Carsten Rees ist neuer Vorsitzender des Landeselternbeirats Foto: dpa

Nach turbulenten Jahren hat der Landeselternbeirat einen neuen Vorstand. An der Spitze steht der bisherige Vizechef, der Freiburger Neurobiologe Carsten Rees.

Stuttgart - Neue Runde, neues Glück. In den vergangenen Monaten wurden an den Schulen im Südwesten die neuen Elternvertreter für den Landeselternbeirat gewählt. Seit Mittwoch hat das 33-köpfige Gremium nun auch wieder einen regulären Vorsitzenden. Mit großer Mehrheit wurde Carsten Rees gewählt. 25 Mitglieder stimmten für den Neurobiologen aus Freiburg, vier votierten gegen ihn und vier enthielten sich. Der 51-Jährige hatte keinen Gegenkandidaten. „Ich freue mich über das große Vertrauen, dass mir der neue Landeselternbeirat damit entgegenbringt“, sagte Rees.

In den nächsten drei Jahren will sich der Landeselternbeirat unter anderem um die Inklusion, den gemeinsamen Unterricht von Kindern mit und ohne Behinderungen, kümmern. Er macht sich für den Erhalt der Realschulen stark und fordert ein Wahlrecht zwischen acht- und neunjährigem Gymnasium sowie mehr Lehrer für die beruflichen Schulen. Die Landesregierung müsse auf den Abbau von Lehrerstellen verzichten, forderte Rees nach seiner Wahl. Mehr Beteiligung wünschen sich die Eltern bei der regionalen Schulentwicklung, bei der es unter anderem um die Genehmigung neue Gemeinschaftsschule und die Zusammenlegung und Schließung kleiner Schulen, insbesondere Haupt- und Werkrealschulen, geht.

Landesregierung soll auf Lehrerstellen-Abbau verzichten

Neu ist die Rolle des Vorsitzenden für Rees, der die Gymnasien vertritt, nicht. Seit einem halben Jahr vertrat er den bisherigen Landeschef, der sich krankheitshalber zurückziehen musste und nicht wieder kandidiert hat. Vor diesem hatte es seit 2010 wegen interner Querelen zwei weitere Vorsitzende das Handtuch geworfen. So gab es nach dem Regierungswechsel 2011 immer wieder Streit über den Kurs des Beirats, der das Kultusministerium berät, eigenständige bildungspolitische Stellungnahmen formuliert und die Eltern über wichtige Entwicklungen im Schulwesen informiert. Ein Teil der Mitglieder warf Rees und seinem Vorgänger vor, der grün-roten Bildungspolitik gegenüber nicht kritisch genug zu sein. Immer wieder gab es Rücktrittsforderungen.

Von den bisherigen Vorstandsmitgliedern gehört neben Rees nur Sigrid Maichle (für die Sonderschulen im Regierungsbezirk Tübingen) dem neuen Vorstand an. Stellvertretende Vorsitzende sind Barbara Fröhlich (für die Beruflichen Schulen im Regierungsbezirk Stuttgart), Sonja Hedderich-Fenske (für die Sonderschulen im Regierungsbezirk Karlsruhe) und Stephan Ertle (für die Allgemein bildenden Gymnasien im Regierungsbezirk Tübingen). Protokollführer ist Heiko Dobler (für die Realschulen im Regierungsbezirk Freiburg), Kassenwart Günter Häberle (für die Haupt- und Werkrealschulen im Regierungsbezirk Karlsruhe).

Zusammenarbeit mit Kultusministerium wichtig

Kultusminister Andreas Stoch (SPD) wünschte dem neuen Vorstand viel Erfolg. „Der vertrauensvolle Dialog mit den Eltern ist mir und meinen Mitarbeitern im Kultusministerium sehr wichtig. Gute und gerechte Bildung gelingt nur dann, wenn wir alle konstruktiv zusammenarbeiten.“

Der Vorsitz im Landeselternbeirat hat schon manche neuen Türen geöffnet. Die letzte langjährige Vorsitzende Christiane Staab (CDU), die 2010 wie ihre Stellvertreterin zurücktrat, weil sie sich vom damaligen Kultusminister Helmut Rau (CDU) nicht ernst genommen fühlten, ist mittlerweile Bürgermeisterin der Stadt Walldorf. Ihre Vorgängerin Elke Picker (CDU) steht ehrenamtlich an der Spitze der Elternstiftung Baden-Württemberg – sie hat unter anderem Fortbildung für Eltern mit Migrationshintergrund auf den Weg gebracht. Eine Elterneiratsvorsitzende wechselte gar die Seite. 1991 wurde Marianne Schultz-Hector (CDU), die vier Jahre lang an der Spitze des Landeselternbeirats stand, erst Staatssekretärin, dann Kultusministerin. Viele Lehrer, die unter dem rigiden Führungsstil ihres Vorgängers Gerhard Mayer-Vorfelder gelitten hatten, erklärten nach ihrem Abschied, sie seien endlich einmal gehört worden.