Die Trockenmauern sind auch Lebensraum vieler schützenswerter Tiere Foto: Frank Eppler

Aus Anlass des Kreisjubiläums unterstützt der Kreis die Trockenmauersanierung rund um die Yburg in Kernen-Stetten. Als Vorgeschmack werden die Geburtstagstropfen präsentiert.

Seit Jahrhunderten prägt von Menschenhand geformte, landwirtschaftlich genutzte Kulturlandschaft das Gebiet des heutigen Rems-Murr-Kreises. Seit jeher gehörten auch „die klassischen Weinbergmäuerle quasi zur DNA des Remstals“, sagte Landrat Richard Sigel am Montag bei einer der Auftaktveranstaltungen des Rems-Murr-Jubiläums bei strahlendem Sonnenschein vor der Yburg in Kernen-Stetten.

An den Mauern nagt der Zahn der Zeit

Die traditionellen Trockenmauern sind auch im Remstal inzwischen recht rar geworden. Eines der größten geschlossenen Areale ist der Bereich unterhalb der Yburg, wo bekannte Lagen wie Pulvermächer oder Brotwasser noch in steilen Trockenmauerlagen stehen. Und selbst der Landrat konstatierte: „Leider nagt der Zahn der Zeit an den in mühevoller Kleinarbeit aufgeschichteten Trockenmauern – die Mauern verschieben sich, einzelne Steine fallen heraus, und ganze Abschnitte stürzen ein.“

Im Rahmen des 50-Jahr-Jubiläums des Rems-Murr-Kreises werden – so ein Anlass für den montäglichen Treff am knapp 650 Jahre alten Wahrzeichen der Kommune Kernen – die Trockenmauern unter der Yburg saniert. „Wir feiern unser Landkreisjubiläum unter dem Motto „Miteinander lebenswerter“ – das gute Miteinander leben wir gemeinsam mit unseren Kommunen, aber auch mit unseren Weingärtnern im Rems-Murr-Kreis“, so Landrat Sigel. Und mit der Sanierung der Trockenmauern rund um die Yburg im Rahmen dieses Jubiläums wolle der Kreis auch ein Signal für dieses kreisweite Miteinander setzen. Sigel: „Gleichzeitig geht es im Sinne des Naturschutzes auch darum, wertvolle Biotope zu erhalten, immerhin sind die Trockenmauern Lebensraum vieler schützenswerter Tiere.“

Weinkönigin präsentiert Jubiläumsweine

Nach den Neujahrsempfängen in Remshalden und Winnenden haben bei der nunmehr dritten Jubiläumsveranstaltung des Kreises der Landrat, die aus Winnenden stammende Württembergische Weinkönigin Carolin Golter und die beteiligten Weingüter Karl Haidle (Lemberger, Stettener Häder), Herzog von Württemberg (Sekt Pinot Brut) und Beurer (Riesling Kieselsandstein) die zwei Jubiläumsweine und den Jubiläumssekt des Rems-Murr-Kreises vorgestellt.

Auch die Weingüter freuen sich über die Sanierung der Trockenmauern, deren Zustand wegen Hans Haidle mit dem Landrat Kontakt aufgenommen hatte. „Die Trockenmauern sind ein prägender Teil der Kulturlandschaft, und es freut uns, dass uns der Landkreis beim Erhalt dieser auch aus ökologischer Sicht wertvollen Mauern unterstützt“, hieß es dazu seitens der Stettener Weingüter Haidle und Beurer. „Die behutsame Mauersanierung in Zusammenarbeit mit dem Landkreis freut uns sehr, so bleibt die Kulturlandschaft der traditionellen Terrassenlagen auch für nachfolgende Generationen erhalten“, ergänzte Kernens Bürgermeister Benedikt Paulowitsch.

Die Trockenmauersanierung unterhalb der Yburg läuft bereits seit Ende Januar und wird laut bisheriger Zeitplanung – abhängig von der Witterung – gegen Ende März dieses Jahres fertiggestellt. Saniert werden dort in diesem Projekt etwa 70 Quadratmeter schadhafter Trockenmauern, die auf Grundstücken der Weingüter Herzog von Württemberg, Haidle, Beurer und Felden liegen. Der Kreistag hat hierzu einen Zuschuss von 70 Prozent bewilligt, teilt das Landratsamt mit – das entspricht rund 18 000 Euro.

Ansporn war unter anderem die Mitgliedschaft zusammen mit dem Ostalbkreis in der „Bio-Muster-Region“. Damit die Trockenmauern als wertvolle Biotope noch viele weitere Jahre erhalten bleiben, sollten die betroffenen Weingüter anlässlich des Kreisjubiläums unterstützt werden. Und zugleich sollten aus den geförderten Lagen jene Tropfen stammen, die übers Jahr bei den Jubiläumsveranstaltungen ausgeschenkt werden.

Seit Jahren sind bei den Bemühungen um die Stettener Wengertmäuerle Jochen Beurer und der Stettener Verein Allmende aktiv. Vor gut 15 Jahren haben sie den Museumswengert mit alten, heute nicht mehr verfügbaren heimischen Rebsorten bepflanzt. Rund um den „Schlössleswengert“ wurde mit fachmännischer Unterstützung auch begonnen, die teils eingefallenen Mauern instand zu setzen. Die einst aufgestellten Infoschildern zu Trockenmauern und Stettener Steillagen werden jetzt im aktuellen Jubiläumsprojekt erneuert.

Ein Film über die Trockenmauersanierungen beim Stetter Museumswengert ist im Internet unter dem Stichwort „Rettet die Reben“auf Youtube herunterladbar.