Nicht gerade sommerlich: Zumindest Regenschirmverkäufer dürfen sich über das trübe Nass freuen. Foto: dpa

Das trübe Regenwetter in der Region sorgt für viel Unmut: Während Cafés und Biergärten auf den Sommer hoffen, gibt es einige, die von der nasskalten Wetterlage profitieren.

Stuttgart - Das triste, nasskalte Wetter dieser Tage trübt nicht nur die Gemüter – sondern auch die Bilanzen vieler Geschäftsleute in und um Stuttgart. Regen macht schließlich nicht unbedingt Lust auf neue Sommerkleidung, und für ausgiebige Grillabende ist es schlicht zu kalt. „Grundsätzlich mögen wir Regenwetter nicht so besonders“, sagt Sabine Hagmann vom Handelsverband Baden-Württemberg. Bei Regen gehe keiner so gerne einkaufen, sagt Hagmann. „Da fallen viele Umsätze aus.“ Leiden würden vor allem Bekleidungsgeschäfte, außerdem Lebensmittelhändler, die in diesen Tagen wohl deutlich weniger Grillgut, Grillkohle und Bier verkaufen.

Auch den Gastronomen macht das schlechte Wetter der vergangenen Wochen zu schaffen. „Das bedeutet natürlich schon einen Einschnitt“, sagt Daniel Ohl vom Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA) Baden-Württemberg. Die Außengastronomie sei ein nahezu unverzichtbarer Faktor für die Branche, das Geschäft im Freien nehme in der Region seit Jahren zu, sagt Ohl. Doch im Moment sei das Wetter dafür einfach zu ungemütlich. Insbesondere für die Public-Viewing-Veranstaltungen rund um die Fußball-Europameisterschaft hofften Biergärten und Restaurants nun auf trockenere Tage.

Zu viel geregnet habe es auch für die Bauern im Land, sagt Ariane Amstutz vom Landesbauernverband. Die Äcker stünden zum Teil unter Wasser, in den Überschwemmungsgebieten im Land fielen wohl komplette Ernten aus. In und um Stuttgart stehe es insbesondere um die Erdbeerernte sehr schlecht, die Böden seien wassergesättigt. Auf den Fildern würden auch die Gemüsebauern schon unruhig, sagt Amstutz – die seien zum Teil zwei Wochen im Rückstand. Ob sich der viele Regen auch insgesamt auf die Ernten und Erträge auswirke, sei aber noch nicht abzusehen.

Museen, Kinos und Theater sind die Profiteure des Regenwetters

Das Jammern über die Schlechtwetterlage, so scheint es, ist groß in diesen Tagen. Doch nicht allen macht der Regen zu schaffen – im Gegenteil. Es gibt einige, die vom trüben Wetter sogar profitieren. „Museumsmitarbeiter gehören zu den wenigen Menschen, die sich zumindest beruflich über ausgiebige Tiefdruckgebiete freuen können“, sagt Joachim Rüeck vom Haus der Geschichte in Stuttgart. „Außer vielleicht Hersteller von Regenschirmen oder Gummistiefeln.“ Zahlen könne er zwar keine nennen, aber dass sich das Wetter in den Besucherzahlen niederschlage, sei vor allem an verregneten Sonntagen deutlich zu spüren. „Museumswetter“, nennt Rüeck das – ein Gang durch 200 Jahre Landesgeschichte sei eben ein gutes Programm für Regentage.

In der Staatsgalerie, so eine Sprecherin, seien in diesem Jahr in den regnerischen Wochen sogar etwa doppelt so viele Besucher gewesen wie zum gleichen, schöneren Zeitraum im Vorjahr – ob das nun aber nur am schlechten Wetter liege, könne man nicht mit Gewissheit sagen.

Klassische Regenwetter-Beschäftigungen, könnte man meinen, sind wohl auch Kino- und Theaterbesuche. Denn wer mag schon bei Sonnenschein im dunklen Kino sitzen. „Ein regnerischer Tag ist etwas, worüber wir uns durchaus freuen“, sagt Sascha Diener, Theaterleiter der beiden Stuttgarter CinemaxX Kinos. Und auch die Stuttgarter Staatstheater klagen nicht: „Wir merken das sehr stark an den Abendkassen“, sagt Bernhard Utz, Direktor Kommunikation. Ist das Wetter schlecht, entscheiden sich viele Kurzentschlossene noch fürs Theater, das Ballett oder die Oper. Großen Einfluss auf die Bilanzen habe das dennoch nicht, sagt Utz. „Ein Theaterbesuch wird meist lange im Voraus geplant, nicht erst am Tag vorher – und das ist dann wetterunabhängig.“

Wer Regenschirme oder Gummistiefel verkauft, macht ein gutes Geschäft

Profiteure des schlechten Wetters sind vor allem auch die Anbieter klassicher Indoor- und Hallen-Aktivitäten. Bei Regenwetter sei bei ihnen deutlich mehr los als bei Sonnenschein, sagt zum Beispiel Anke Hoffmann vom Kletterzentrum des Deutschen Alpenvereins in Stuttgart. Auch die Bowling-Zentren in der Region freuen sich über höhere Besucherzahlen: Regenwetter sei natürlich besser als Hitze, heißt es von der Stuttgarter Bowling Arena. Fällt ein Freibadbesuch ins Wasser, sind auch Hallenbäder oder Thermen eine Alternative. Ebenso wie Saunabesuche – die seien bei kühlem, nassen Wetter häufiger, sagt Anita Grube von den Stuttgarter Bäderbetrieben. Aber: Man liege derzeit noch deutlich unter dem Vorjahresergebnis, sagt Grube: Ausgeglichen werde die unterdurchschnittliche Zahl der Freibadbesuche durch die Hallenbad-Schwimmer nicht – doch bis Jahresende könne das schon wieder anders aussehen.

Und dann sind da eben noch all diejenigen, die Schlechtwetterausrüstung verkaufen. „Regenjacken, Gummistiefel und Regenschirme – diese Geschäfte laufen natürlich gut“, sagt Handelsverband-Sprecherin Hagmann. Es gibt sogar Händler, die das schlechte Wetter nutzen, um Schirme und Co. noch ein bisschen teurer zu verkaufen als sonst – und somit die Not der Durchnässten für sich zu nutzen wissen.

Wetterbesserung ist nicht in Sicht – gewisse Anomalien gebe es aber jedes Jahr

Des einen Freud, des anderen Leid, das zeigt sich an diesen Beispielen. „Aber man soll diesen Sommer noch nicht schlechtreden“, sagt Daniel Ohl vom Hotel- und Gaststättenverband. Gewisse Wetteranomalien gebe es schließlich in jedem Jahr – und oftmals würden sich die Einbußen aus den Schlechtwetter-Tagen im Laufe des Jahres wieder ausgleichen.

Nach Besserung sieht es in den kommenden Tagen indes nicht aus: Regen die ganze Woche, auch in Stuttgart, vielleicht sogar einige Unwetter, heißt es vom Deutschen Wetterdienst (DWD). Bis zu 25 Liter pro Quadratmeter und Stunde seien möglich - vor allem ab der Wochenmitte. „Dann zieht von Elsass und Schweiz kommend noch mehr Regen ins Land“, sagte eine Meteorologin des DWD in Stuttgart. Wer auf Besserung hofft, braucht also noch Geduld: Die Chancen auf fröhlichere Wetterabschnitte stehen laut dem Wetterdienst erst in der kommenden Woche etwas besser.