Preislich hochwertige Autos sollen die Angeklagten von zwölf Autohäusern in ganz Süddeutschland gestohlen haben. Foto: Imago / Schöning

Zwei Männer müssen sich vor dem Landgericht Stuttgart wegen bandenmäßig betriebenen Diebstahls von Autos verantworten. Auch in Esslingen sollen sie zugeschlagen haben.

Ihr Tatort war ganz Süddeutschland: Zwei Männer sollen in großem Stil hochwertige Fahrzeuge von Parkplätzen verschiedener Autohäuser gestohlen haben, um sie im Ausland zu verkaufen. Auch vom Abstellplatz eines Esslinger Autohändlers sollen sie im Juli vergangenen Jahres mehrere Wagen entwendet haben, darunter einen Kastenwagen und einen Van. Der Vorwurf lautete auf gemeinschaftlichen schweren Bandendiebstahl in zwölf Fällen. Am ersten Verhandlungstag vor dem Stuttgarter Landgericht legten die Angeklagten am Dienstag ein umfassendes Geständnis ab und benannten ihren Mittäter.

Probleme in der Haft

Der ältere der beiden Angeklagten – ein 39-Jähriger – hatte in seinem Leben zunächst alle Chancen: Er hatte seinen Realschulabschluss gemacht, eine Ausbildung zum Schlosser absolviert, sich mit Photovoltaikanlagen selbstständig gemacht. Dann hätten ihn starke Schmerzen infolge einer Rückenoperation zur Aufgabe seines Geschäftes gezwungen. Fortan habe er sich in einem Beschäftigungsverhältnis ohne festen Arbeitsvertrag durchgeschlagen, erzählte er. Vor vier Jahren wurden seine Zwillinge geboren. Zu früh, wie er angab. Eines der Kinder sei deshalb mit Handicaps zur Welt gekommen und benötige permanente Pflege. Zur Unterstützung seiner Frau habe er drei Monate unbezahlten Urlaub genommen, daraufhin habe sein Arbeitgeber seinen Vertrag nicht verlängert.

Das Gericht berücksichtigte diese Lebensumstände des 39-Jährigen, der seit Oktober in Untersuchungshaft sitzt, eigenen Angaben nach unter psychischen Problemen leidet und einen Suizidversuch hinter sich hat. Eigentlich waren nach Verständigungsgesprächen vor dem Prozess bis zu sieben Jahre und vier Monate Haft angedacht gewesen. Doch nach einer Verhandlungspause wurde eine Reduzierung der Strafe auf fünf Jahre bei einem Geständnis, auf fünf Jahre und sechs Monate ohne Geständnis und ohne Benennung des Mittäters in Aussicht gestellt. Der Vorwurf des bandenmäßig betriebenen Diebstahls wurde aufrechterhalten.

Komplize ist auf der Flucht

Der Angeklagte gab daraufhin zu, seit November 2021 auf Parkplätzen von Autohäusern in Esslingen, aber auch in Memmingen, Würzburg, Nesselwang, Kaufbeuren oder Ravensburg teure Fahrzeuge zunächst ausgespäht und dann zusammen mit einem Komplizen entwendet zu haben. Nach einem Diebstahl in Ofterdingen (Kreis Tübingen) wurde er von der Polizei geschnappt. Der Komplize konnte untertauchen und ist seitdem auf der Flucht. Die Tatbeteiligung dieses Mittäters räumte der Angeklagte ein.

Sein 25-jähriger Mitangeklagter war am Dienstag ebenfalls geständig. Er habe die beiden anderen Verdächtigen zu den Tatorten gefahren. Aufgrund seines Geständnisses stellte der Richter eine Verurteilung auf zwei Jahre mit Bewährung in Aussicht.

Auch in der Biografie dieses jungen Mannes gab es einen Bruch: Nach dem Werkrealschulabschluss hatte der in Würzburg Geborene eine Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker begonnen. Sechs Monate vor Abschluss der dreieinhalbjährigen Lehre habe seine Mutter die Familie verlassen, und er sei allein bei seinem Vater zurückgeblieben, den zudem gesundheitliche Probleme geplagt hätten. In dieser schwierigen Situation habe er die Ausbildung abgebrochen, und in der Vormontage des gleichen Betriebs gearbeitet wie sein Mitangeklagter. Wegen Lieferengpässen im Zug des Ukraine-Kriegs wurde auch er entlassen.

Die Urteilsverkündung ist Anfang Mai.