Viel Polizei vor der Tür, aber kein AfD-Nachwuchs in der Taverne. Foto: Sebastian Steegmüller

Der Neujahrsempfang der Jungen Alternative Baden-Württemberg sollte ursprünglich in einer griechischen Taverne in Mühlhausen stattfinden. Daraus wurde jedoch nichts, das Aktionsbündnis „Stuttgart gegen Rechts“ feiert die Absage als Erfolg.

Gerade als das Aktionsbündnis „Stuttgart gegen Rechts“ an der Stadtbahnhaltestelle Mühlhausen mit dem Protest gegen den Neujahrsempfang der Jungen Alternative Baden-Württemberg, dem Jugendverband der AfD, beginnen wollte, nahm ein Polizist den Teilnehmerinnen und Teilnehmern den Wind aus den Segeln. „Die ursprünglich geplante Veranstaltung findet nicht statt“, sagt er über Lautsprecher durch.

Michael Giannekas, der Wirt der griechischen Taverne Löwen, hatte der Jungen Alternative abgesagt. „Allerdings schon vor einer Woche“, beteuerte der 59-Jährige. Ein Mitarbeiter habe die Reservierung für 30 bis 40 Personen aus Unwissenheit angenommen, eine Krankheitswelle habe anschließend die Absprachen erschwert. Die Polizei, die mit zahlreichen Einsatzkräften vor Ort war, erfuhr erst am Montagabend von der Stornierung. Hätte der Wirt zumindest auf ein Schreiben des Aktionsbündnisses, das offenbar am Freitag verschickt wurde, reagiert, hätte er sich wohl viel Ärger ersparen können – nicht nur einen Shitstorm in sozialen Netzwerken und ein volles E-Mail-Postfach. „Mühlhausen ist wie ein Dorf, da spricht sich so etwas schnell rum“, sagte eine empörte Anwohnerin kopfschüttelnd im Vorbeigehen. „Wie konnte er nur Rechten Platz geben wollen?“, fluchte eine Frau, die mit ihrem Hund Gassi ging.

Wirt bedauert die Reservierung

Es tue ihm leid, dass er für solche Scherereien in Mühlhausen gesorgt habe, sagte der Wirt. „Es ist schlecht gelaufen und alles ein großes Missverständnis“, sagte Giannekas. „Unser Ruf ist beschädigt. Aber auch mir war zunächst nicht bewusst, um wen es sich bei der Reservierung handelt.“ Als er sich eingelesen habe, sei ihm klar gewesen, dass er stornieren müsse.

„Wer will die Alternative für Deutschland, vor allem deren radikale Jugend, als Gäste haben?“ Es sei ein großes Versehen, sagt der gebürtige Schwabe mit griechischen Wurzeln, der sich fragt, wieso die AfD seine Taverne ausgesucht habe. „Wir haben doch alle Migrationshintergrund, die sind doch gegen uns“, sagte der 59-Jährige, der am Montagabend sichtlich geknickt am Tresen stand.

Deutlich besser war die Stimmung beim Stuttgarter Aktionsbündnis gegen Rechts. „Dass der Wirt der Jungen Alternativen die Räume gekündigt hat, betrachten wir als wichtigen Schritt und Erfolg antifaschistischer Arbeit“, sagte ein Sprecher. Er sei überzeugt davon, dass das Treffen des AfD-Nachwuchses ohne die Protestankündigung ungestört und von der Öffentlichkeit unbeachtet stattgefunden hätte. Trotz der Absage des Neujahrsempfangs ließen es sich indes die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Protestaktion nicht nehmen, durch den Ortskern von Mühlhausen zu ziehen. Der Versammlungsleiter spricht von mehr als 200 Personen, die Polizei beteiligte sich am Abend indes nicht an Schätzungen.