Oldtimer-Freunde finden auf der „Retro“ rund 1000 Angebote Foto: Petersen

Vor allem in unteren und mittleren Preisregionen gibt es bei den Retro Classics in der Landesmesse Stuttgart immer mehr günstigere Angebote. Während es viele interessante Fahrzeuge zwischen 10 000 und 20 000 Euro gibt, wird auch für manches Modell „Fantasiepreise“ verlangt.

Stuttgart - Die Preise auf dem Oldtimer-Markt normalisieren sich. Eine klare Aussage von Retro-Classics-Chef Karl-Ulrich Herrmann auf die Frage nach dem wichtigsten Trend der 18. Retro Classics auf der Stuttgarter Messe. In den vergangenen zehn Jahren sind die Preise jedes Jahr um zehn oder mehr Prozent gestiegen, 2017 lag das Plus nur noch bei 1,4 Prozent, sagt Herrmann . Zum Ende des Höhenflugs hat er eine klare Meinung: „Das ist gut so!“ Denn das käme zwar weniger den Anlegern zugute, aber laut Herrmann „umso mehr den Oldtimer-Liebhabern, die fahren oder schrauben wollen“. Der Retro-Classics-Chef rechnet damit, dass sich mancher Spekulant angesichts dieser Entwicklung von dem „Garagengold“ abwenden und wohl eher wieder in echte Goldbarren investieren wird.

„Fantasiepreise“ für Porsche

Rund 1000 Autos stehen während der vier Messe-Tage bis zu diesem Sonntag zum Verkauf. Beim Rundgang zeigt sich, dass es im Gegensatz zu den vergangenen Jahren vor allem im unteren und mittleren Preissegment faire Angebote gibt. „Zwischen 10 000 und 20 000 Euro werden zahlreiche interessante Fahrzeuge angeboten“, sagt Rainer Klink, der Veranstalter von Oldtimer-Reisen und Chef des Boxen-stop-Museums in Tübingen. Vor allem im Bereich über 100 000 Euro würden auf der Messe für manchen Porsche aber weiterhin „Fantasiepreise“ verlangt. „Offenbar hat noch nicht jeder die aktuelle Entwicklung mitbekommen“, sagt der Tübinger.

Ob die reellen Angebote in dieser Hochpreisregion nachgeben, hält Hans-Jörg Götz für fraglich. Der Chefredakteur des Fachblatts „Motor Klassik“ hat festgestellt, dass Restaurierungen deutlich fachkundiger ausgeführt werden als noch vor zehn Jahren. „Und eine Top-Restaurierung kostet richtig Geld. Das muss wieder hereinkommen“, sagt Götzl.

Sonderrechte für Oldtimer gefordert

Retro-Classics-Chef Herrmann nennt Zahlen zum Bestand der alten Autos. 477 386 seien in Deutschland mit einem H-Kennzeichen unterwegs und somit älter als 30. Einerseits eine Steigerung um 10,9 Prozent gegenüber 2016, andererseits machen die Oldies nur 0,9 Prozent aller zugelassenen Pkw aus. Weil sie im Schnitt nur 1500 bis 2500 Kilometer pro Jahr bewegt werden, hält Herrmann Sonderrechte für Oldtimer in steuerlicher Hinsicht oder den Verzicht auf Plaketten-Regelungen für gerechtfertigt. In Deutschland besonders geschätzt sind Fahrzeuge von drei Herstellern : Mit dem historischen Kennzeichen versehen sind rund 92 000 Mercedes, 71  000 Volkswagen und 25 000 Porsche.

Beim Rundgang durch das 140 000 Quadratmeter umfassende Messe-Gelände fällt auf, dass im Bereich von bis zu 20 000 Euro manche sehr gepflegte Mercedes S-Klasse-Limousine angeboten wird und ebenso einige Porsche 944 in wirklich gutem Zustand. Ein privater Verkäufer notiert für einen roten 944 mit weniger als 100 000 Kilometern reges Interesse. Viele Besucher notieren sich die Telefonnummer des Anbieters. „Vielleicht glauben die, sie bekommen den Wagen nächste Woche nach der Retro geschenkt“, sagt Herrmann lachend, „aber den Anruf können sie sich sparen!“

Attraktive Angebote

Bei den Youngtimern, die noch ein gutes Stück vom H-Kennzeichen entfernt sind, fällt mancher realistisch bewertete Mercedes SLK oder Golf II GTI auf. Für unter 10 000 Euro werden diese durchaus attraktiven Fahrzeuge angeboten.

Einem Händler mit angemessenen Preisen für französische Klassiker wurde von Kollegen offenbar schon empfohlen, die Summen der Fairness halber doch bitte ein bisschen anzuheben. Das lässt er bleiben. Bei seinen Angeboten hätten doch alle etwas davon, lässt er wissen. „Ich verdiene etwas und der Käufer wird nicht über den Tisch gezogen“, sagt er. So bestätigt sich Herrmanns These von der Rückkehr der Angebote für jene, die sich an Oldtimern erfreuen und beim Kauf nicht auf einen schnellen Gewinn spekulieren.