Nohra bei Weimar: Auch in Thüringen protestierten die Spediteure Anfang Januar. Foto: dpa/Martin Schutt

Nicht nur Landwirte protestierten in Berlin – auch Logistikunternehmen schlossen sich an. Warum die ERA-Spedition aus Kornwestheim die Verkehrspolitik der Ampel kritisiert.

Sonst ist die Frontseite eines Lkws der ERA-Spedition mit Sitz in Kornwestheim blank. Am Montag hing über dem Ludwigsburger Kennzeichen aber ein Banner mit der Aufschrift „Mauteverest“. Die Spedition solidarisiert sich mit den Bauernprotesten in Berlin. Der Verband Spedition und Logistik (VSL) aus Baden-Württemberg war mit insgesamt 21 Lkws vertreten.

Unter anderem in Berlin mit dabei: die ERA-Spedition aus Kornwestheim, die mit einem Lkw vertreten war. „Wir fühlen uns alleine gelassen von der Politik“ , erklärt Geschäftsführer Rolf Kuchenbeiser. Man sei allerdings nicht extra für den Protest dorthin gefahren, ein Mitarbeiter von ihm sei ohnehin auf dem Weg in den Norden gewesen. „Sonst hätte man sich schon gut überlegen müssen, ob sich eine Leerfahrt lohnt“, so der Spediteur. Vor allem wegen zuletzt gestiegenen Kosten sei das zu vermeiden.

Die Branche spricht von „Doppelbelastung“

Anfang Dezember war die Lkw-Maut durch einen Aufschlag für den Ausstoß klimaschädlichen Kohlendioxids (CO2) erhöht worden. Sehr zum Ärger des Branchenverbands VSL. Hinzu kommt, dass der CO2-Preis für Diesel zu Beginn dieses Jahres von 30 auf 45 Euro pro Tonne erhöht wurde, wie der ADAC berichtete. Die Branche von Kuchenbeiser sieht darin eine Doppelbelastung.

Enttäuscht seien die Spediteure vor allem, weil das im Koalitionsvertrag eigentlich anders vereinbart worden war. Darin habe die Ampel zugesichert, den CO2-Zuschlag einzuführen, eine Doppelbelastung durch den CO2-Preis aber verhindern zu wollen. „Die Verbraucherinnen und Verbraucher müssen die Kosten am Ende bezahlen“, sagt Spediteur Kuchenbeiser. Immerhin habe er selbst aber bislang keine Kunden bei seinen Lieferungen verloren.

Anreiz für emissionsfreie Lkws

Doch wie erklärt die Regierung die zusätzlichen Kosten? Das Ziel der Maßnahmen ist es laut Bundesministerium für Digitales und Verkehr, Anreize für den Umstieg auf klimafreundliche Lkws zu schaffen. Nutzfahrzeuge würden noch rund ein Drittel der Emissionen im Verkehr ausmachen, so Digital- und Verkehrsminister Volker Wissing (FDP). Lkws, die mit Strom oder Wasserstoff betrieben werden, sind daher bis Ende 2025 von der Maut völlig ausgenommen.

Grundsätzlich kein schlechter Ansatz, wie Spediteur Rolf Kuchenbeiser findet. „Aber noch ist das realitätsfern“, sagt er. Es mangele in Deutschland an Ladestationen mit genug Kapazität. „Ich könnte einen E-Lkw nicht einmal in meinem eigenen Betrieb laden“, so der Geschäftsleiter.

Mehreinnahmen werden in die Bahn investiert

Gut 26 Milliarden Euro Mehreinnahmen sollen aus der Maut für Lkws ab 7,5 Tonnen in den nächsten vier Jahren hervorgehen. Die Hälfte des Geldes sollen weiterhin in die Bundesfernstraßen investiert werden. Die andere Hälfte soll überwiegend in das Schienennetz gesteckt werden. Laut Bundesverkehrsministerium wolle man so die Bahn als klimafreundliches Verkehrsmittel fördern.