Der rechte Info-Kanal Compact macht Stimmung gegen ein Kinderbuch von Andrea Paluch. Foto: Screenshot Youtube/stzn

Die Kinderbuchautorin Andrea Paluch und ihr Mann, der Wirtschaftsminister Robert Habeck, stehen im Fokus von rechten Hasskommentaren. Anlass ist ein Buch über die Zukunft der Erde.

Eben hat die UN-Klimakonferenz in Dubai gezeigt, wie schwer sich die dort versammelten Nationen mit der Rettung des Planeten tun. „Was wäre wenn“-Szenarien durchzuspielen könnte eine der Möglichkeiten sein, um die Dringlichkeit des Klimaproblems auszumalen. Genau das tut Andrea Paluch in ihrem Buch „Die besten Weltuntergänge“. Erschienen ist der gemeinsam mit der Illustratorin Annabell von Sperber umgesetzte Bildband für junge Menschen ab 8 Jahren bereits im Herbst 2021.

 

Flut an negativen Kommentaren

Zwei Jahre später steht das bei Klett-Kinderbuch erschienene Werk im Fokus von rechter Hate Speech gegen die Autorin Andrea Paluch und ihren Mann, den Wirtschaftsminister Robert Habeck. Wie der Leipziger Verlag informiert, ist der Ausgangspunkt der Hasskommentare eine am 21. November erschienene Rezension auf der Internetseite apolut.de, hinter deren gleichnamiger Betreiber-GmbH steht der verschwörungsaffine Journalist Ken Jebsen.

Die Weiterverbreitung der apolut-Rezension über Kanäle wie Telegram hat zur Folge, dass Online-Verkäufer, die das Buch anbieten, mit negativen Kommentaren und Beleidigungen geflutet werden. Amazon hat inzwischen wegen der überhand nehmenden 1-Stern-Bewertungen die Rezensions-Möglichkeit abgestellt. Unter Überschriften wie „Teuflische Agenda“, „Wie man Kindern Angststörungen macht“, „Furchtbares Buch“, „Kranke Sichtweise“, „Völlig gestört“ oder „Haben die noch nicht genug angestellt?“ häufen sich seit Ende November die negativen Kommentare.

„Seitdem erhalten auch wir im Verlag immer wieder Mails, in denen wir beschimpft werden“, wendet sich der Kinderbuchverlag am Donnerstag mit einer Presseinformation an die Öffentlichkeit. Vorläufiger Höhepunkt sei ein Video bei Compact-TV vom 13. Dezember. Der rechte Infokanal wirbt unter der Überschrift „Habecks Frau trimmt Kinder auf Weltuntergang“. Anmoderiert wird die Besprechung mit dem Hinweis, das Buch gebe „Aufschluss über die gefährliche Ideologie der Grünen, die gerade dabei ist, Deutschland zu zerstören“.

Angstplot oder Zukunftsvision?

Einer der vielfach geäußerten Vorwürfe lautet, dass das Buch „Die besten Weltuntergänge“ Kindern Angst mache. In unserer Besprechung zu den zwölf mal dystopischen, mal hoffnungsfrohen Szenarien hieß es im Dezember 2021: „Darf man Kindern solche Schreckensbilder ausmalen? Welten also, in denen Sonnenstrahlen tödlich sind oder Menschen überhaupt nicht mehr vorkommen? In Text und Bild macht dieses Buch immer deutlich, dass es für Leser und Leserinnen gemacht ist, die diese Welt lieben und aus seinem Stoff Visionen für ein besseres Zusammenleben machen.“

Der Hass gilt Robert Habeck

Verlagschefin Monika Osberghaus und Klett-Kinderbuch unterstreichen die Kraft des Buchs, das Fantasie und Gespräche befördere und die Kinder auf jeder Seite mit der Frage konfrontiere, in welcher Zukunft sie leben wollten – was wäre schlimm, was toll? Dass Andrea Paluchs Buch gerade jetzt, also zwei Jahre nach seinem Erscheinen, die rechten Gemüter erregt, erklärt sich der Verlag mit dem verstärkt in den Fokus rechter Hetze geratenen Mann Andrea Paluchs. „Wenn die Autorin dann auch noch die Frau eines der im rechten Milieu meistgehassten Politikers ist, gibt es offenbar keine Hemmungen mehr“, heißt es aus Leipzig.