Kein Duell zwischen Manuel Hagel und Thomas Strobl: Die CDU wählt im November einen Landesvorsitzenden, doch die Würfel sind bereits gefallen.
Es war eine klare Ansage, die CDU-Landtagsfraktionschef Manuel Hagel da vorvergangene Woche im Anschluss gemacht hat. „Streit wird es in der CDU nicht geben“, sagte der 35-Jährige – auf die Frage, wann denn nun vor dem Parteitag im November die Frage der Kandidatur für den Landesvorsitz geklärt würde – das aber wohl eher in Richtung der eigenen Reihen. Am 18. November trifft sich die Partei in Reutlingen – nach zwei Jahren steht turnusmäßig die Wahl des Landesvorsitzenden an.
Angriff auf den Ziehvater?
Seit Langem galt als ausgemacht, dass Manuel Hagel seinen Ziehvater Thomas Strobl auf dem Posten beerben will. Doch in den vergangenen Monaten schien auf einmal nicht mehr ganz so klar, ob Thomas Strobl ihn auch in diesem Herbst schon räumen würde. Die Frage sei nicht, ob, sondern wann, hört man aus der Partei. Denn mit dem Landesvorsitz würde Hagel sich schon drei Jahre vor der Wahl als möglicher Spitzenkandidat empfehlen. Ein zu großes Risiko? Klar ist – Streit auf offener Bühne will nicht nur Hagel um jeden Preis vermeiden.
Der 35 Jahre alte gelernte Bankkaufmann und ehemalige Filialdirektor der Sparkasse in Ehingen hat eine steile Karriere hinter sich. 2016 zog er in den Landtag ein und wurde prompt von Thomas Strobl zum Generalsekretär der Partei gemacht, 2021 ließ er sich ohne große Widerstand zum Fraktionschef wählen. Der Landesvorsitz – verbunden mit einer späteren Spitzenkandidatur für die Landtagswahl 2026 – wäre für ihn ein logischer Schritt, auch wenn ihm dieses Jahr nicht mehr ganz so viele Stimmen zur Wiederwahl an die Fraktionsspitze verhalfen.
Die Frage war nur, ob Thomas Strobl ihn schon lässt. Der CDU-Politiker führt den Landesverband seit 2011. Er zog 2016 vom Bundestag in die Landespolitik, um seine Partei wieder in Regierungsverantwortung zu bringen. Strobl hat einige Übung darin, Krisen auszuhalten und auszusitzen. Weder die Niederlagen im Rennen um die Spitzenkandidaturen für die letzten Landtagswahlen warfen ihn aus der Bahn noch die Wahlniederlage 2021. Die Affäre inklusive Untersuchungsausschuss um Beförderungspraxis und sexuelle Belästigung an der Polizeispitze stand der Innenminister bislang durch. Nicht einmal ein Ermittlungsverfahren gegen ihn, das gegen eine Geldauflage von 15 000 Euro eingestellt wurde, konnte ihm etwas anhaben. Rücktrittsforderungen prallten an ihm ab.
Doch seit dem Strafverfahren gilt Strobl als angeschlagen. Gestützt wurde er zuletzt durch seine Rolle in der grün-schwarzen Koalition, die es ohne ihn und sein gutes Verhältnis zum Ministerpräsidenten wohl nicht gegeben hätte. Doch das macht ihn auch zum Sinnbild der Juniorpartnerschaft. Und inzwischen tönt es aus der CDU-Fraktion, auch andere hätten gute Drähte zu den Grünen.
Strobl wird angezählt
Hörte man in die Partei hinein, waren da nur noch vereinzelt die, die sich noch ein wenig mehr Zeit mit Strobl wünschten. Es gab diejenigen, die rieten, einen Wechsel erst nach der Kommunal- und Europawahl 2024 vorzunehmen. Und da waren die, die den Wechsel für unausweichlich halten, damit sich die Partei bis zur Landtagswahl neu aufstellen kann. Eine ordentliche Mehrheit sei Hagel beim Parteitag aber sicher, heißt es. Strobl indessen war 2021 nur mit zwei Drittel der Stimmen wiedergewählt worden.
Was alle eint, ist der Wunsch nach einer friedlichen Übergabe. Das betont auch Hagel. Er führe Gespräche mit Strobl „total offen und vertrauensvoll“, sagte er vorvergangenen Freitag und setzte ein gar nicht so freundliches Ultimatum. Man werde die Frage in den nächsten Tagen klären. An diesem Montag trifft sich der Landesvorstand, im Laufe der Woche soll es weitere Gespräche geben – es dürfte sich also bald herauskristallisieren, ob die CDU den geräuschlosen Übergang tatsächlich schafft.
Generationswechsel in der BW-CDU
Manuel Hagel
Der 35-jährige Bankkaufmann aus Ehingen/Donau ist CDU-Fraktionsvorsitzender im Landtag von Baden-Württemberg und leitet seit 2023 bundesweit die Fraktionsvorsitzendenkonferenz von CDU/CSU.
Thomas Strobl
Der 63-Jährige Jurist und amtierende Landesvorsitzende der CDU gilt bei vielen Beobachtern als Auslaufmodell. Seit 2016 ist er Innenminister des Landes Baden-Württemberg und genießt trotz der Polizei-Affäre weiterhin Rückendeckung von Ministerpräsident Winfried Kretschmann. (mic)