Transportflugzeuge vom Typ Airbus A400M der Luftwaffe auf dem Fliegerhorst Wunstorf bei Hannover. Von hier aus waren mehrere Transportmaschinen der Luftwaffe Richtung Afghanistan gestartet. Foto: dpa/Hauke-Christian Dittrich

Die Rettungsmission der Bundeswehr ist angelaufen. Doch wie läuft der Einsatz ab? Wohin werden die Geretteten gebracht? Und wie sind die Soldaten ausgerüstet? Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Kabul/Berlin - In der Nacht zum Dienstag hat die Bundeswehr mit ihren Evakuierungsflügen aus Kabul begonnen. Mit dem ersten Flug wurden aber nur sieben Personen in Sicherheit gebracht. Das lag unter anderem an dem Chaos, das auf dem Flughafen herrschte. Jetzt soll sich die Lage dort aber stabilisiert haben, sagt Außenminister Heiko Maas (SPD). Eine zweite deutsche Maschine landete am Dienstagmittag in Kabul, eine stabile Luftbrücke soll aufgebaut werden.

Wie genau läuft die Mission gerade ab?

Die Rettungsmission wird vom Einsatzführungskommando in Schwielowsee in Brandenburg aus geleitet. Es setzt dazu Soldaten des Kommandos Spezialkräfte (KSK) aus Calw und des Fallschirmjägerregiments 31 im niedersächsischen Seedorf ein. Die Soldaten haben in Usbekistan eine Operationsbasis errichtet. Hier starten und landen die Flugzeuge, die die Leute aus Kabul holen.

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Was passiert mit den Menschen, die in Kabul gerettet wurden?

Im usbekischen Taschkent werden die Geretteten versorgt und wenn nötig medizinisch betreut. Außerdem werden dort die Formalitäten für die Einreise nach Deutschland in Zusammenarbeit mit dem konsularischen Dienstes des Auswärtigen Amtes erledigt. Von Usbekistan aus sollen die Personen dann ans eigentliche Ziel geflogen werden.

Welche Soldaten haben welche Aufgabe?

Am Evakuierungsort sichern Fallschirmjäger den Landeplatz. Sanitäter versorgen Verletzte so, dass sie transportfähig sind. Das KSK stellt sich darauf ein, Menschen von sicheren Häusern in Kabul aus notfalls unter Waffeneinsatz zum Flughafen zu bringen.

Was heißt es, wenn Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer von „robusten Kräften“ für die Rettungsmission spricht?

Damit meint die Ministerin, dass die eingesetzten Soldaten dafür ausgebildet sind, ihren Auftrag auch mit Gewalt durchzusetzen. Die Fallschirmjäger haben eine Zusatzausbildung, die zum Beispiel ein intensives Sanitäts- und Schießtraining und den Einsatz von Sprengstoff umfasst. Damit schließen diese Soldaten die Lücke in den Fähigkeiten zwischen Infanteristen und dem KSK.

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Können die Retter Luftangriffe anfordern?

Ja. Darauf spezialisierte Teams gehören immer zu den Evakuierungskräften der Bundeswehr. Diese können das Feuer eigener und verbündeter Truppen von Land, See und Luft anfordern und ins Ziel lenken. Das umfasst auch Unterstützung durch Kampfflugzeuge und -drohnen.

Mit welchen Flugzeugen holt die Bundeswehr die Menschen aus Afghanistan heraus?

Die deutsche Luftwaffe nutzt gegenwärtig in Afghanistan das Transportflugzeug A400M von Airbus. Bei Evakuierungsoperationen werden die Sitzbänke ausgebaut, damit mehr als 114 Menschen in die Maschine passen. Der Flugzeugtyp zeichnet sich dadurch aus, dass er auf extrem kurzen Landebahnen sicher landen und starten kann. Geschützt ist das Flugzeug unter anderem gegen elektronische Angriffe und Raketen – und somit gegen alle den Taliban zur Verfügung stehenden Boden-Luft-Waffen.

Welche Flugzeuge setzen die USA für die Rettungsmission in Afghanistan ein?

Vor allem die Boeing C-17 Globemaster und Lockheed C-5 Galaxy wird von den US-Streitkräften genutzt. Wie auch bei der deutsche Luftwaffe werden bei Rettungsmissionen in der Regel die Sitzbänke aus der Maschine ausgebaut, sodass mehr Platz als für 345 Passagiere entsteht. Auch diese Flugzeuge sind unter anderem gegen Raketenangriffe geschützt.

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Haben die USA noch weitere Truppen als die am Kabuler Flughafen in der Nähe Afghanistans?

Mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit überwachen die US-Streitkräfte die Rettungsoperation mit Kampfflugzeugen vom Typ AC-130 Spectre aus der Luft. Die Transportflugzeuge wurden eigens für die Unterstützung von Spezialoperationen mit seitwärts aus dem Flugzeug wirkenden Rohrwaffen wie Maschinenkanonen und Haubitzen ausgerüstet. Zudem operieren zwei US-Flugzeugträgerkampfgruppen um die „USS Ronald Reagan“ und die „USS Dwight D. Eisenhower“ mit etwa 170 Kampfflugzeugen im arabischen Meer. Sie unterstützen die etwa 6000 US-Soldaten der 82. Luftlandedivision, die die Hauptlast der Sicherung des Kabuler Flughafens tragen. Ihr Kommandeur Christopher T. Donahue hat als Angehöriger der ersten Spezialeinsatzgruppe selbst auf verschiedenen Führungsebenen Erfahrung bei Rettungsoperationen gesammelt.

Wie verlassen die deutschen Soldaten Kabul, wenn sie ihren Auftrag abgeschlossen haben?

In diesem Fall dürften sie einfach die A400M besteigen und nach Usbekistan fliegen, weil die Soldaten der 82. US-Luftlandedivision mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit den Flughafen Kabul als letztes verlassen werden. Das ist eine sehr komplexe Aufgabe, die höchst flexibel von den Soldaten gelöst werden muss. Im Notfall werden die Soldaten dazu auf massive Luftunterstützung zurückgreifen, um sich gewaltsam von den Taliban zu lösen und mit Hubschraubern Afghanistan zu verlassen.