Minuszinsen sind bei Sparkassen bisher weitgehend tabu. Doch der Druck steigt. Mit der BW-Bank denkt nun eine der führenden Banken daran, einem Teil der Kunden Negativzinsen zu berechnen.
Stuttgart - Die Stuttgarter BW-Bank erwägt, auf hohe Einlagen von Kunden künftig Zinsen zu verlangen.
Er schließe nicht aus, dass sich das Institut „mit dem Thema Negativzinsen wird befassen müssen“, sagt Michael Horn, im Vorstand der Landesbank Baden-Württemberg für das Geschäft mit Privat- und Geschäftskunden verantwortlich, unserer Zeitung. Die Kunden stellten dem Institut „derart viel Geld zur Verfügung, dass wir gar nicht anders können, als einen Teil davon bei der Europäischen Zentralbank (EZB) anzulegen“, die dafür einen Zins von minus 0,4 Prozent berechnet. Den Verlust trage bisher die Bank, was jedoch an Grenzen stoße. Negativzinsen würden sich aber nur auf sehr hohe Barvermögen beziehen, nicht auf den kleinen Sparer, betont Horn.
Geringverdiener: Altersvorsorge leidet
Die anhaltend niedrigen Zinsen treffen seiner Einschätzung zufolge vor allem die Altersvorsorge von Geringverdienern. Vermögende Anleger profitierten von der Wertsteigerung bei Wertpapieren und Immobilien und könnten den fehlenden Zins „gut verschmerzen. Der Teil der Bevölkerung, der sich solche Anlagen nicht leisten kann, zieht dagegen den Kürzeren.“
Wieder mehr Serviekräfte gesucht
Drei Jahre nach der Neuausrichtung des Filialnetzes nimmt das Institut einen Teil der Stellenstreichungen zurück. Die Bank hatte 380 Arbeitsplätze abgebaut; nun sucht sie 70 zusätzliche Servicekräfte und will außerdem 30 offene Beraterstellen besetzen. Die Beratungscenter, in die die Bank einen Teil der Filialen umgewandelt hat, hätten beim Kunden nicht die erwartete Akzeptanz gefunden. Nun wird ein Teil davon wieder zur Filiale aufgewertet.
Vor dem nächsten Zinsentscheid der EZB an diesem Donnerstag rechnen 50 Prozent der Investoren damit, dass die Zinsen von minus 0,4 auf minus 0,5 Prozent sinken.