Bernhard Völker (links) und seine Mitstreiter protestieren gegen das Projekt. Foto:  

Beim Spatenstich für die Asphaltierung der Panzerstraße zwischen Böblingen und Stuttgart-Vaihingen loben die Politiker das Millionenprojekt. Aber es gibt auch Protest.

Böblingen/Stuttgart - Für Winfried Hermann (Grüne) ist es ein schöner Tag und ein tolles Projekt: Am Montag ist der Spatenstich für den ersten Radschnellweg in Baden-Württemberg gefeiert worden. Für den etwas weniger als acht Kilometer langen Abschnitt zwischen Stuttgart-Vaihingen und Böblingen sowie Sindelfingen hat der Landesverkehrsminister mit viel Politprominenz ein Plakat enthüllt. In dem Wald werden bis zum kommenden Frühjahr die unter Denkmalschutz stehende, gepflasterte Römerstraße sowie ein weiterer Weg asphaltiert und beleuchtet. Der Ausbau der Strecke kostet rund 3,2 Millionen Euro. Dazu müsse man „keine Miene ziehen, als wäre es eine Beerdigung“, sagte Winfried Hermann zu Bürgern, die mit Plakaten gegen das Projekt protestierten.

Der Erste seiner Art im Land

Roland Bernhard ist auch stolz, den ersten Radschnellweg des Landes zu planen und zu bauen. Im Mai vor einem Jahr hatte der Landrat das Projekt erstmals im Böblinger Kreistag vorgestellt. Sein Ziel ist es, damit Pendler zum Umsteigen vom Auto auf das Fahrrad zu bewegen. Der Kreis Böblingen sei vom Verkehr geplagt. Die Kraftfahrzeugdichte habe in den vergangenen zehn Jahren um fast 14 Prozent zugenommen, nannte er als Beispiel. Die Bevölkerung sei aber nur um 2,5 Prozent gewachsen. Um die Stauproblematik zu lösen, dürften nicht nur Straßen gebaut werden. „Wir müssen auch kreativ sein“, sagte er. Während die Römerstraße für den Freizeitradler gut funktioniere, müsse sie für den Berufsradverkehr mehr bieten. „Der normale Mensch hat noch nicht verstanden, dass dafür andere Standards gelten“, sagte er zur Kritik an dem Bauprojekt.

Vier Meter breit müssen Radschnellwege sein, möglichst kreuzungsfrei, mindestens fünf Kilometer lang – und sie müssen eine interkommunale Verbindung schaffen. Die Römerstraße ist der ideale Kandidat dafür. „Ich finde es traurig, dass dieses hochwertige Handwerksbauwerk ruiniert wird“, erklärte Bernhard Völker seinen Protest. Die Pflastersteine der Panzerstraße werden künftig nur noch auf einem 80 Meter langen Abschnitt sichtbar bleiben. Die Politiker machten es sich einfach, indem sie eine vorhandene Piste asphaltierten, finden er und seine Mitstreiter. Dabei habe die Strecke keine Anschlüsse in Stuttgart sowie in Böblingen und Sindelfingen. „Auch die Spaziergänger sind die Leidtragenden“, meint Bernhard Völker. Er hätte die ehemalige Bundesstraße  14 für die bessere Alternative gehalten.

Investition in die Zukunft der Mobilität

Der Radschnellweg „endet nicht im Nichts“, versprach Winfried Hermann. Böblingen, Sindelfingen und Stuttgart hätten den Auftrag, für funktionierende und schnelle Anschlüsse zu sorgen, betonte der Verkehrsminister. Die alte B 14 sei als Alternative ungeeignet, weil sie während des Ausbaus der A 81 als Ausweichstrecke für den Autoverkehr dienen müsse. Er sieht das Militärobjekt Panzerstraße nicht für schützenswert an. Und die Fußgänger sollen ihm zufolge einen eigenen Weg erhalten. Pflastersteine seien für Radler schwierig, bestätigte Böblingens Oberbürgermeister Stefan Belz (Grüne), der den Bau des Schnellwegs begrüßte. Seine Verwaltung arbeite bereits daran, für die Stadt ein vernünftiges Radwegenetz aufzustellen. Das Gleiche gilt laut seinem Kollegen Bernd Vöhringer (CDU) für Sindelfingen. „Auch für einen Automobilstandort ist zukunftsfähige Mobilität wichtig“, sagte er. Für Stuttgart war Peter Pätzold (Grüne), der Bürgermeister für Städtebau und Umwelt, zu dem Spatenstich gekommen.

Lob für den Schnellweg gab es noch von einem Experten: „Wir sind zum Schluss gekommen, dass diese Strecke am geeignetsten ist“, sagte Roland Schmitt, der Vorsitzende der Böblinger und Sindelfinger Ortsgruppe des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC). Auf der Böblinger Seite gebe es mehr Anschlüsse als von der alten B 14 aus, etwa in den Osten der Stadt oder bis nach Schönaich. Er ist jahrelang auf der Panzerstraße mit dem Rad zur Arbeit gependelt: Über die Pflastersteine sei es „eine unsägliche Holperei“ gewesen.