Eine kolossale assyrische Lamassu-Statue im Museum der University of Chicago. Foto: Imago/NurPhoto

Archäologen haben in der Nähe von Mossul eine 18 Tonne schwere Riesenskulptur aus assyrischer Zeit ausgegraben. Bewohner hatten den Koloss vor IS-Terroristen versteckt.

Bei Ausgrabungen im Nordirak haben französische Archäologen einen spektakulären Fund gemacht: Die Forscher stießen auf eine 3,8 mal 3,9 Meter große und weitgehend unversehrte Skulptur einer assyrischen Gottheit.

Einen derartigen Riesenfund habe er noch nie gemacht, sagt Projektleiter Pascal Butterlin von der Pariser Sorbonne-Universität am Mittwoch (25. Oktober). Normalerweise gebe es so etwas nur in Ägypten oder Kambodscha.

Symbolischer Schutz vor assyrischen Städten

Die 2700 Jahre alte und etwa 18 Tonnen schwere Skulptur stand als symbolischer Schutz vor den Toren der antiken Stadt Chorsabad. Foto: Imago//Pond5 Images

Ein Lamassu am Torder Nationen im altpersischen Persepolis im Südendes Iran. Foto: Imago/Pond5 Images

Lamassus bewachten die Paläste persischer und assyrischer Könige. Foto: Imago//Pond5 Images

Die 2700 Jahre alte und etwa 18 Tonnen schwere Skulptur stand als symbolischer Schutz vor den Toren der antiken Stadt Chorsabad, die etwa 15 Kilometer nördlich der heutigen Metropole Mossul liegt. Sie stellt den assyrischen Schutzdämon Lamassu dar – ein geflügelter Stier mit menschlichem Kopf. Die Liebe zum Detail sei „unglaublich“, schwärmt der Archäologe.

Im Neuassyrischen Reich (883–612 v. Chr.) wurden große Stiermonumente, oft mit Flügeln und immer mit Menschenköpfen, als Torwächter oft mit fünf Beinenan den Eingängen von Königspalästen wie Chorsabad und Ninive aufgestellt. Sie hatten eine das Übel abwehrende Funktion.

In einem Text findet sich die Zauberformel „Möge der gute šêdu zu meiner Linken und der gute Lamassu zu meiner Rechten gehen“. Lamassus kennt man auch von den Palästen der persischen Könige.

Kopf wurde in den 1990er Jahren gestohlen

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Laut Butterlin fehlt lediglich der Kopf. Er war demnach in den 1990er Jahren gestohlen worden, doch hatten Zollbeamte ihn später bei Schmugglern beschlagnahmt und ihm dem Irakischen Nationalmuseum in Bagdad übergeben. Heute sei er Teil der Sammlung des Museums.

Dass nun der Rest der Skulptur aufgetaucht ist, sei den Bewohnern des heutigen Dorfes Chorsabad zu verdanken, erklärt Butterlin. Sie hätten den Rumpf des Schutzdämons im Jahr 2014 versteckt, bevor sie selbst vor der anrückenden Dschihadisten-Miliz Islamischer Staat in von der Regierung kontrollierte Gebiete geflohen seien. Damit hätten sie die Statue vor der Zerstörung bewahrt.