Merve Kayikci – bekannt als Primamuslima – hat in Stuttgart Jura und Journalismus studiert. Heute arbeitet sie als Journalistin unter anderem für den SWR. Foto: Deeze/r

Wie sieht das Alltagsleben von Muslimen in Deutschland aus? Merve Kayikci wurde mit ihrem Blog Primamuslima bekannt. Heute setzt sie sich mit ihrer Arbeit dafür ein, unterschiedlichen Perspektiven Raum zu geben.

Stuttgart - Viele kennen sie noch immer unter dem Namen ihres Blogs: Als Primamuslima hat Merve Kayikci auf ihrer Seite im Netz jahrelang über Glaube und Religion, das Alltagsleben einer Muslima in Deutschland und über andere gesellschaftliche Themen geschrieben. So wurde sie schon als Studentin bekannt.

Während sie es lange gewohnt war, in Deutschland eine der ersten kopftuchtragenden Journalistinnen zu sein, habe sich in den letzten Jahren auch hier durchaus etwas bewegt, findet sie. Heute hat die 26-jährige Merve Kayikci beim Bayerischen Rundfunk einen eigenen Podcast mit dem Titel Primamuslima, mit dem sie zeigen will, wie vielfältig muslimisches Leben in Deutschland ist. Und beim SWR arbeitet die Journalistin als Innovationsmanagerin an der Entwicklung neuer Formate mit.

Ihr Ziel: Verschiedenen Perspektiven Raum geben

„Mit meiner Arbeit beim SWR will ich dabei helfen, andere Zielgruppen zu erschließen, damit alle Menschen in Baden-Württemberg und deutschlandweit vom Auftrag des Öffentlich Rechtlichen profitieren können“, sagt die Stuttgarterin. „In meiner privaten Arbeit versuche ich, unterschiedlichen Perspektiven Raum zu geben – und so Vielfalt sichtbarer zu machen.

Menschen aus unterschiedlichen Lebenswelten – wie beispielsweise auch Muslime – sollten „einen Platz am Tisch haben“, findet sie. Noch immer werde häufig angenommen: Wenn eine Person aus einer Gruppe anwesend sei, reiche das aus, um die Perspektive oder Lebenswelt dieser Gruppe zu erfassen. „Wenn ein türkischstämmiger Junge zum Beispiel in einem Verein ist, haben viele Menschen hier den Eindruck, dass sie jetzt wissen, was alle Türken denken oder fühlen“, sagt Merve Kayikci. „Aber Menschen, die Minderheiten angehören, sind natürlich genauso facettenreich und vielseitig wie die Mehrheitsgesellschaft.“

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In ihrem Privatleben, in ihrem sozialen Kreis habe sie umsetzen können, was sie sich auch im Großen wünsche, für Stuttgart, für Deutschland und für die Welt. „Ich glaube daran, dass sich das umsetzen lässt – weil ich nicht die einzige Person bin, die wertebasiert leben will“, sagt sie. „Ich denke, das sind viele Individuen – und wenn wir alle unsere Kreise ausbreiten, können wir gemeinsam so einen Zustand erreichen.“