Im Malmsheimer Heimatmuseum gibt es jetzt einen Rätselrundgang mit App durch das Museum.
In den kleinen Garten hinter dem Malmsheimer Heimatmuseum sind jede Menge Rittersleute und Landsknechte eingezogen. Da ist der Normanne Rodolf von Tilleu mit seinem blau-roten Überrock. Gelebt hat er im zwölften Jahrhundert und hat als Ritter seinen Lehnsherrn verteidigt. Alles was er dazu braucht, zeigt er den neugierigen Kindern und anderen Gästen an diesem Sonntag.
Mit der schweren Kettenhaube und den Ketten-Fäustlingen haben sich die Ritter im Kampf geschützt. Wer nicht in den Kampf ging und Geld genug hatte, der zog Lederhandschuhe an. „Dann hat man die schmutzigen Fingernägel nicht gesehen“, erzählt Ritter Rodolf. Denn Waschen war im Mittelalter noch nicht so angesagt wie heute. Sehr teuer war früher eine solche Ausrüstung, sie hatte den Gegenwert einer Kuhherde. „Vor allem das Schwert war ein teures Statussymbol“, erzählt Rodolf.
Engagierte Hobby-Ritter
Bereits zum dritten Mal hat der Renninger Ritterbund in den Museumsgarten eingeladen unter dem Motto „Ritter hautnah“. 18 Mitglieder hat die Abteilung des Heimatvereins Rankbachtal und die sind sehr rege, was ihr Hobby betrifft. Auf 15 bis 20 Veranstaltungen gehen sie im Jahr, kleine und große Rittermärkte mit Zeltlager sind dabei aber auch bei kleineren Events sind sie vertreten, wie am 30. Juni beim Kirchenfest in Hemmingen.
Seit 1991 betreibt der Verein in einer umgebauten ehemaligen Scheuer aus dem 18. Jahrhundert ein Heimatmuseum. Und dieses Museum jüngeren Menschen nahezubringen ist eines der Ziele des Ritternachmittags. Denn auch das Museum ist geöffnet und zahlreiche Familien bummeln durch die Geschichte des Handwerks, durch historische Wohnstuben und durch die aktuelle Sonderausstellung mit Spielzeug aus Kindertagen und auch alte Balken aus der abgebrochenen Renninger Mühle haben hier einen Platz gefunden.
„Seit kurzem ist das Museum mit einer App begehbar“, berichtet die Vorsitzende, Verena Weidmann-Reisser. „Bringen Sie Ihr Smartphone und im besten Fall Kopfhörer mit. Laden Sie sich die App Actionbound kostenlos herunter und starten Sie Ihren Rundgang.“ Speziell an Kinder richtet sich der Rätsel-Rundgang mit kurzen Zusatzinformationen und Quizfragen und es gibt einen eher für Erwachsene geeigneten Info-Rundgang mit Informationen zu ausgewählten Ausstellungsstücken.
Was heute das Smartphone ist, war im Mittelalter das Rufhorn. „Das Horn hat man kilometerweit gehört“, berichtet Ritter Rodolf und lässt das große Horn eines Wasserbüffels erklingen.
Nebenan zeigt der Hussitische Söldner und Reformator Wilhelm von Wirme in seinem braun-grünen Gewand Waffen, die sich arme Bauern um 1400 aus landwirtschaftlichen Geräten selbst gebaut haben. Er zeigt den Nachbau eines der ersten Gewehre, ein langer Holzschaft mit einem einfachen Vorderlauf, der mit Schießpulver und einer Kugel gefüllt werden konnte. Auch ein Dreschflegel wurde mit Kette und Eisenkugel zu einer gefährlichen Waffe. Aber nicht nur Kämpfer sind im Museumsgarten vertreten, ein spanischer Ordensritter zeigt sich ganz in Weiß gewandet und ein Ritter hat sein Zivil-Gewand angelegt, er ist mit Schmuck ausgestattet und trägt einen edlen Zinnenhut mit Pelzbesatz.
Auch verschiedene im Mittelalter übliche Handwerke sind im Museumsgarten vertreten. Nadja Jeschke stickt an einem Ausschnitt des berühmten Teppichs von Bayeux, der als Ausstattung für ihr Ritterzelt gedacht ist. Um Garn zu sparen, wurde dieser Teppich im Original mit Füllstichen gefertigt, das ahmt auch Nadja Jeschke nach, allerdings verwendet sie für ihre Stickerei Seide, während im Mittelalter mit handgefärbter Wolle gearbeitet wurde.
Das Heimatmuseum Rankbachtal in Malmsheim ist in der Regel sonntags von 14 bis 17 Uhr geöffnet.