Gemeinsam wurden Palettenmöbel gebaut, die noch bemalt werden. Foto: Simon Granville

Bislang eine öde Fläche mit wenigen Bäumen, soll der Platz vor dem Ludwigsburger Stadionbad zwei Monate lang mit Leben gefüllt werden. Entscheidend dabei ist, dass sich die Bürger beteiligen.

Am späten Samstagvormittag herrscht ungewohnter Andrang auf dem Platz vor dem Stadionbad. Ein Junge verteilt voller Eifer mit blauer Sprühkreide Farbe auf dem ohnehin schon bunt bemalten Asphalt, während etwa 25 Erwachsene darüber spekulieren, was wohl an dieser Stelle entstehen wird. Nicht alle wissen, dass sie dabei eine wichtige Rolle spielen sollen. Denn die zwei Monate dauernde Pop-up-Maßnahme ist ein Beteiligungsprojekt, das unter dem von der Mehrheit der Oststädter gewählten Motto steht: „Im Osten geht die Sonne auf“.

Die Stadt hat dafür 15 000 Euro locker gemacht – ohne Förderung durch das Land, wie Oberbürgermeister Matthias Knecht bei der Auftaktveranstaltung betonte – und den Platz schon sichtbar verwandelt. Mit einigen getopften Bäumen, einer Rollrasenfläche samt Hängematte zum Abhängen im wahrsten Sinne des Wortes, einer Tischtennisplatte, einem kleinen Podium, einer Aktionsfläche in Form einer gelben Sonne, außerdem mit Palettenmöbeln und einem offenen Bücherregal, das nach und nach von den Bürgerinnen und Bürgern bestückt wird.

Das Programm sollen alle mitgestalten

In gemeinsamen Workshops im Herbst und Frühjahr haben Stadtverwaltung, Jugendgemeinderat und verschiedene Vereine und Organisationen der Oststadt überlegt, wie man den Platz attraktiver gestalten könnte, und auch schon einige Aktionen festgezurrt. Am Samstag wurden etwa Palettenmöbel gebaut und Kräuter gepflanzt, von denen auch geerntet werden darf. „Da kann ich mir dann etwas Minze oder Rosmarin fürs Abendessen holen“, scherzte der Oberbürgermeister Knecht. Am kommenden Sonntag findet ab 10 Uhr ein interkultureller Brunch mit Kulturprogramm statt, außerdem stehen im Mai und Juni auch Outdoorspiele, Bewegungsnachmittage oder Tanzworkshops auf dem Programm, das von den Oststädtern noch beliebig erweitert werden kann.

Bis auf den Brunch finden alle Aktionen nachmittags statt. Eine Beschilderung weist darauf hin, ebenso darauf, wo man was ausleihen kann – Tischtennisschläger und Ball etwa gibt es ebenso wie die Hängematte, wenn diese wegen einmal wegen schlechten Wetters abgehängt wurde, an der Kasse des Stadionbads, Spiele sind im Jugendcafé am anderen Ende des Berliner Platzes erhältlich. Wer Hunger und Durst bekommt, für den hat der Kiosk im Eingangsbereich des Stadionbads geöffnet.

Maßnahme ist ein Versuchsballon

„Solch eine Pop-up-Maßnahme stößt immer wieder auf Kritik“, räumte der Ludwigsburger Rathauschef ein. Das liege aber daran, dass manche glaubten, es werde viel Geld für derlei ausgegeben, das nach der Aktion dann wieder sang- und klanglos verschwinde. Aber das sei nicht der Zweck des Ganzen. „Es geht darum, auszuprobieren, was funktioniert und was nicht.“ So gebe es viele kleine Ecken in Ludwigsburg, die mit ein wenig Starthilfe seitens der Stadtverwaltung aufgewertet und für Begegnung, Bewegung, Spiel und Sport stehen könnten.

Damit, dass am Fuchshof ein neues Wohngebiet entstehen wird, habe das Ganze nichts zu tun, versicherte die Stadtteilbeauftragte Sophie Hufnagl. „Das war seit Längerem ein großer Wunsch des Oststadtvereins.“ Und was will man gegen möglichen Vandalismus oder nächtliche Saufgelage unternehmen? „Die Erfahrungen anderer Pop-up-Maßnahmen waren sehr positiv und zeigen, dass die Sozialkontrolle funktioniert“, so Katja Bald, die Gemeinwesenbeauftragte der Stadt. Ein Vorteil sei zudem, dass alles gut einsehbar sei.

Nun ist es an den Oststädtern, den Platz während der zwei Monate mit Leben zu füllen. Am Samstagnachmittag war das noch der Fall, am Sonntag herrschte dagegen gähnende Leere. Es braucht eben seine Zeit, bis das Angebot bekannt ist.