Blick in das Nervensystem des Ehninger Superhirns Foto: dpa

Die IBM baut neben dem bestehenden noch einen weiteren, vielfach leistungsfähigeren Quantencomputer in Ehningen auf. Voraussichtlich 2024 soll das Rechenzentrum eröffnen.

Die IBM stockt ihre Aktivitäten im Quantencomputing in Ehningen weiter auf. Vor rund zwei Jahren nahm sie dort den ersten und einzigen kommerziell nutzbaren Quantencomputer in Europa in Betrieb. Nun baut sie den Standort zum Quantum-Rechenzentrum aus. Eine zweite, deutlich leistungsfähigere Maschine gesellt sich hinzu.

„Bisher war es in Ehningen ein 27 Qubit Chip“, sagt IBM-Sprecherin Sandra Sailer. „Es kommt noch ein IBM Quantum System One mit 127 Qubits hinzu. Es können weitere folgen.“ Dies sei insofern besonders, da es das zweite Quanten-Rechenzentrum der IBM nach Poughkepsie (USA) ist und das erste in Europa.

Über das Fraunhofer Institut steht die neuartige Technologie Anwendungen aus der Wirtschaft zur Verfügung. Das System operiert nicht wie ein herkömmlicher Computer mit Einsen und Nullen, sondern mit hochkomplex berechneten Wahrscheinlichkeiten. Durch die europäische IBM Quantum Cloud-Region soll die Kooperation mit führenden europäischen Unternehmen, Hochschulen und Behörden intensiviert werden. Unlängst weihte das Unternehmen mit viel Prominenz aus Politik und Wirtschaft das Quantum AI Experience Center, kurz: Q.AX ein. Das Zentrum soll Wissenschaft und Wirtschaft vernetzen und Quantentechnologie erlebbar machen.

„In Europa gibt es einige der weltweit fortschrittlichsten Nutzer von Quantencomputern und das Interesse nimmt mit der Entwicklung der Quantenrechner stetig zu“, sagt Jay Gambetta, Vice President von IBM Quantum. „Mit der Errichtung des geplanten Quanten-Rechenzentrums und der dazugehörigen Cloud-Region erhalten europäische Nutzer die Möglichkeit, das Potenzial von Quantencomputern zu nutzen und damit einige der größten Herausforderungen der Welt zu lösen.“

IBM Quantum in Europa

Derzeit greifen über das Netzwerk bereits mehr als 60 Organisationen auf die Technologie zu. Dazu gehören Bosch, die Universität der Bundeswehr, E.ON, die Europäische Organisation für Kernforschung (CERN), Fraunhofer oder T-Systems. Sie erforschen Einsatzmöglichkeiten für das Quantencomputing in den Bereichen Materialwissenschaft, Hochenergiephysik, Energiewende, Nachhaltigkeit und Finanzanwendungen.

Rund um den Quantencomputer

Fördermittel
Bereits im Juni 2020 hatte die Bundesregierung angekündigt, rund zwei Milliarden Euro Fördermittel für die Entwicklung von Quantencomputern zur Verfügung zu stellen. Ein Teil davon fließt auch in das Projekt nach Ehningen, das Land Baden-Württemberg steuert bis zu 40 Millionen Euro zu.

Erste Projekte
Erste anwenderorientierte Projekte mit dem Ehninger Superhirn sind angelaufen; Unternehmen, die die Rechenkapazitäten des Quantencomputer nutzen, müssen, Stand 2021, dafür rund 11 000 Euro im Monat zahlen.

Grundlage
Der wesentliche Unterschied zwischeneinem klassischen Computer und einem Quantencomputer liegt in der Natur ihrer Bits. Der Quantencomputer speichert Informationen nicht in Form von Bits, die nur zwei mögliche Zustände annehmen können, nämlich 1 oder 0. Ein Quantenbit eines Quantencomputers (verkürzt Qubit) kann beide Zustände gleichzeitig annehmen. Er ist herkömmlichen Rechnern überlegen, da die Rechenleistung sich mit jedem Qubit verdoppelt.