Die KKK-Mitgliedschaft der Polizisten flog durch Ermittlungen zum Mord an Michèle Kiesewetter auf.
Stuttgart - Zwei baden-württembergische Polizisten waren Mitglieder einer Ku-Klux-Klan-Sektion mit Sitz in Schwäbisch Hall. Ermittlungen rund um den Mord an ihrer Kollegin Michèle Kiesewetter hätten die dubiose Nähe der beiden Bereitschaftspolizisten aus Böblingen zum rassistischen Geheimbund aufgedeckt, bestätigte ein Sprecher des Innenministeriums am Mittwoch in Stuttgart. Die junge Beamtin war 2007 in Heilbronn erschossen worden. Die Bundesanwaltschaft erklärte am Mittwoch auf Anfrage erneut, der Mord lasse sich ausschließlich den drei Mitgliedern der Zwickauer Neonazi-Terrorzelle NSU zurechnen. Es gebe keine Hinweise, dass sich andere an dem Mordanschlag beteiligt hätten.
Die beiden Polizisten gehörten nach Angaben des Innenministeriums kurzzeitig der Gruppierung „European White Knights of KKK“ an. Auf die beiden Beamten wurden die Ermittler aufmerksam bei einer Durchsuchung des Vorsitzenden der „White Knights“ in Schwäbisch Hall im Jahr 2003, teilte der Sprecher von Innenminister Reinhold Gall (SPD) mit.
Aus eigenem Antrieb wieder ausgetreten
Aus dem dort gefundenen Material habe sich ergeben, dass ein Beamter 2002 ein halbes Jahr, der andere kürzer dem Geheimbund angehört habe. Sie seien aus eigenem Antrieb wieder ausgetreten. Die Beamten hätten disziplinarrechtliche Folgen zu tragen gehabt, sagte der Sprecher, ohne konkret zu werden. Sie seien aber noch im Dienst.
Beide arbeiteten damals bei der Bereitschaftspolizei Böblingen, zu der auch Michèle Kiesewetter gehörte. „Sie kannten sich von Berufs wegen“, sagte der Sprecher des Ministeriums. Einer der beiden war der damalige Gruppenführer der jungen Beamtin, der andere ein Kollege. Einer der beiden heute 32 und 42 Jahre alten Männer war laut Ministerium per Ritterschlag in die KKK-Sektion aufgenommen worden, die damals rund 20 Mitglieder hatte.
Auf einen etwaigen Zusammenhang zwischen dem Mord an Kiesewetter und der Mitgliedschaft der beiden damaligen Kollegen in einer rassistischen antidemokratischen Gruppe angesprochen, verwies der Sprecher auf die Bundesanwaltschaft.
Dass die Akten zu den KKK-Mitgliedern in den Unterlagen des Bundestags-Untersuchungsausschusse zu den NSU Morden gefunden wurden, sei nicht verwunderlich, erläuterte der Ministeriumssprecher. Denn bei einem Mordfall werde sowohl das berufliche als auch das persönliche Umfeld des Opfers überprüft. Der Geheimbund Ku-Klux-Klan zählt in den USA heute geschätzt rund 5000 bis 8000 Mitglieder. Der Bund knüpfte Kontakte zu Rechtsextremisten im Ausland, darunter auch in Deutschland.