Die Stadt Stuttgart will keine illegalen Bordelle mehr dulden – nun muss der achte Betrieb im Leonhardsviertel schließen Foto: dpa

In der Stuttgarter Altstadt muss ein weiteres illegales Bordell schließen. Das hat das Landgericht entschieden. Die Stadt freut sich über das Urteil – erwartet aber, dass die Gegenseite alle möglichen Schritte ausschöpft.

Stuttgart - Die Stadt Stuttgart hat einen weiteren Schritt gemacht, illegale Bordelle loszuwerden. Laut eines Urteils des Landgerichts muss ein Betrieb in der Leonhardstraße 6 schließen. Das ist bereits das achte dementsprechende Etablissement im Leonhardsviertel, das seit Mai 2011 dicht machen muss. Oberbürgermeister Fritz Kuhn wertet das als großen Erfolg im Bemühen, das Viertel zu stärken: „Wir sind auf einem guten Weg zum Mischquartier, in dem Handel, Gaststätten und Wohnen nebeneinander stattfinden.“

Ob aber tatsächlich von sofort an keine Damen mehr ihre Freier in dem Gebäude empfangen, ist offen. Die Stadt erwartet, dass der Hausbesitzer Berufung einlegt. „Wir müssen jetzt besprechen, ob wir das Urteil zwischen den Instanzen vollstrecken“, sagt Rechtsanwalt Roger Bohn, der die Stadt bei den Rechtsstreitigkeiten vertritt. Sollte es so sein und der Betreiber gegen das Urteil verstoßen, drohen ihm ein Ordnungsgeld in Höhe von bis zu 250 000 Euro oder sechs Monate Haft.

Bohn rechnet bereits mit allerlei Tricks und Kniffen der Gegenseite, denn die ist nicht unbekannt. Der Hausbesitzer war bereits in einem ähnlichen Fall – mit dem Gebäude Leonhardstraße 16 – mit der Stadt vor Gericht. „Diese Sache hat sich über vier Jahre hingezogen“, sagt Bohn. Zwischendurch sei das in zwei Instanzen verbotene Bordell trotz der Urteile sogar wieder geöffnet worden. „Die Rechnung ist klar“, sagt Bohn: „Die Betreiber denken wirtschaftlich. An jedem Tag, an dem der Betrieb läuft, macht man dort 3000 Euro Umsatz.“ Genug Geld, um lange Prozesse zu führen und dabei dennoch zu verdienen.

Die Stadt will noch gegen weitere Bordelle vorgehen, die ohne Erlaubnis betrieben werden. Betroffen sind unter anderem Wohnungen in Plieningen oder Bad Cannstatt, aber auch Häuser im Süden oder in der Innenstadt außerhalb des Leonhardsviertels.