Vom Jaguar bis zum Mini war alles dabei: Drei Männer sollen über mehrere Jahre gestohlene Autos von Serbien überführt haben. Im Kreis Ludwigsburg meldeten die Männer die Autos um und verkauften sie. Dabei hatten sie wohl auch Unterstützung bei der Zulassungsstelle.
Ludwigsburg - Vor dem Stuttgarter Landgericht wird an mehreren Tagen ein Fall von Bandenhehlerei verhandelt. Den drei Angeklagten wird zur Last gelegt, dass sie zwischen August 2014 und Juli 2017 elf gestohlene Wagen aus Serbien nach Deutschland gebracht haben sollen. In Ludwigsburg wurden die Autos dann der Anklage zufolge auf deren eigenen Namen, den ihrer Partnerin, der Ehefrau oder Schwester angemeldet. Dabei soll ihnen auch eine Mitarbeiterin der Zulassungsstelle in Ludwigsburg geholfen haben. Anschließend sollen sie die Wagen über ein Internetportal verkauft haben.
Die zwischen 2009 und 2016 in Deutschland und im Ausland als gestohlen gemeldeten Fahrzeuge waren in Serbien wieder aufgetaucht. Die drei Angeklagten im Alter von 48, 38 und 23 Jahren haben den Ermittlungen zufolge die Autos, darunter ein Jaguar, ein VW Tiguan und ein Mini Cooper, nach Deutschland gebracht, im Kreis Ludwigsburg mit gefälschten Fahrzeug-Identifikationsnummern angemeldet und dann weiterverkauft. Insgesamt sollen sie so mehrere hunderttausend Euro erbeutet haben.
Mitarbeiterin des Landratsamts arbeitet dort nicht mehr
Bei der Anmeldung der Autos hatte die Bande offenbar eine Komplizin in der Zulassungsstelle in Ludwigsburg. Wie weit die Strafverfolgung der Frau fortgeschritten ist und wie ihre Beteiligung im Detail aussah, das konnte die Staatsanwaltschaft am Donnerstag nicht sagen. „Die Mitarbeiterin wurde von der Arbeit freigestellt und die Polizei informiert. Die Mitarbeiterin ist nicht mehr an ihren Arbeitsplatz zurückgekehrt. Sie hat einen Auflösungsvertrag unterschrieben“, teilte hingegen ein Sprecher des Ludwigsburger Landratsamtes mit.
Das Bundeskriminalamt war der Bande im vorigen Sommer auf die Schliche gekommen. Der 48-jährige Angeklagte und sein 38 Jahre alter Kumpan sitzen seitdem in Untersuchungshaft. Der 23 Jahre alte mutmaßliche Komplize ist bisher auf freiem Fuß. Zu einem weiteren Verdächtigen laufen die Ermittlungen noch.
Ein bunter Lebenslauf
Am ersten Prozesstag am Mittwoch machten die Angeklagten nur Aussagen zu ihrer Person. Der 48 Jahre alte Angeklagte wies dabei einen bunten Lebenslauf auf. Der Serbe lebt seit 2004 im Kreis Ludwigsburg und hat innerhalb von wenigen Jahren mehrere Firmen in Freiberg am Neckar, in Murr und in Serbien gegründet, wieder verkauft oder in die Insolvenz geführt, darunter Geschäfte im Autohandel. „Autos sind meine Leidenschaft“, sagte der Mann. Außerdem plane er demnächst eine Veranstaltung mit Top-Fußballern, sowie eine Erfindung eines Bekannten zu verkaufen: Davon erhoffe er sich einen Gewinn von mehreren hundert Millionen Euro.
Der 38-jährige Angeklagte hatte seit 2011 bei dem 48-Jährigen seinen Angaben nach als „Mann für alles“ gearbeitet. Hauptsächlich habe er für dessen Transportunternehmen Waren gefahren. In der Verhandlung soll geklärt werden, ob er auch die gestohlenen Autos nach Deutschland transportiert hat. Der dritte Mann war wohl vor allem an deren Verkauf beteiligt.
Angeklagter soll sich nicht weiter reinreiten
Angaben zur Tat haben die drei Angeklagten bisher nicht gemacht. Jedoch kündigte der 48 Jahre alte Angeklagte überraschend an, seine Aussage den Ermittlungsbeamten gegenüber zu widerrufen. Diese sei unter falschen Versprechungen entstanden: „Die Ermittler und der Staatsanwalt haben gesagt, wenn ich eine Aussage mache, dann werde ich aus der Untersuchungshaft entlassen“, sagte er. Das sei aber nicht passiert. Außerdem stimme seine Aussage nicht.
Der Staatsanwalt sagte, er habe dem Angeklagten zu keinem Zeitpunkt Versprechungen gemacht. „Bevor mein Mandant sich jetzt noch tiefer in den Morast reitet, aus dem ich ihn dann wieder herausholen muss, beantrage ich ein Rechtsgespräch“, blockte einer der beiden Anwälte des 48-Jährigen weitere Aussagen ab. Der Prozess soll am Montag fortgesetzt werden. Insgesamt sind acht Prozesstage angesetzt.