Eine Rettungswagenbesatzung des DRK habe sich bei einem nächtlichen Einsatz ziemlich daneben benommen, kritisiert ein Patient – und ruft damit eine Flut an Reaktionen hervor Foto: dpa

Weil ein 76 Jahre alter Patient bizarre Tipps in einem rüden Ton bekommen hat statt schneller Hilfe, entschuldigt sich das Rote Kreuz in Stuttgart jetzt bei dem Betroffenen. Mitarbeiter klagen dagegen über eine hohe Belastung und wachsenden Druck bei der Arbeit.

Stuttgart - Der missglückte Rettungseinsatz bei einem 76 Jahre alten Mann in Luginsland hat Folgen. Das Stuttgarter Rote Kreuz hat sich jetzt bei dem Betroffenen schriftlich in aller Form entschuldigt. „Wir werden den Vorgang in angemessener Weise aufarbeiten und der Mitarbeiter wird sich für dieses Verhalten zu verantworten haben“, heißt es in der E-Mail des Kreisgeschäftsführers Frieder Frischling.

Die Frau des 76-Jährigen hatte am frühen Morgen des 21. Mai den Notruf 112 gewählt, weil ihr Mann unter starken Bauchkoliken litt. Der Disponent am Telefon entschied, keinen Notarzt, sondern einen Rettungswagen ohne Signal zu schicken. Als die Mitarbeiter eintrafen, empfahlen sie dem Patienten, er möge Kamillentee trinken und „mal richtig kacken“. Erst auf Druck der Ehefrau wurde der 76-Jährige in ein Krankenhaus gebracht. Dort musste ihm wenige Stunden später die stark entzündete Gallenblase entfernt werden. Er machte daraufhin den Fall öffentlich, „damit andere nicht in eine noch schlimmere Lage kommen“.

Den Vorwurf, die Retter seien nicht richtig geschult, weist das Rote Kreuz zurück. „Um solch einen Vorfall zu verhindern, gibt es nicht nur entsprechende Dienstanweisungen, sondern wir schulen unsere Mitarbeiter regelmäßig“, heißt es in dem Schreiben.

Die Berichterstattung über den Fall hat viele Reaktionen ausgelöst. Zahlreiche Menschen berichten über ähnliche, teils noch deutlich schlimmere Erlebnisse mit dem Rettungsdienst. Allerdings weisen auch viele darauf hin, dass die Helfer in den allermeisten Fällen gute Arbeit machen.

Und nicht selten kommt der Vorwurf, dass schwierige Situationen nicht durch mangelnde Fachkenntnisse der Beschäftigten entstehen, sondern durch den enormen Druck auf die Retter. „Hier wird Personal zerschlissen“, schreibt zum Beispiel ein Mitarbeiter des Deutschen Roten Kreuzes.