Starten ohne Schlüssel: das ist mit dem Keyless Entry System möglich. Foto: dpa

Pech und Unbedarftheit haben dazu geführt, dass ein 29-Jähriger Mann am Donnerstag vor dem Amtsgericht Ludwigsburg verurteilt worden ist. Der Mann hatte im Juni ein gestohlenes Auto nach Tschechien überführen wollen. Dabei kam ihm die Polizei auf die Spur. Das war aber nicht das einzige Delikt des Mannes.

Vom Amtsgericht Ludwigsburg ist am Donnerstag ein 29 Jahre alter Litauer zu einer Haftstrafe von drei Jahren und zwei Monaten verurteilt worden. Der Mann hatte im November 2016 und Juni 2017 im Auftrag einer litauischen Autoschieberbande einen BMW und einen Mercedes von Deutschland über die Grenze nach Tschechien bringen sollen. Im ersten Fall scheiterte er am eigenen technischen Unvermögen, beim zweiten Versuch machte ihm die Polizei einen Strich durch die Rechnung. Da sich der Mann bei seiner Festnahme im Juni wehrte, ist er neben zweifacher Autohehlerei auch wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt verurteilt worden. Außerdem besaß er zum Tatzeitpunkt keinen Führerschein.

Mit 510 PS das Polizeiauto weggeschoben

Im Juni hatten Mitglieder der Bande in Remseck am Neckar einen Mercedes AMG mithilfe eines Tricks gestohlen. Mit einem speziellen Gerät verlängerten sie das Funksignal des Schlüssels, der sich während der Nacht im Haus befand, und konnten so das draußen abgestellte Auto öffnen und starten. In der Nähe des Tatortes übernahm der 29-Jährige den 120 000 Euro teuren Wagen. Über ein Handy gaben ihm die Hintermänner der Bande Anweisungen, welche Strecke er fahren solle. Rund 20 Kilometer vor der tschechischen Grenze fiel der Wagen jedoch einer Zivilstreife der bayrischen Polizei auf. Die Beamten nahmen die Verfolgung auf und forderten Verstärkung an. Wenige Kilometer vor der Grenze sperrte die Polizei die Strecke ab und keilte den Mercedes mit drei Polizeiwagen ein. Der Litauer machte jedoch keine Anstalten auszusteigen. Stattdessen legte er den Rückwärtsgang ein und schob mit dem 510 PS starken Wagen das leere Polizeiauto rund 60 Meter weit nach hinten. Erst als die Polizisten die Scheibe des Mercedes einschlugen und den Mann rauszerrten, gab sich dieser geschlagen.

Seine Fingerabdrücke führten die Fahnder auch zum zweiten Fall: Anfang November 2016 war in Brechen (Hessen) ein 89 000 Euro teurer BMW X5 gestohlen worden. 200 Kilometer weiter östlich, an einer Tankstelle im hessischen Gersfeld, fanden Polizeibeamte den verlassenen Wagen noch am selben Tag. Und im Auto die DNA-Spuren des Litauers. „Ich habe nicht gewusst, dass ich den Wagen nicht ausschalten durfte“, erklärte der Mann, warum er das Auto nicht mehr starten konnte.

Die Richterin und die beiden Schöffen sahen es als erwiesen an, dass der Litauer Mitglied der Bande sei, wenn auch nur „ein kleines Rädchen“. Zwar wirkte sich sein Geständnis vor Gericht strafmildernd aus, jedoch belastete ihn insbesondere sei Verhalten während der Festnahme.

Ludwigsburg - Rund 30 teure Autos, darunter, Mercedes, Porsche und BMW, sind laut Polizei allein zwischen Mai und August im Kreis Ludwigsburg gestohlen worden. Alle Wagen besitzen eine Gemeinsamkeit: Sie können über ein Keyless System geöffnet und gestartet werden, ohne dass dafür der Schlüssel gezückt werden muss. Wenn sich der Besitzer dem Wagen mit dem Schlüssel nähert, wird eine Verbindung hergestellt, das Auto öffnet sich. Mit einem speziellen Gerät kann das System jedoch ausgetrickst werden. Dieses macht sich die Bande aus Litauen zunutze.