Achtung, Geisterfahrer! Dieses Motiv des Karikaturisten Sepp Buchegger soll helfen, das Falschfahren zu verhindern. Foto: Sepp Buchegger/z

Die Stadt Filderstadt startet eine Kampagne gegen Fahrradfahrer, die verbotenerweise entgegen der Fahrtrichtung auf Schutzstreifen unterwegs sind.

Filderstadt - Es sind nicht die aus den Verkehrsmeldungen im Radio bekannten Geisterfahrer, die in Filderstadt gegenwärtig mit großer Sorge betrachtet werden. Diese Falschfahrer sind nicht auf der B 27 oder auf der Autobahn anzutreffen, sondern mitten in der Stadt. Es handelt sich um Radfahrer, die entgegen der Fahrtrichtung unterwegs sind, und zwar auf den Sicherheit versprechenden Schutzstreifen am Fahrbahnrand.

In mehreren Stadtteilen wurden sie schon gesichtet, unter anderem an der Hohenheimer Straße in Plattenhardt, wo sie mit hoher Geschwindigkeit den Berg hinabrollen. „Gegen die Fahrtrichtung bergab zu fahren ist doch lebensgefährlich“, meint Rolf Kurfess, Fraktionschef der Freien Wähler. Er hat das Phänomen jüngst im Technischen Ausschuss angesprochen.

Klarer Regelverstoß

Mehrere Bürger haben ihm von den Geisterfahrern auf zwei Rädern berichtet, erklärt Kurfess auf Rückfrage unserer Zeitung. Einmal habe er selbst einen gesehen. Auch Bürgermeister Reinhard Molt kann von einer Schrecksekunde berichten. Vor wenigen Tagen ist ihm auf der B 312 beim Bürgerzentrum Bernhausen ein Radler entgegengekommen. „Ich habe ihm die Lichthupe gegeben“, erzählt Molt. Er ist fast versucht, das Wort „Kamikaze“ in den Mund zu nehmen. Gedankenlosigkeit oder Unwissen hält der Bürgermeister nicht für die Ursachen der Geisterfahrten. „Offensichtlich gibt es von Seiten dieser Radfahrer keine Einsicht“, sagt er. „Das machen manche schon bewusst.“

Ähnlich sieht es Jürgen Lenz vom Filderstädter Radhaus. Sein Eindruck: wer so fahre, tue das aus Bequemlichkeit. Die Gesetzeslage ist klar. „Wenn ich als Radfahrer auf der Straße bin, dann darf ich auf den Schutzstreifen nur in Fahrtrichtung fahren“, sagt der Fahrradbeauftragte. Wer dies nicht beachtet, gefährdet laut Lenz sich selbst und andere. Schließlich könne es vorkommen, dass ein Auto die Markierung überfahren müsse. Außerdem würden andere Radler in Gefahr gebracht werden, die vorschriftsmäßig fahren.

Phänomen ist auch in anderen Städten bekannt

Auch in anderen Kommunen sei das Phänomen bekannt, meint Lenz, nicht nur in Filderstadt. Dort möchte die Stadtverwaltung das Problem nun mit einer Kampagne angehen. Der Tübinger Karikaturist Sepp Buchegger unterstützt die Öffentlichkeitsarbeit mit Motiven. Er hat ein Motiv gezeichnet, auf dem ein falsch fahrendes Gespenst auf dem Fahrrad andere Verkehrsteilnehmer erschreckt.

Mit der Kampagne hofft die Große Kreisstadt, die wie berichtet im aktuellen Fahrradklima-Test den ersten Platz in Baden-Württemberg belegt, auf Besserung. Wenn das nicht hilft, sagt Reinhard Molt, dann müsse man vorgehen wie in der Nachbarstadt Aichtal. Dort habe man Fahrradschutzstreifen zusätzlich mit Pfeilen markiert, berichtet er.

Vielleicht bringt auch ein anderes Mittel manchen Geisterfahrer zur Vernunft. Der Gemeindevollzugsdienst wird bei Kontrollen jetzt verstärkt darauf achten, welche Richtung die Fahrradfahrer einschlagen.