stadt und Diakonie am Dienstag unterschrieben. Die Laufzeit beträgt zweieinhalb Jahre. „Wir sind darauf angewiesen, dort vom nächsten Monat an Flüchtlinge unterzubringen“, sagte Tattermusch. Bereits in einer Woche könnten demnach dort die ersten 30 Menschen einziehen. Gleichzeitig müssten aber Handwerker noch einige Arbeiten erledigen.

„200 Leute passen da niemals rein“

Weil weitaus mehr Flüchtlinge nach Deutschland strömen als in den Vorjahren und der Trend unterschätzt wurde, ist die zentrale Sammelstelle in Karlsruhe überfüllt. „Alles änderte sich schlagartig am fünften Juli“, sagte Tattermusch. In einem Anruf wurde ihm mitgeteilt, das Stuttgart unverzüglich Menschen aufzunehmen habe, und zwar ab sofort. Nach aktuellen Schätzungen müssen allein in diesem Jahr 730 zusätzliche Plätze geschaffen werden. Als Notlösung wurde vor zwei Wochen ein leer stehender Trakt des Bürgerhospitals angemietet. Die 90 Plätze sind bereits zu zwei Dritteln belegt. „Ab August werden uns 75 Flüchtlinge im Monat zugewiesen, ohne Rücksicht, wo wir sie unterbringen“, sagte der Leiter des Sozialamts.

„Ich kenne das Gebäude. 200 Leute passen da niemals rein“, sagte Konrad Ruf von den Freien Wählern. Er plädierte dafür, nicht mehr als 150 Menschen unterzubringen. Zudem regte er an, dass die Nachbarn frühzeitig informiert werden . „Damit kann man mögliche Konflikte abfangen.“

Wolfgang Georgii von der CDU indes schien die Planung nicht langfristig genug. „Was geschieht nach zweieinhalb Jahren?“, wollte er wissen. Denn eigentlich galt es als ausgemachte Sache, dass ein Investor das Gelände übernehmen, das alte Heim abreisen und dort Wohnungen bauen würde. „Das ist eine begehrte Fläche“, sagte der Christdemokrat.

Die Grünen brachten eine mögliche Lösung ins Spiel. „Wenn man das von Seiten der Stadt kaufen könnte, würde das vielleicht gar nicht so teuer sein“, sagte Christa Tast. Ihrer Meinung nach besitze die Stadt in so einem Fall ein Vorkaufsrecht. Die Stadtverwaltung sollte dies prüfen. Die Ökopartei stellte einen entsprechenden Antrag, dem alle Fraktionen zustimmten.